Versicherung fürs FahrzeugHagelschaden am Auto: Reparieren oder Pauschalbetrag kassieren?
In den vergangenen Wochen kam es an Tausenden von Fahrzeugen zu Hagelschäden. In manchen Fällen ist ein Geldbetrag sinnvoller als eine Reparatur.
In den vergangenen Wochen haben Unwetter überregional Schäden in Milliardenhöhe angerichtet. Allein die Versicherungsgesellschaft Axa hat aufgrund der Unwetter seit Mitte Juni mehr als 33’000 Meldungen für Hagelschäden mit einer Versicherungssumme von über 143 Millionen Franken erhalten. Bei drei Viertel dieser Schäden geht es um Fahrzeuge.
Viele Betroffene konnten bereits in den vergangenen Tagen ihr Auto in einem Hagel-Drive-in vorführen. Die Firma PDR-Team mit Sitz in Tuggen SZ organisiert für verschiedene Versicherer solche Drive-ins.) Sie mietet dafür jeweils eine Halle im Epizentrum eines Hagelzuges. Dutzende Angestellte, Freelancer und Mitarbeitende von Schwestergesellschaften in Deutschland sowie Frankreich reisen an, wie kürzlich auf dem Messegelände in Thun. Dort begutachteten sie innert kurzer Zeit mehrere Hundert Fahrzeuge. Sie zählen Dellen und beurteilen, wie gravierend diese sind. In seltenen Fällen gibt es auch beschädigte Scheiben.
Weitere Einsätze organisierte Nathanael Kalisky, Geschäftsführer von PDR-Team, während den vergangenen Wochen in La Chaux-de-Fonds, Yverdon, Chavornay, Kriens, Wädenswil, Zug und St. Gallen. Nach seinen bisherigen Erfahrungen hagle es regelmässig in den Regionen Thun und Luzern. St. Gallen sei hingegen selten betroffen.
Auch Totalschäden
Immer wieder stellen die Fachleute auch einen «Totalschaden» fest, wie Kalisky erläutert. Das ist der Fall, wenn die Reparaturkosten den Wert des Fahrzeugs deutlich übersteigen.
Nach der Begutachtung eines Autos kommt es zum Gespräch, in dem ein Dellen-Experte die Schäden erläutert. Dann muss der Fahrzeugbesitzer entscheiden, ob er den Hagelschaden beheben lassen will oder ob ihm die Versicherung einen Pauschalbetrag auszahlen soll.
Bei diesem Entscheid spielen Alter und Zustand des Fahrzeugs eine Rolle. Wer ein älteres Auto besitzt und sich nicht an einigen Dellen stört, dürfte einen Pauschalbetrag vorziehen, selbst wenn dieser etwas weniger hoch ist als die Reparaturkosten. Die Versicherungsgesellschaft Helvetia begründet diesen Abschlag mit der eingesparten Mehrwertsteuer, die bei einer Reparatur angerechnet würde. Ob der Abschlag nicht manchmal höher ausfällt, ist schwierig zu prüfen. Auf jeden Fall erhalten Betroffene bei Hagelschäden einen stattlichen Betrag. Die meisten nehmen das Geld, wie sowohl Kalisky als auch Versicherer bestätigen.
Die Auszahlung hat zudem den Vorteil, dass der Reparaturaufwand wegfällt und sofort Bares zur Verfügung steht, das ein Autobesitzer später allenfalls für den Kauf eines anderen Fahrzeugs verwenden kann.
Nachteile der Auszahlung
Die Auszahlung hat auch Nachteile. Bei einem neueren Wagen kann der Wiederverkaufswert deutlich sinken. Und kommt es später zu einem weiteren Hagelschaden, zahlt die Versicherung – wenn überhaupt – nur noch einen geringen Betrag. Und schliesslich gibt es auch Autofahrer, die Dellen an ihrem Fahrzeug schlicht nicht ausstehen können und deshalb die Reparatur vorziehen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.