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Rücktritt des Grünen-Präsidenten
Schlatter, Ryser, Girod – diese Frauen und Männer könnten Balthasar Glättli beerben

Balthasar Glaettli, Parteipraesident Gruene, Mitte, spricht an der Seite von Aline Trede, Nationalraetin GP-BE, und Lisa Mazzone, Staenderaetin GP-GE, waehrend einer Medienkonferenz der Gruenen am Wahltag der Eidgenoessischen Parlamentswahlen, am Sonntag, 22. Oktober 2023 im Bundeshaus in Bern. Die Schweizer Buergerinnen und Buerger waehlen das Bundesparlament mit den beiden Kammern Nationalrat und Staenderat. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
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Balthasar Glättli tritt als Parteipräsident der Grünen ab und macht Platz für neue Kräfte an der Spitze der Partei. Seine Nachfolge wird an der Delegiertenversammlung im April gewählt. Wer kommt für das anspruchsvolle Amt infrage?

Erste Gespräche mit grünen Parlamentariern und Parlamentarierinnen zeigen: Viele wünschen sich ein Kopräsidium, das die Deutsch- und die Westschweiz berücksichtigt. Während einige laut über eine Kandidatur nachdenken, sagen auch erste Favoritinnen ab. Ein Überblick:

Marionna Schlatter, ZH

Nationalraetin Marionna Schlatter, GP-ZH, am Mittwoch, 20. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Gaëtan Bally)

Zu den Namen, die in Gesprächen am häufigsten genannt werden, gehört jener der Zürcherin Marionna Schlatter. Sie sagt: «Es gilt jetzt, die Parteileitung zu erneuern. Jeder und jede in unserer Fraktion sollte sich überlegen, ob er oder sie dafür infrage kommt.»

Schlatter selbst will sich noch nicht festlegen. «Das ist ein Job, in den man auch persönlich extrem viel investieren muss. Ich möchte das in Ruhe mit meiner Familie anschauen.» Grundsätzlich wäre das Amt jedoch mit ihren bisherigen Verpflichtungen vereinbar, sagt die 43-Jährige, die neben ihrem Parlamentsmandat auch als diplomierte Pilzkontrolleurin unterwegs ist und den Verband Fussverkehr Schweiz präsidiert.

Schlatter sitzt seit 2019 für die Grünen im Nationalrat. Sie sagt, es sei bestimmt nicht einfach, eine Partei zu übernehmen, die gerade einen grossen Wahlverlust eingefahren habe. «Aber ich glaube daran, dass die Grünen über grosse erneuerbare Energien verfügen.»

Florence Brenzikofer, BL

Nationalraetin Florence Brenzikofer, GP-BL, am Donnerstag, 21. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Auch die Baselbieter Nationalrätin Florence Brenzikofer schliesst eine Kandidatur nicht aus. Die Sekundarlehrerin ist Vizepräsidentin und sagt: «Wir werden sicher intern diskutieren.» Noch sei es aber zu früh für einen Entscheid. Die Ansage Glättlis, nicht wieder anzutreten, erfolge zwar frühzeitig. «Aber man muss bedenken, was wir für einen Prozess vor uns haben.» Nun gelte es, einen Wahlausschuss zu definieren, der das Prozedere begleite und geeignete Kandidatinnen und Kandidaten prüfe. Brenzikofer sitzt ebenfalls seit 2019 für die Grünen im Nationalrat.

Franziska Ryser, SG

Nationalraetin Franziska Ryser, GP-SG, am Donnerstag, 21. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Gaëtan Bally)

Zu den Favoritinnen gehört die St. Gallerin Franziska Ryser. Obwohl die Grünen schweizweit verloren haben, wurde Ryser in ihrem Kanton 2023 Panaschierkönigin. Wählerinnen und Wähler anderer Parteien schrieben sie also besonders oft auf ihre Wahlzettel. Im Frühjahr kandidierte sie für den frei werdenden Ständeratssitz des abtretenden Paul Rechsteiner und verschaffte sich mit ihren Auftritten Respekt über die Parteigrenzen hinaus. Der einflussreiche Bauernpräsident Markus Ritter (Mitte) nannte sie gar als mögliche grüne Bundesratskandidatin. Ryser war für eine Stellungnahme noch nicht erreichbar. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die 32-Jährige ein Kind erwartet.

