Englische MonarchieHarry verschwindet aus dem Familienporträt
Kaum war die Krönung zu Ende, sass Prinz Harry schon im Flugzeug zurück in die USA. Wie die britische Presse den Kurzauftritt zu deuten versucht – und die Royals damit umgehen.
Wie schnell ist er von der Westminster Abbey zum Flughafen gekommen? Wie lange war er im Buckingham-Palast und wozu? War er überhaupt dort?
Harrys Kurzbesuch an der Krönungsfeier seines Vaters beschäftigt die britische Presse. Auch Tage nach dem Event versuchen allen voran die «Daily Mail» und der «Telegraph» Details des Aufenthalts von Harry nachzuzeichnen.
Die bisherigen Erkenntnisse: Prinz Harry ist 13:15 Uhr Ortszeit von der Zeremonie aufgebrochen. Das ist verbürgt, es gibt Fotos, wie er vor der Abbey in einen schwarzen BMW einsteigt. Um 14 Uhr wurde er dann am Flughafen Heathrow gesichtet, von wo aus er mit einem gewöhnlichen Linienflug zurück nach Los Angeles reiste.
Die Interpretation: Harry hat wirklich nur das Nötigste getan.
Was in den 45 Minuten dazwischen noch geschah, sorgt für Spekulation und reichlich Newsstoff. Der «Telegraph» behauptet, Harry hätte noch im Buckingham-Palast vorbeigeschaut, für nicht mal 30 Minuten, wo er allerdings niemanden aus der Familie getroffen, sondern nur ein paar administrative Dinge erledigt haben soll.
Dem widersprechen Nachforschungen der «Daily Mail» – die Zeit hätte kaum gereicht. Mithilfe eines Sicherheitsexperten rechnen sie nach, dass Harry wohl direkt von der Westminster Abbey zum Flughafen gefahren ist. Die Fahrt wird in einer Karte nachgezeichnet, gestützt mit Bildern vom schwarzen BMW, der von einem Polizei-Töff begleitet durch London fuhr. Die Interpretation der «Daily Mail»: Harry hat wirklich nur das Nötigste getan am grossen Krönungstag seines Vaters.
Allein, dass Harry ohne Ehefrau Meghan und Kinder zur Krönung angereist ist, hat in England vorab für Kritik gesorgt. Dass er auch noch direkt nach der Zeremonie wieder zurück zu seiner Familie in den USA gereist war, löste weitum Unverständnis aus.
König Charles soll sich gemäss «Daily Mail» in seiner Ansprache beim Bankett im kleinen Kreis enttäuscht gezeigt haben – und einen Toast auf alle ausgesprochen haben, «die nicht hier sind». Also: Harry und Familie. Damit spinnt die britische Tabloid-Presse ihr kritisches Narrativ weiter. Zur Erinnerung: Der Prinz hat gegen den Verlag der «Daily Mail» erfolgreich geklagt, weil sich die Zeitungen mit unlauteren Mitteln Informationen verschafft hatten. Noch im März war Harry deshalb in London vor Gericht erschienen.
Bei Harrys Krönungsquickie kommen einige Punkte zusammen. Der Termin wurde weit im Voraus geplant und auf den 6. Mai gelegt. Das ist der Geburtstag von Harrys Sohn Archie, das war den Zuständigen klar. Damit wurden Harry und Meghan in eine unangenehme Situation gebracht – Meghan entschied sich dafür, dass sie den Geburtstag ihres Kindes nicht verpassen würde. Mit ihrer belasteten Vorgeschichte mit den Royals dürfte ihr die Entscheidung noch etwas leichter gefallen sein. Zudem ist nicht klar, ob neben Harry und Meghan deren Kinder überhaupt eingeladen waren.
Bei der Krönungszeremonie selbst wurde Prinz Harry dann in der dritten Reihe positioniert, unter wenig wichtigen Royals und dem diffamierten Andrew, obwohl er immer noch auf Platz 5 in der Thronfolge ist. Dass Harry an dem Tag keine grosse Rolle spielen soll, war damit offensichtlich. Als Harry ausserdem im März nach dem Release seines kontroversen Buchs «Spare» für einen Überraschungsbesuch im Land war, hatte Charles keine Zeit für ihn.
Nun der jüngste Stich gegen Harry: In den neuen offiziellen Porträts der britischen Royals wird die «verschlankte Monarchie» gezeigt, die König Charles aufbaut. Lediglich zwölf Personen sind darauf zu sehen (nur vier sind unter 70 Jahre alt). Direkt neben dem Monarchen posieren dessen Schwester Anne zur Rechten und seine Frau Camilla zur Linken. Auch Prinz William steht noch auf der obersten Stufe, neben ihm dessen Frau Kate, Princess of Wales.
Harry hat keinen Platz. Die Verabschiedung des Prinzen aus dem royalen Zirkus – sie wird auf beiden Seiten vorangetrieben.
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