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Umbau beim orangen Riesen
Grünes Licht für Neustart bei den Migros-Supermärkten

Das Supermarktgeschäft der Migros soll effizienter werden.
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Der Verwaltungsrat des Migros-Genossenschaftsbunds (MGB) hat entschieden: Die Migros wird ihr Supermarktgeschäft zusammenlegen. Damit ist der erste Schritt zur Gründung der sogenannten Supermarkt AG oder Supermarkt-Organisation, wie die Migros in einer Medienmitteilung am heutigen Donnerstag schreibt, getan.

Noch ist nicht klar, ob die neue Einheit die Form einer AG haben wird. Auch der Name der Einheit ist noch nicht bestimmt – «Migros» wird sicher Bestandteil davon sein, sagt der Migros-Sprecher Marcel Schlatter.

In einem zweiten Schritt müssen noch die Verwaltungsräte der zehn regionalen Genossenschaften zustimmen. Da der Grundgedanke aber aus den Genossenschaften kam, ist mit einem Nein zur neuen Einheit kaum zu rechnen. Der Prozess läuft bis zum 24. Mai.

Tochter mit eigener Geschäftsleitung

Die neue Einheit wird als Tochterunternehmen beim MGB angesiedelt sein, heisst es in der Mitteilung. Strategisch wird sie durch einen eigenen Verwaltungsrat und operativ durch eine eigene Geschäftsleitung geführt werden. Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Genossenschaften und des MGB werden im Verwaltungsrat Einsitz nehmen. Die regionale Marktbearbeitung, der operative Vertrieb und das Verkaufsstellennetz werden durch die zehn regionalen Genossenschaften verantwortet.

«In den kommenden Wochen und Monaten werden wir gemeinsam an der konkreten Ausgestaltung der neuen Organisation arbeiten, die Gründung der neuen Gesellschaft vorbereiten und erste personelle Entscheidungen treffen», wird Ursula Nold, Präsidentin der Verwaltung MGB, in der Mitteilung zitiert.

Mit dem Grundsatzentscheid sind die Weichen für eine Fusion des Kerngeschäfts gestellt, das nun in einer zentralen Servicegesellschaft zusammengelegt werden soll. Der Entscheid sendet ein deutliches Signal: Es soll einen Neustart bei der Organisation der Supermärkte geben. Die neue Einheit soll schlanker sein als der bisherige Entscheidungsapparat.

Die Gleichberechtigung innerhalb der Genossenschaften in diesem Bereich kommt dabei unter Druck. Bisher hatten alle zehn Regionen bei wichtigen Entscheiden je eine Stimme. So etwa im Ausschuss Detailhandel, wo strategische Beschlüsse zum Kerngeschäft fallen. Das führte teilweise dazu, dass Entscheide nicht einheitlich getroffen wurden.

Kerngeschäft soll effizienter werden

Besonders im Supermarktgeschäft kann sich die Migros Alleingänge nicht mehr leisten. Denn das Kerngeschäft steht unter Druck. Auch, weil hier die regionalen Genossenschaften das Sagen haben und ihr Sortiment zum Teil selber gestalten und autonom über ihr Filialnetz entscheiden.

Im wichtigen Kerngeschäft der Detailhändlerin kam es durchaus vor, dass sich Genossenschaften um Entscheide foutierten, die vom MGB angestossen wurden. So kam es beispielsweise vor, dass Produkte der Billiglinie M-Budget nicht in allen grossen Filialen erhältlich waren, obwohl dies vom MGB so entschieden wurde. Die Autonomie der Genossenschaften führte zudem zu hohen Kosten, die sich wiederum auf den Gewinn auswirkten.

Mit 24,7 Milliarden Franken blieb der Detailhandelsumsatz aller Unternehmen der Migros-Gruppe in der Schweiz im letzten Jahr stabil. Der Gewinn hingegen schrumpfte um 30 Prozent. Zwar schrieb keine der zehn Genossenschaften rote Zahlen. Aber einige mussten einen massiven Umsatzrückgang hinnehmen – etwa das Tessin mit einem Minus von 11 Prozent.

Der mittlerweile abgetretene Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen zeigte an seiner letzten Medienkonferenz denn auch auf, wie sich die Geschäftsbereiche der Migros in seiner fünfjährigen Amtszeit entwickelt haben. Die Genossenschaften kamen dabei schlecht weg.  Der Betriebsgewinn der zehn Genossenschaften sank seit 2017 um 23 Prozent auf noch 197 Millionen Franken. Die übrigen Geschäfte der Migros-Gruppe, zu denen unter anderem die Migros Bank oder der Gesundheitsbereich gehören, legten beim Betriebsgewinn dagegen um 4 Prozent auf 431 Millionen zu.

In der neuen Supermarkt-Organisation werden nur noch wenige Köpfe das Sagen haben und wichtige Entscheide schneller treffen. So soll das Kerngeschäft effizienter gesteuert werden.

Ab dem 1. Januar 2024 soll die neue Organisation operativ tätig sein, in den kommenden Monaten gilt es, die wichtigsten Fragen zu klären: Wie wird das neue Konstrukt aussehen und wer wird es leiten? Bisher wurden Peter Diethelm, Chef der Migros Ostschweiz, Reto Sopranetti, Migros-Aare-Chef und MGB-Marketingchef Matthias Wunderlin als Kandidaten gehandelt.

«Es ist wichtig, wenn wir Kosten sparen und letztlich unsere Produkte zu attraktiven Preisen anbieten können.»

Fabrice Zumbrunnen, ehemaliger Migros-Chef

Was bedeutet die neue Einheit für den neuen Migros-Chef Mario Irminger? Wie wird sich seine Funktion von derjenigen des neuen Supermarkt-Chefs abgrenzen? Wahrscheinlich wird die neue Chefin oder der neue Chef der neuen Einheit im Kerngeschäft das Sagen haben und nicht Mario Irminger als Chef des MGB.

Seit Mai der neue Chef des Migros-Genossenschaftsbunds: Mario Irminger.

Was heisst der Entscheid für die Kundinnen und Kunden? «Es ist wichtig, wenn wir damit das Angebot für unsere Kundinnen und Kunden verbessern können, sprich: wenn wir Kosten sparen und letztlich unsere Produkte zu attraktiven Preisen anbieten können», sagte der nun abgetretene Chef Fabrice Zumbrunnen im Januar im Interview mit dieser Zeitung. Eine Aussage, der der neue Chef Mario Irminger sicherlich nichts entgegensetzen würde. Ob die Preise tatsächlich «attraktiver» werden, wird sich zeigen.

Die Idee, das Supermarktgeschäft auszulagern, besteht schon länger. Intern lief das Projekt bisher unter dem Namen «Fit pour le Futur». Bereits im Dezember hatten die elf entscheidenden Migros-Gremien, die Verwaltungsräte der Zentrale sowie der zehn Genossenschaften grünes Licht für die Prüfung des Projekts gegeben. Ein achtköpfiges Projektteam mit je vier Vertretern der Regionalgenossenschaften und des MGB waren daran, die Kompetenzen der sogenannten Supermarkt AG zu definieren.