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«Geh weg, Mama!»

Wenn das Kind plötzlich nur noch mit dem Vater spielen will, kann das für die Mutter schmerzhaft sein.
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Der zweite Geburtstag meiner Tochter, den sie vor kurzem feierte, war traurig. Zumindest für mich. Als ich ihr am Morgen einen Kuchen mit Kerzen brachte, sagte sie als Erstes: «Geh weg, Mama!» und kuschelte mit Papa.

Ich dachte, es sei ein Witz, und sie habe schlechte Laune, weil der Kuchen nicht selbst gemacht war (was man tatsächlich schmeckte). Aber die «Geh weg!»-Phase ging nicht so schnell weg. Während mehrerer Tage ignorierte mich meine Tochter. Zumindest dann, wenn Papa auch da war (und er war viel da). Ich durfte nicht mit ihr essen, durfte sie nicht wickeln, durfte sie nicht ins Bett bringen, nicht ihren Nuggi suchen. Alles musste Papa machen. Er tat mir leid.

Denn es handelt sich nicht um einen, der jeweils um 19 Uhr nach Hause kommt und dann noch ein bisschen spielt. Es ist einer, der das Kind mehrere Tage pro Woche betreut. Er musste also nach seinen Papa-Tagen auch noch die Abendschichten schieben. Ich stand einfach daneben, war beleidigt und eifersüchtig, womit ich niemals gerechnet hatte. Denn bisher war ich eine total entspannte Mutter, die sich nie Gedanken um ihre Rolle gemacht hatte. Statt die unerwartet freie Zeit für mich geniessen zu können, studierte ich ständig dran herum, was ich falsch gemacht haben könnte. Wie weiblich! Ob wohl Männer auch dran herumstudieren, wenn das Kind lieber etwas mit Mama machen möchte?

Erster Ablösungsprozess

Trotzdem haben mir ein paar Recherchen geholfen, mich in der «Geh weg»-Phase zu entspannen. Erkenntnisse: Die Phase, von der ich bisher nie gehört hatte, ist völlig normal, kommt bei den meisten Kindern zwischen zwei und drei Jahren vor und ist bereits ein erster Ablösungsprozess. Dazu kommt die Erkenntnis, dass es sich bei den Eltern nicht um eine Einheit, sondern um zwei verschiedene Personen handelt, von denen eine – der Papa – halt eben grad spannender ist.

Mittlerweile hat sich die Phase gelegt. Und wenn sie manchmal in kleinen Episoden zurückkommt, dann mache ich jetzt genau das, was das «Papiditti» sagt. Als sie letzten Samstag mit Papa herumtollte und ich ins Zimmer kam, sagte sie: «Mama, geh doch wieder schlafen.»

Das liess ich mir nicht zweimal sagen.

Dieser Artikel wurde erstmals am 12. Februar 2018 publiziert und am 11. Mai 2023 in dieses Redaktionssystem übertragen.