Kritik an Joe Biden ebbt nicht abSenator warnt vor klarer Niederlage, Clooney fordert Rücktritt Bidens
Michael Bennet und Hollywoodschauspieler George Clooney haben sich negativ zur politischen Zukunft des US-Präsidenten geäussert. Nancy Pelosi weigert sich, Biden öffentlich zu stützen.
In der Debatte um US-Präsident Joe Bidens geistige Fitness verhallen die kritischen Stimmen in seiner Partei nicht: Mit Michael Bennet hat erstmals ein Demokrat im US-Senat öffentlich deutliche Zweifel an den Erfolgschancen Bidens im Rennen um das Weisse Haus geäussert. Senator Bennet warnte beim Sender CNN vor einem Erdrutschsieg, bei dem die Republikaner die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses bekämen. Bei der Wahl im November steht nicht nur das Präsidentenamt zur Abstimmung, sondern auch alle Sitze im Repräsentantenhaus und ein Drittel der Sitze im Senat. «Ich glaube, dass Donald Trump auf dem besten Weg ist, diese Wahl zu gewinnen», sagte Bennet.
Bennet schloss sich auf Nachfrage zwar nicht den direkten Rückzugsforderungen an, die einige Demokraten aus der anderen Parlamentskammer, dem Repräsentantenhaus, in den vergangenen Tagen öffentlich gemacht haben. Seine Worte waren dennoch ungewöhnlich drastisch. «Es ist eine moralische Frage über die Zukunft unseres Landes», sagte er.
Biden-Vertraute Pelosi reagiert ausweichend
Auch die Biden-Vertraute und demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi machte mit einem TV-Interview von sich reden, in dem sie sich weigerte, sich klar hinter Biden als Präsidentschaftskandidat zu stellen. «Es liegt am Präsidenten, zu entscheiden, ob er kandidiert», sagte sie. «Wir alle ermutigen ihn, diese Entscheidung zu treffen, denn die Zeit wird knapp.» Auf den Hinweis des Moderators, dass Biden sich ja offenbar schon entschieden habe, im Rennen zu bleiben, reagierte die 84-Jährige ausweichend.
Im US-Kongress ist nach einer Pause wieder Sitzungswoche. Das heisst, die Parlamentarier der Demokraten sind alle in der US-Hauptstadt versammelt. Reguläre Fraktionssitzungen im Kongress werden in der Regel zu Krisensitzungen über Bidens politische Zukunft. Beobachter hatten erwartet, dass nun schnell der Damm brechen könnte – also eine kritische Masse an Abgeordneten und Senatoren sich verbündet und offen gegen Biden stellt. Passiert ist das bisher nicht. Die kritischen Stimmen sind aber nicht verstummt – in der Partei herrscht weiter grosse Unruhe.
Clooney: «Nicht einmal mehr der Joe Biden von 2020»
Zweifel an Biden gibt es aber nicht nur in der Partei – sondern auch bei Unterstützern und Grossspendern. «Ich bin ein lebenslanger Demokrat; dafür entschuldige ich mich nicht», schrieb der Schauspieler George Clooney in einem Meinungsstück in der «New York Times». «Ich liebe Joe Biden. Als Senator. Als Vizepräsident und als Präsident», so der Hollywoodstar. Aber eine Schlacht, die er nicht gewinnen könne, sei der Kampf gegen die Zeit. Wegen Trump sei die Partei so verängstigt, dass sie die Warnsignale ignoriert habe. Deshalb brauche es nun einen neuen Kandidaten.
«Dies ist nicht nur meine Meinung, sondern die Meinung aller Senatoren, Kongressmitglieder und Gouverneure, mit denen ich privat gesprochen habe», schrieb Clooney. Der Schauspieler sprach sich dafür aus, dass die Partei auf ihrem Parteitag im kommenden Monat einen neuen Kandidaten aufstellt. Ein solches Verfahren wäre zwar chaotisch, würde aber die Wählerinnen und Wähler der Partei aufwecken, befand Clooney.
Der Schauspieler hatte erst vor wenigen Wochen bei einer Wahlkampfveranstaltung mit anderen Stars wie Julia Roberts oder Barbra Streisand Millionen-Spenden für Bidens Wahlkampf in Los Angeles gesammelt. Biden war damals vom G-7-Gipfel in Italien direkt nach Hollywood gereist, um an dem glamourösen Event teilzunehmen. Dazu schreibt Clooney jetzt: «Es ist niederschmetternd, das zu sagen, aber der Joe Biden, mit dem ich vor drei Wochen auf der Benefizveranstaltung zusammen war, war nicht der Joe Biden von 2010, der «big F-ing deal». Er war nicht einmal der Joe Biden von 2020. Er war derselbe Mann, den wir alle bei der Debatte gesehen haben.«
AFP/DPA/nlu
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