App-Store für AndroidGeheime Absprache zwischen Spotify und Google
Weil der Streamingdienst für Android unverzichtbar ist, verzichtet Google auf Provisionen für Aboverkäufe im eigenen Store. Ist Spotify nun als Kämpfer für faire Store-Regeln noch glaubwürdig?
Es kommt immer wieder vor, dass bei Gerichtsprozessen Details ans Licht kommen, die nicht direkt mit dem eigentlichen Verfahren zu tun haben, aber umso interessanter für die Öffentlichkeit sind. Das jüngste Beispiel ist eine Absprache zwischen Spotify und Google. Sie räumt dem schwedischen Streamingdienst besonders günstige Konditionen ein, wenn Nutzerinnen und Nutzer ein Abo in der Android-App abschliessen.
Konkret verlangt Google überhaupt keine Provision, wenn das Abo über Spotifys eigene Bezahlschnittstelle gelöst wird. Wird der Kauf via Google abgewickelt, dann beträgt die Provision vier Prozent. Normalerweise müssen die App-Entwickler 15 Prozent entrichten.
Der Streit mit Epic schwelt seit Jahren
Das Tech-Magazin «The Verge» hat diese Absprache am Montag publik gemacht. Es berichtet ausführlich vom Verfahren, das Google und Epic seit dem 7. November in San Francisco ausfechten. Der Game-Hersteller, der unter anderem das bekannte Spiel «Fortnite» vertreibt, hat 2020 Klage wegen zu hoher Gebühren bei den Verkäufen im App-Store erhoben. Epic macht auch den Vorwurf geltend, Googles Play Store stelle ein unrechtmässiges Monopol dar. Einen ähnlichen Prozess hatte Epic auch gegen Apple geführt, der im September 2021 zugunsten des iPhone-Herstellers ausgegangen war.
Die beiden Marktführer verdienen mit ihren App-Stores zwischen 40 und 80 Milliarden Dollar jährlich, schätzen Fachleute.
Vor Gericht hat Google-Manager Don Harrison über die Sonderkonditionen für Spotify ausgesagt: Die «beispiellose Popularität» von Spotify habe eine solche «massgeschneiderte Vereinbarung» gerechtfertigt, zitiert «The Verge» dessen Stellungnahme. Ohne Spotify würden Kundinnen und Kunden keine Android-Telefone kaufen. Ausserdem hätten sich die Parteien auch verpflichtet, jeweils 50 Millionen Dollar in einen «Erfolgsfonds» einzuzahlen – zu welchem Zweck, geht aus dem Bericht allerdings nicht hervor.
Spotify noch glaubwürdig?
Spotify gehört neben Epic zu den prononciertesten Kritikern der strengen Regeln, die Apple und Google den Softwareentwicklern in ihren Stores auferlegen. Der Streamingdienst hat 2019 bei der EU-Kommission Beschwerde eingelegt, welcher die Kommission im Februar 2023 in Teilen recht gegeben hat.
Auch Netflix hat von Google ein Angebot für eine vergünstigte Provision von zehn Prozent erhalten, hat «The Verge» vorletzte Woche berichtet. Das Streaming-Unternehmen hat diesen Deal aber abgelehnt und führt Abo-Abschlüsse nicht mehr in der App, sondern via Browser durch.
Die Enthüllungen dürften den Unmut der kleinen Softwareentwickler befeuern, die nicht genug Gewicht haben, um Sonderkonditionen auszuhandeln. Aber auch Spotifys Reputation als Kämpfer für faire Store-Regeln hat gelitten, nachdem bekannt geworden ist, wie sich die Schweden haben besänftigen lassen.
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