Wende in VerleumdungsprozessGil Ofarim legt Geständnis ab
Der deutsche Sänger warf einem Hotelmitarbeiter Antisemitismus vor. Nun entschuldigt er sich dafür vor Gericht. Der Zentralrat der Juden verurteilt Ofarims Verhalten.
Nach einem überraschenden Geständnis des wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung angeklagten Musikers Gil Ofarim hat das Landgericht Leipzig am Dienstag das Verfahren eingestellt. Die Einstellung erfolgte gegen eine Geldauflage in Höhe von 10’000 Euro. Ofarim räumte zuvor ein, dass die Vorwürfe der Anklage zutreffen, und entschuldigte sich.
Die Einstellung erfolgte nach einer Verständigung der Prozessbeteiligten. Sie ist mit einer Geldauflage in Höhe von 10’000 Euro verbunden, die Ofarim an die Jüdische Gemeinde zu Leipzig und den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zahlen soll. Wenn das Geld innerhalb eines halben Jahres dort eingeht, ist das Verfahren endgültig eingestellt.
In einem am 5. Oktober 2021 in sozialen Netzwerken verbreiteten Video gab der Musiker an, er sei von einem Mitarbeiter des Hotels «Westin» beim Einchecken aufgefordert worden, eine Halskette mit Davidstern abzulegen. Das Video schlug damals hohe Wellen. In seinem Geständnis und seiner Entschuldigung sagte Ofarim am Dienstag: «Ich habe das Video gelöscht.»
Der als Nebenkläger auftretende Hotelmanager akzeptierte noch im Gerichtssaal die Entschuldigung. Zur Begründung der Verfahrenseinstellung führte die Strafkammer aus, dass es in dem Prozess vor allem um die zuverlässige Feststellung des Sachverhalts gegangen sei.
«Grosser Schaden»
Dieser stehe aufgrund von Zeugenaussagen und Gutachten sowie des Geständnisses von Ofarim nun zweifelsfrei fest. Damit seien alle Zweifel und Spekulationen endgültig beseitigt. Durch Ofarims Entschuldigung sei der Hotelmanager zudem wirkungsvoller rehabilitiert worden, als es durch ein Urteil möglich gewesen wäre.
Der Sänger habe «all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, grossen Schaden zugefügt», schrieb der Zentralrat der Juden in Deutschland nach dem Geständnis auf X. Er habe auch die jüdische Gemeinschaft belogen. «Wir verurteilen das Verhalten von Gil Ofarim. Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen», heisst es dort weiter.
AFP/nlu
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