Probefahrt Renault ClioGeradeaus weiter auf der Erfolgsspur
Der Renault Clio ist das meistverkaufte französische Auto überhaupt. Nun wurde der Bestseller für die nächsten Jahre fit gemacht.
Klein, bunt und anders: In den Neunzigern führte Renault gleich zwei Modellreihen ein, die sich zu Markenikonen entwickelten. 1993 rüttelte der Twingo mit schrillen Werbespots und frechen Slogans die angestaubte Autowelt auf – bis heute ist der Kleinwagen ein Erfolgsmodell. Etwas weniger exzentrisch, dafür noch erfolgreicher war allerdings der bereits 1990 lancierte Clio: Er entwickelte sich zum meistverkauften französischen Auto überhaupt, mit 16 Millionen abgesetzten Fahrzeugen über fünf Generationen. In der Schweiz wurden insgesamt rund 110’000 Einheiten verkauft. «Der Erfolg des Clio hat nie nachgelassen», sagt Renault-Chef Fabrice Cambolive. «In Europa ist er eine Referenz.»
Seit 2019 ist die fünfte Generation auf dem Markt, zur Halbzeit erhält der Kleinwagen nun ein Facelift. Und das ist für einmal wörtlich zu nehmen: Die gesamte Frontpartie, also das Gesicht des Autos, wurde komplett neu gestaltet. Dass radikale Veränderungen bei ikonischen Modellen immer eine heikle Angelegenheit sind, weiss auch Design-Chef Gilles Vidal: «Es besteht eine echte Liebesgeschichte mit dem Clio, in Frankreich und auf der ganzen Welt. Daher wollten wir die Grundwerte dieser Ikone feiern und sie gleichzeitig umgestalten.» Der Clio ist das erste Serienmodell, bei dem die neue Designsprache namens «Nouvell Vague» eingesetzt wird. Vidal ist überzeugt davon, dass die überarbeitete Version eine gelungene Kombination «aus grosszügigen Formen, wohlgeformten Volumen und klaren Linien ist».
Angriffig und vegan
Augenfällig ist der deutlich grössere Kühlergrill mit einer Art Schachbrettmuster sowie die neue Lichtsignatur mit kleinen LED-Streifen, die sich Boomerang-förmig bis in die Frontschürze ziehen – Renault spricht von halben Rhomben, was in Anbetracht des Rhombus-förmigen Markenlogos Sinn macht. Das neue Design wirkt aggressiver als bisher und erinnert an den ewigen Konkurrenten Peugeot, dessen aktuelle Designsprache ebenfalls von weit nach unten gezogenen Tagfahrlichtern und einem grossen Grill mit einer Art Schachbrettmuster geprägt wird.
Am Heck hingegen wurde der Clio nur sanft überarbeitet. Die Gestaltung des Innenraums blieb unverändert, allerdings kommen nun ausschliesslich vegane Materialien sowie Stoffe mit hohem Rezyklat-Anteil zum Einsatz. Als Lederersatz dient TEP, ein genarbter, beschichteter Stoff aus Bio- und Polyesterfasern. Sitzbezüge, Türverkleidungen und Teile im Cockpit sind aus einem Material, das zu 60 Prozent aus Zellulosefasern besteht. In der neuen Topvariante Esprit Alpine werden Sitzbezüge verwendet, die zu 65 Prozent aus recycelten PET-Getränkeflaschen bestehen.
Keine neuen Antriebe
Bei Abmessungen, Proportionen sowie den Antrieben bleibt hingegen alles beim Alten. Im Vordergrund steht die Hybridvariante E-Tech 145, die seit 2020 im Clio angeboten wird – Renault erwartet in der Schweiz von dieser sparsamen Motorisierung einen Anteil von 70 bis 75 Prozent. Der Vollhybrid, der einen 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit zwei E-Motoren kombiniert, von denen sich aber nur einer auf den Antrieb auswirkt und der andere als Hochspannungs-Startergenerator dient, ist mit einer Systemleistung von 105 kW/143 PS die richtige Wahl. Der Kleinwagen beschleunigt damit munter, fährt dank einer 1,2 kWh grossen Batterie oft rein elektrisch und begnügt sich im Schnitt mit einem Normverbrauch von 4,3 Litern. Alternativ ist ein 1-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 67 kW/90 PS im Angebot, schliesslich entscheiden sich 80 Prozent der Kunden im Kleinwagensegment (B) in der Schweiz noch immer über für einen reinen Benziner.
Eine Elektroversion des Clio wird weiterhin nicht angeboten – und das hat gute Gründe. «Wir haben da eine klare Strategie: Unsere Elektroautos basieren auf einer spezifischen Elektroplattform, damit wir deren Vorteile voll ausspielen können», erklärt der für die Baureihe verantwortliche Pressesprecher David Zaïdi und verweist auf den etwa gleich langen Zoé sowie den schon länger angekündigten neuen Renault 5, der ebenfalls ein reiner Stromer wird.
Unterm Strich bleibt der Renault Clio ganz der Alte, einfach in einer moderneren Hülle. Dank einer optimierten Servolenkung ist die Lenkung noch etwas präziser, am Abrollkomfort sowie am Kurvenverhalten musste nichts angepasst werden – da gibt sich der kleine Franzose ohnehin keine Blösse. Und mit 20 Assistenzsystemen ist er auch punkto Sicherheit nach wie vor gut gerüstet, um die Erfolgsgeschichte Clio über die nächsten Jahre weiterführen zu können.
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