Sibel Arslan, BS

Nationalratskandidatin Sibel Arslan (Buendnis Gruene BastA!, bisher) im Wahlforum fuer den Kanton Basel-Stadt an den Eidgenoessischen Wahlen in Basel, am Sonntag, 22. Oktober 2023. Die Schweizer Buergerinnen und Buerger waehlen das Bundesparlament mit den beiden Kammern Nationalrat und Staenderat. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Auch die Baslerin Sibel Arslan wird als mögliche Anwärterin für das Parteipräsidium gehandelt. Die 43-Jährige sagt: «Ich schliesse eine Kandidatur derzeit nicht aus.» Allerdings gelte es, die Ausgangslage in Ruhe zu analysieren. Für sie ist klar, dass ein Kopräsidium das Beste für die Partei wäre: «Dieses Amt allein zu meistern, ist sehr anspruchsvoll.»

Wichtig sei, dass verschiedene Regionen der Schweiz im Präsidium vertreten seien. In der Partei gebe es viele gut qualifizierte und interessante Kombinationen. Sie selbst könnte sich – sollte sie denn antreten – etwa ein Kopräsidium mit dem Genfer Nicolas Walder vorstellen, mit dem sie etwa auch in der Aussenpolitischen Kommission und Rechtskommission gut zusammenarbeite. «An fähigen Leuten mangelt es zum Glück nicht.»

Bastien Girod, ZH

Nationalrat Bastien Girod, GP-ZH, am Mittwoch, 20. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

«Ich sehe mich selber eher nicht im Vordergrund», sagt der Zürcher Nationalrat Bastien Girod. Auch wenn er nun Zeit hätte – der Umweltwissenschaftler hat letzte Woche bei der zuletzt stark in Kritik geratenen Firma South Pole gekündigt. «Ich schliesse es sicher nicht aus und werde es mir gründlich überlegen.»

Primär sieht er nun aber «eher» eine Frau an der Spitze der Partei, wie es Girod vorsichtig formuliert. «Zumindest in einem Kopräsidium müsste sicherlich eine Frau vertreten sein.» Auch sehe er sich nach seinen 16 Nationalratsjahren in einer anderen Rolle: «Ich fokussiere mich mehr auf überparteiliche Lösungen, das wäre als Parteipräsident nicht mehr in dem Ausmass möglich.» Es müsse jemand mit weniger Parlamentsjahren sein, «da sind wir mit der 19er-Generation gut aufgestellt. Einige konnten ihren Sitz schliesslich trotz Krise verteidigen.»

Irène Kälin, AG

Nationalraetin Irene Kaelin, GP-AG, am Donnerstag, 21. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Die Aargauer Nationalrätin Irène Kälin hat bereits nach der Wahlniederlage im Oktober die Frage aufgeworfen, ob das aktuelle Parteipräsidium die grüne Wählerschaft noch ideal repräsentiere. Nun sagt die 36-Jährige: «Ich ziehe meinen Hut vor Balthasar Glättli. Es zeugt von seiner Analysefähigkeit, dass er sich jetzt zurückzieht und Platz macht für neue Kräfte an der Spitze.»

Sie wünsche sich ein «junges Doppelduo», idealerweise bestehend aus einer Frau und einem Mann aus verschiedenen Landesteilen. Kälin schliesst eine Kandidatur selbst nicht aus – für jemanden, der «bereits Zukunftswünsche und Fragen geäussert hat», wäre das aus ihrer Sicht nicht opportun. «Ich dränge mich aber auch nicht auf. Aus meiner Sicht gibt es noch geeignetere und spannendere Menschen in der Partei, etwa Franziska Ryser, Marionna Schlatter und Sibel Arslan. In der Westschweiz sehe ich beispielsweise Fabien Fivaz oder Raphaël Mahaim als mögliche Kandidaten.»

