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Interview zum Timing beim Buchen
Günstig in die Ferien? Das sind die Tipps vom Profi

Glückliche Familie vergnügt sich am Strand bei Sonnenuntergang.
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Gerade sommerlich ist es draussen ja noch nicht. Trotzdem fangen die Ersten jetzt an, ihre Sommerferien zu organisieren: Von 27’000 Reisenden, die von der Buchungsplattform Booking.com unlängst befragt wurden, gab jeder Vierte an, seinen Urlaub drei bis sechs Monate im Voraus zu buchen. Ist das clever, lässt sich so eine schöne Stange Geld sparen? Oder sollte man doch besser auf Last Minute pokern?

Wir haben einen gefragt, der es wissen muss. Robin Engel ist Tourismusexperte und lehrt an der HFT (Höhere Fachschule Tourismus) in Luzern, zudem hat er sich 2021 mit dem auf Nordamerika spezialisierten Reisebüro Go2travel selbstständig gemacht.

Herr Engel, wann sollte ich meine Sommerferien buchen, um den besten Preis zu bekommen?

Möglichst bald! Je beliebter das Ziel, desto schneller sollte man aktiv werden. Denn wirklich alles wird teurer, je näher der Sommer rückt – Hotels, Ferienwohnungen, Flüge, Campingplätze. Zudem profitiert der frühe Vogel gleich doppelt.

Wie meinen Sie das?

Erstens bekommt man oft Frühbucherrabatt, zweitens – und fast wichtiger – hat man noch die volle Auswahl. Bei Last-Minute-Angeboten kann es passieren, dass man als «Lumpensammler» endet, weil man halt nehmen muss, was noch da ist.

Vor ein paar Jahren war Last Minute wahnsinnig beliebt. Nun hört man aus der Branche: Last Minute ist tot.

Gerade beerdigen würde ich Last Minute schon noch nicht; mit etwas Glück kann man nach wie vor ein Schnäppchen machen. Aber der Trend geht sicher in die Richtung, dass die Leute ihre wenigen freien Wochen im Jahr maximal auskosten wollen – und dafür lieber etwas tiefer in die Tasche greifen, als aus einem billigen Restposten auszuwählen.

Das heisst, es gibt auch gar nicht mehr so viele Last-Minute-Angebote wie früher?

Ja, das würde ich unterschreiben. Die «Geiz ist geil»-Mentalität ist einem Qualitätsbewusstsein gewichen. Da spielt auch die Nachhaltigkeit eine Rolle.

Mann mit lockigem Haar und kariertem Hemd lächelt in die Kamera vor grauem Hintergrund.

Wenn man doch auf Last Minute pokert – sollte man das nur als Alleinreisender oder Paar tun, oder funktioniert das auch für Familien?

Kommt darauf an, wie flexibel die Familie ist. Wenn man einfach Badeferien machen will, egal wo, Hauptsache, Meer und günstig: Wieso nicht? Allerdings: Wenn die Kids zwei Tage vor Ferienbeginn immer noch nicht wissen, ob sie demnächst Sandburgen bauen können oder nicht, dürfte das am Küchentisch anstrengend werden.

Stichwort Meer: Gibt es Reiseziele, die Sonnenhungrige nicht auf dem Radar haben, die aber eine günstige Alternative zu den üblichen Verdächtigen rund ums Mittelmeer sind?

Definitiv an Boden gewonnen hat Europas Südosten, der vor zehn, fünfzehn Jahren touristisch noch in den Kinderschuhen steckte. Vorreiter war Kroatien, das freilich auch nicht mehr so günstig ist; inzwischen haben Albanien und Montenegro stark aufgeholt. Die Preise ziehen dort jetzt zwar auch an. Aber für Budgetbewusste sind das immer noch interessante Destinationen, zumal sie auch landschaftlich sehr attraktiv sind.

Wenn es nicht zwingend Badeferien sein müssen: Welche Ziele warten 2025 mit einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis auf?

Das Baltikum und überhaupt die Ostseeregion, etwa Nordpolen, wo das westliche Publikum seit dem Ukraine-Krieg eher zurückhaltend ist. Allerdings sind die günstigen Preise dort auch einer gewissen Wetterunsicherheit geschuldet. Gfrörlige sollten also lieber einen Pulli mehr einpacken.

