Nach Ghanis Flucht aus KabulGrosse Wut auf Social Media: «Möge Allah den Verräter bestrafen!»
Nachdem sich der afghanische Präsident Ashraf Ghani kurz vor der Machtübernahme der Taliban ins Ausland abgesetzt hat, kritisieren ihn Twitter- und Facebook-Nutzer scharf.

Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban drücken viele Afghanen auf Social Media grosse Wut über den geflüchteten Präsidenten Ashraf Ghani aus.
Abdullah Abdullah, der Vorsitzende des Nationalen Rats für Versöhnung und vehementer Kritiker Ghanis, bestätigte in einem auf Facebook veröffentlichten Video die Flucht des Präsidenten und zeigte sich empört. «Er hat die Nation in diesem Zustand zurückgelassen, wofür Gott ihn zur Rechenschaft ziehen wird», sagte Abdullah. Auch das Volk werde über ihn richten.
Von Regierungsmitgliedern beschimpft
Auch der afghanische General und ehemalige Verteidigungsminister Bismillah Khan Mohammadi äusserte auf Social Media seinen Unmut. «Sie haben uns die Hände auf den Rücken gebunden und das Land verkauft», schrieb er auf Twitter. «Verdammt seien der reiche Mann und seine Bande.»
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«In diesen sieben Jahren wurde jedem bewiesen, dass er immer das Gegenteil von dem tat, was er dem Volk sagte!», twitterte der ehemalige Geheimdienstchef Rahmatullah Nabil, der bei den Wahlen 2019 gegen Ghani und Abdullah angetreten war.
Die afghanische Botschaft in Indien übte laut «Insider» ebenfalls scharfe Kritik am Präsidenten. In einem mittlerweile gelöschten Tweet des offiziellen Twitter-Accounts der Botschaft hiess es: «Wir schlagen uns alle die Köpfe ein vor Scham. Ghani Baba ist mit seinen Gaunern geflohen.» Ghani habe alles vermasselt und verpfuscht, hiess es weiter. «Wir entschuldigen uns bei allen dafür, dass wir dem Flüchtigen gedient haben. Möge Allah den Verräter bestrafen! Sein Vermächtnis wird ein Schandfleck in unserer Geschichte sein.»
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Stunden nach dem Tweet schrieb Abdulhaq Azad, Pressesprecher der afghanischen Botschaft in Indien, sein offizielles Twitter-Konto sei «gehackt» worden und er habe keinen Zugriff mehr darauf.
Ghani wollte «Blutvergiessen verhindern»
Auch die Sängerin Sedika Madadgar äusserte sich auf Facebook zu Ghani. Er habe Afghanistan zerstört, seinetwegen seien nun Tausende Kinder vaterlos. Ghani habe dem Land jegliche Sicherheit genommen und es schliesslich dem Feind übergeben. Er werde als das «schmutzigste Tier» in die Geschichte des Landes eingehen, schrieb Madadgar weiter.
Eine andere junge Frau schrieb auf Facebook, dass sie wegen Ghani nun ihre Bücher und Musikinstrumente verbrennen müsse, mit denen so viele Kindheitserinnerungen verbunden seien. Wieder andere teilten Bilder von Ghani und versahen diese mit Schimpfwörtern.
Der Präsident war am Sonntag ins Ausland geflüchtet, daraufhin betraten Taliban-Kämpfer den Präsidentenpalast in Kabul. Ghani, der seit 2014 Präsident ist, rechtfertigte seine Abreise. Es sei eine «schwierige Entscheidung» gewesen, Afghanistan zu verlassen, schrieb er in einem Faceebook-Post. Wäre er geblieben, hätten zahlreiche Landsleute den Märtyrertod erlitten und die Stadt Kabul wäre zerstört worden, schrieb er weiter.
Die bis nach Kabul vorgerückten Taliban hatten nach seinen Worten in der Vergangenheit erklärt, dass sie bereit seien, blutige Angriffe in Kabul zu verüben, um ihn von der Macht zu vertreiben. «Ich entschied mich, zu gehen, um dieses Blutvergiessen zu verhindern», schrieb Ghani. Die Taliban hätten ihre Macht mit Waffengewalt errungen und seien nun dafür zuständig, die Leben, das Vermögen und die Ehre der Bürger zu schützen.
/lif
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