Mathias Zopfi, GL

Staenderat Mathias Zopfi, GP-GL, am Mittwoch, 20. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Gaëtan Bally)

Mathias Zopfi wurde vom Rücktritt Glättlis überrascht. Zopfis Name fällt immer wieder, wenn es um die Zukunft der Partei geht, zuletzt im Zusammenhang mit den Bundesratswahlen. Zopfi sagt jedoch: «Für das Parteipräsidium bin ich wohl nicht der ideale Kandidat. Als Glarner Ständerat bin ich auch dem Kanton verpflichtet. Dazu kommt, dass ich als Anwalt zeitlich schon sehr ausgelastet bin.»

Allerdings interessiere es ihn sehr, wer das Amt künftig übernehme. Es brauche jemanden, der die Grünen auch gegenüber der Zusammenarbeit mit Mitte und GLP weiter öffnen könne. «Ich glaube, dass es unter den 2019 Gewählten einige gibt, die sehr geeignet wären, die Partei in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.» Dies sei allerdings eine politische Einschätzung – wie die persönlichen einzelner Personen aussehen, wisse er nicht. Das müsse nun intensiv diskutiert werden.

Aline Trede, BE

Nationalraetin Aline Trede, GP-BE, am Mittwoch, 20. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Gaëtan Bally)

Aline Trede ist derzeit Fraktionschefin der Grünen. Die 40-jährige Umweltnaturwissenschaftlerin ist Inhaberin einer Kampagnenfirma. Hat sie Ambitionen, Balthasar Glättli an der Parteispitze zu beerben? Auf eine Anfrage reagierte sie bislang nicht.

Lisa Mazzone, GE

Lisa Mazzone, Staenderaetin Gruene Schweiz, spricht an einer Medienkonferenz des Komitees fuer die Demokratie-Initiative: Fuer ein Grundrecht auf Einbuergerung, am Dienstag, 23. Mai 2023 in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Die Genferin galt als Hoffnungsträgerin der Partei – bis sie am Sonntag die Wiederwahl in den Ständerat knapp verpasste. Ihre Abwahl war für viele in der Partei ein Schock, galt die 35-Jährige doch als eines der ganz grossen Talente der Partei. Gibt Mazzone nun ihr Comeback als Parteipräsidentin? Auf Anfrage verneint sie am frühen Nachmittag klar – das Präsidium müsse von einer Person besetzt sein, die im Parlament sitze. Ein paar Stunden später meldet sich Mazzone nochmals und sagt, sie wolle es doch nicht ausschliessen. Zunächst will sie aber abklären, ob das überhaupt möglich wäre als nicht-Parlamentarierin.

Gerhard Andrey, FR

Nationalrat Gerhard Andrey, GP-FR, am Dienstag, 19. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Gaëtan Bally)

Der IT-Unternehmer Gerhard Andrey wird im Dezember als grüner Bundesratskandidat versuchen, der FDP einen Sitz abzujagen – und dürfte damit aller Voraussicht nach scheitern. Manche sehen ihn auch als möglichen Parteipräsidenten der Grünen. 

Er sagt dazu: «Die Frage stellt sich für mich derzeit nicht. Wenn ich etwas gelernt habe: Es lohnt sich, einen klaren Fokus zu haben und sich nicht zu verzetteln.» Wie die Situation nach der Bundesratswahl vom 13. Dezember aussehe, könne er jetzt noch nicht sagen. Andrey ist es zudem wichtig festzuhalten: «Ich schätze Balthasar Glättli sehr als Parteikollegen und -präsidenten und arbeite gern mit ihm zusammen. Wir haben zudem auf kantonaler und Gemeindeebene weiter zugelegt und im Bundesparlament auch das zweitbeste Resultat unserer Geschichte erzielt. Das ist ein Verdienst, das wir auch ihm zu verdanken haben.»

Nicolas Walder, GE

Nationalrat Nicolas Walder, GP-GE, am Dienstag, 19. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Ein Name aus der Westschweiz, der in den Gesprächen immer wieder auftaucht, ist der von Nicolas Walder. Der Genfer wurde vor vier Jahren in den Nationalrat gewählt und ist in der Deutschschweiz noch wenig bekannt. Der studierte Soziologe war einst Stadtrat von Carouge, zudem arbeitete er mehrere Jahre beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz.