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Neuer Chefredaktor bei «Spectator»
Schon mit 7 Jahren war der Posten sein Traumjob, 50 Jahre später ist er am Ziel

Britain's Levelling Up, Communities and Housing Secretary Michael Gove arrives at 10 Downing Street, central London, on May 22, 2024. Britain's annual inflation rate slowed to a near three-year low in April 2024 as energy prices cooled further, official data showed on May 22, 2024, easing a cost-of-living crunch before this year's general election. The Consumer Prices Index slowed to 2.3 percent from 3.2 percent in March, the Office for National Statistics revealed in a statement, dashing market expectations of a sharper slowdown to 2.1 percent. (Photo by HENRY NICHOLLS / AFP)
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Vor langer Zeit soll in Aberdeen im Nordosten Schottlands ein sieben Jahre alter Junge in einem Klassenzimmer gesagt haben, so zumindest geht die Legende: Wenn er gross sei, wolle er Chefredakteur des «Spectator» werden. 50 ereignisreiche Jahre später ist Michael Gove, Brexiteer und Ex-Minister, am Ziel, am Dienstag war sein erster Tag im neuen Job. Auf die Frage, wer und wie Gove sei, gibt diese Erzählung aus seiner Kindheit schon eine erste Antwort. Ein Siebenjähriger, der Chef eines konservativen politischen Wochenmagazins werden will? Michael Gove ist das, was man einen Nerd nennt.

Gove wurde 1967 geboren als Graeme Andrew Logan, Kind einer 23-jährigen alleinerziehenden Mutter, und zur Adoption freigegeben. Nach vier Monaten nahm ihn ein kinderloses Paar aus Aberdeen auf, Ernest und Christine Gove, sie nannten den Jungen Michael. Er besuchte eine Privatschule in Aberdeen, mit 16 trat er in die Labour-Partei ein. Er studierte Englisch in Oxford und wechselte zu den Konservativen; während des Studiums lernte er Boris Johnson kennen, er organisierte Johnsons Wahlkampf für das Amt des Präsidenten der Studentenvereinigung. Die Freundschaft hielt, bis Gove sich 2016 überraschend entschied, als David Camerons Nachfolger im Amt des Tory-Chefs zu kandidieren – und damit die Chancen seines Wegbegleiters zunichtemachte. Die Beziehung, so beschrieb es Gove danach, befinde sich nun «im Tiefkühlzustand».

Pflichtlektüre bei den Rechten

Auf eine ordentliche Karriere im Journalismus – Gove arbeitete unter anderem für den «Daily Telegraph» und als leitender Redakteur bei der «Times» – folgte eine mindestens ebenso ordentliche Karriere in der Politik. 2005 wurde er ins Unterhaus gewählt, er diente vier Premierministern auf fünf Ministerposten, wobei Goves Talent, sich stets so zu positionieren, dass er nie weit vom Zentrum der Macht entfernt war, in Westminster oft als bemerkenswert gesehen wurde. Gove ist ein begabter Rhetoriker und überzeugter Euroskeptiker, dessen Mitwirkung an der Brexit-Kampagne für den Ausgang des Votums eine entscheidende Rolle spielte.

Auch deshalb ist er nun eine logische Wahl beim «Spectator»: Das Magazin wurde kürzlich für 100 Millionen Pfund vom Brexiteer und politisch rechts stehenden Milliardär Paul Marshall gekauft. Die Auflage liegt nach eigenen Angaben zwar nur bei etwa 78’000 Exemplaren, gerade in konservativen, akademischen Kreisen aber gilt das Magazin als Pflichtlektüre. In den 2000er-Jahren war Boris Johnson Chefredaktor des Blattes, ehe er in die Politik wechselte. Gove geht nun den umgekehrten Weg.