Wie reist eigentlich die Gen Z im Vergleich zu den älteren Semestern? Hauptsache günstig oder Hauptsache nachhaltig?

Es gibt durchaus solche, die voll die Ökoschiene fahren und konsequent nur mit Zug und Velo verreisen, allerdings auch solche, die für möglichst wenig Zaster möglichst weit herumkommen wollen. Ich mag ihnen daraus keinen Strick drehen; waren wir nicht alle mal jung und wollten mit einem schmalen Budget die ganze Welt sehen? Generell, würde ich sagen, ist die Gen Z in Sachen Umweltschutz schon sensibilisierter. Wer sich vor 20 Jahren das Fliegen aus Nachhaltigkeitsgründen verkniff, wurde schräg angesehen. Heute nicht mehr.

Das gute alte Reisebüro: Sollte, wer günstig verreisen möchte, von Anfang an einen Bogen darum machen?

Wem es nichts ausmacht, sich tagelang durch Vergleichsportale zu klicken, der wird so unter Umständen ein paar Fränkli sparen. Dann kommt es auf die Destination an. Wer nach München reist, schafft es wohl auch ohne Unterstützung, den Zug und ein Hotel zu buchen. Wer aber drei Wochen durch die argentinische Pampa trekken will, womöglich ohne Spanischkenntnisse, riskiert als Selbstbucher, unerfreuliche Überraschungen zu erleben: Plötzlich erweisen sich manche Etappen als anspruchsvoller als erwartet, oder es fehlen Bewilligungen, die man im Vorfeld hätte einholen müssen. Solche Scherereien generieren Zusatzkosten und Stress, und vor allem geht wertvolle Ferienzeit flöten. Rückblickend hätte man wohl gern ein paar Hunderter mehr bezahlt und die Dienstleistung eines Profis in Anspruch genommen.

«Pauschalreisen sind meist preiswerter, weil Veranstalter Mengenrabatte bekommen.»

Wann fahre ich besser: mit einer Pauschalreise, oder wenn ich alle Komponenten einer Reise selbst buche?

Pauschalreisen sind meist preiswerter, weil Veranstalter grössere Mengen an Flugplätzen und Hotelzimmern kaufen und so Mengenrabatte aushandeln können. Zudem ist man abgesichert: Wenn ein Hotel pleitegeht oder ein Flug gecancelt wird, ist der Reiseveranstalter verpflichtet, eine Lösung zu suchen.

Eine wahre Lotterie, so scheint es zumindest, sind Flugreisen. Ihr Tipp, wie man an günstige Tickets kommt?

Wenn Sie nicht an ein bestimmtes Datum gebunden sind, schauen Sie sich mal die Verbindungen dienstags oder mittwochs an. Montage und Donnerstage sind für Geschäftsreisen stark nachgefragt, Wochenenden bei Freizeitreisenden. Es könnte sein, dass Sie dann günstiger fahren. Das Gleiche gilt für Verbindungen sehr früh am Morgen oder spät am Abend.

Angenommen, ich möchte am 2. August nach San Francisco fliegen. Buche ich sofort oder warte ab?

Wenn Sie zuwarten, haben Sie vielleicht Glück und zahlen zwei Wochen vor Abflug 100 Franken weniger für das Ticket. Coole Sache – wenn es Sie nicht stört, sechs Monate in Ungewissheit zu leben, ob es dann noch Platz hat.

Und wie sieht es beim Mietauto aus? Kann man auf ein Kontingent an Autos hoffen, die nicht vermietet wurden und kurzfristig extragünstig zu haben sind?

Im Januar oder November können Sie solche Stunts abziehen. Aber wenn Sie in den Sommerferien unterwegs sind, halte ich das für eine ganz, ganz schlechte Idee. Ausserdem: Es hat meist einen Grund, warum ein Auto noch nicht vermietet ist. Diesen Ladenhüter wollen Sie nicht, glauben Sie mir. Buchen Sie möglichst früh.

Zum Schluss noch eine Stilfrage: Darf man beim Hotel anrufen und nach einem Rabatt, einem Gratis-Upgrade, einem Gratisparkplatz fragen?

Wir Schweizer tun uns mit so was ja eher schwer. Grundsätzlich kostet fragen nichts, wenn man die Antwort nicht scheut. Und wer es auf charmante Art und Weise tut, riskiert wohl nicht gerade, dass einem der Réceptionist einen schwarzen Punkt hinter die Buchung macht.