Wechsel an der Spitze«Ich bin das Gesicht dieser Niederlage»: Balthasar Glättli tritt als Präsident der Grünen zurück
Nach der Wahlniederlage zieht Balthasar Glättli die Konsequenzen: Er stellt sein Amt per April zur Verfügung.
Balthasar Glättli hat genug: Der Zürcher tritt als Präsident der Grünen zurück, wie zuverlässige Quellen aus der Partei bestätigen.
Der Schritt erfolgt kurz nach der schmerzhaften Wahlniederlage an den eidgenössischen Wahlen im Oktober. Die Grünen – 2019 noch grosse Wahlsiegerin – verloren 3,4 Prozentpunkte beim Wähleranteil und fünf Sitze im Nationalrat. Am Sonntag nun erfolgte der nächste Tiefschlag: Die Genferin Lisa Mazzone, die als Hoffnungsträgerin der Grünen galt und den Wahlkampf der Partei leitete, verpasste die Wiederwahl in den Ständerat.
Auch in der Waadt konnten die Grünen ihren Ständeratssitz nicht verteidigen. Die Partei verliert in der Folge die Gruppenstärke im Ständerat – und damit ihren Anspruch auf Posten in der Ratsleitung. Dies wirft die Partei um Jahre zurück.
«Ich bin das Gesicht dieser Niederlage»
Glättli gibt sich gegenüber SRF selbstkritisch. «Ich bin das Gesicht dieser Niederlage und die Grünen haben es verdient, mit einem neuen Gesicht in einen neuen Aufschwung starten zu können», sagt er.
Weiter resümiert er: «Oben muss man leuchten, unten wird man angepinkelt. Ich hatte nie Mühe mit der unteren Hälfte, aber wenn ich nicht mehr strahlen kann, ist es Zeit, den Stab an meinen Nachfolger oder meine Nachfolgerin weiterzugeben.»
Nachfolge-Wahl im April
Der 51-jährige Zürcher Balthasar Glättli sitzt seit 2011 im Nationalrat. Seit Juni 2020 präsidierte er die Grünen. Wie es in der Partei heisst, wird seine Nachfolge an der Delegiertenversammlung am 6. April gewählt.
Glättli, der im Zürcher Oberland aufgewachsen war, studierte Philosophie und Germanistik, anschliessend war er im IT-Bereich tätig. Er war lange Jahre Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Deutschschweiz, im Sommer gab er auch dieses Amt ab. Heute engagiert er sich ehrenamtlich im Vorstand der migrationspolitischen Organisation Solidarité sans Frontières und der Kampagnenorganisation Campax. Er ist verheiratet mit der SP-Nationalrätin Min Li Marti, zusammen haben sie eine Tochter.
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