Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Handball-EM in Basel
Nicht einmal 23 – warum das Schweizer Team so jung ist

Switzerland's players thank the fans after the Women's EHF EURO 2024 preliminary round group D handball match between Denmark and Switzerland at the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Sunday, December 1, 2024. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der Auftakt in die Handball-EM war für die Schweizerinnen einigermassen turbulent. Im ersten Spiel gaben sie eine 10-Tore-Führung beinahe noch aus der Hand. Und am Sonntag war Dänemark klar stärker.

Beides ist nicht ganz überraschend. Das Schweizer Team ist noch extrem jung, es fehlt an Routine. Das Durchschnittsalter gegen Dänemark betrug nicht einmal 23 Jahre. Linksaussen Era Baumann und Goalie Seraina Kuratli sind gar erst 17-jährig. Beide kamen gegen die Däninnen zu ihrer EM-Premiere. «Vor zwei Jahren hätte ich mir das nie erträumt», sagt Era Baumann.

Damals debütierte sie in der höchsten Schweizer Liga – und begann zusammen mit Kuratli an der Handball-Academy im OYM in Cham ihre Ausbildung. Das OYM gehört zu den neusten und professionellsten Trainingsanlagen der Schweiz, es existiert seit vier Jahren. Auch das ist ein Grund dafür, dass die Schweiz eines der jüngsten Teams der EM stellt.

Vor vier Jahren hat der Verband begonnen, eine Akademie nach dem Vorbild der Niederlande aufzubauen. «Beim Verband hat man sich gefragt, ob man in den Frauensport investieren will», erzählt Simona Furger, die Leiterin der Akademie. Dies sei mit Ja beantwortet worden, und mit dem OYM habe man den «Ferrari» ausgewählt, das zahle sich langsam aus.

Sieben der 18 Spielerinnen im EM-Kader waren an der Akademie. Nicht zu ihnen gehört die erst 19-jährige Leistungsträgerin Mia Emmenegger. Trotzdem ist sie Fan der Akademie. «Sie zeigt den jungen Spielerinnen, dass Handballerin ein Beruf sein kann», sagt sie.

Von Sonntagabend bis Donnerstagmittag leben Kuratli und Baumann an der Akademie und trainieren jeweils zweimal täglich. Zwischen den beiden Trainings gehen die Spielerinnen zur Schule. Um 18 Uhr ist Feierabend. «Dann beginnt die Regenerationszeit», sagt Furger. Auf diese werde oft zu wenig Wert gelegt im halbprofessionellen Umfeld. Baumann sagt: «Das Leben in der Akademie ist die Vorstufe zum Profileben.»

Vereine müssen Kompromisse eingehen

Eine gute Trainingsstätte allein reiche aber nicht, sagt Furger. Auch die Vereine müssten ihren Teil beitragen. Sie verzichten während der Woche auf ihre besten jungen Spielerinnen.

Am Donnerstagabend und Freitag trainieren sie mit ihrem Club GC Amicitia Zürich, mit dem sie am Wochenende die Meisterschaft bestreiten. «Wir sehen uns also sechs Tage in der Woche – und wenn ich sechs Tage sage, meine ich ganze Tage», sagt Baumann. Natürlich entwickle sich da eine Freundschaft. Sie beschreibt Kuratli als «sehr liebevolle» Person. Das Zimmer teilen sie sich aber weder beim Nationalteam noch auf dem Campus am OYM. «Das war aber kein aktiver Entscheid, sondern hat sich so ergeben», sagt Kuratli. Die Torhüterin schliesst in zwei Jahren das KV ab, Baumann macht dann die Matur. Diese beiden Optionen bietet die Handball-Academy – das primäre Ziel ist aber ein anderes. «Die Absolventinnen sollen eine Profikarriere anstreben», sagt Furger.

Den ersten Schritt wollen Baumann und Kuratli an der Heim-EM machen. «Ich glaube, das wird uns für immer verbinden», sagt Baumann. Mit einem Sieg gegen Kroatien kann sich das Schweizer Team am Dienstagabend für die Hauptrunde qualifizieren.