Gastronomie im HB-SüdtraktBekannte Pizzeria, trendige Burger und Sterne-Koch – die neue Gastromeile am HB
Jetzt wird Essen in allen neuen Restaurants im renovierten Teil neben der grossen Bahnhofshalle serviert. Alle haben etwas gemeinsam: Zürcher Wurzeln.

Bogenfenster, Deckenkassetten, Torbögen – der renovierte Südtrakt des Zürcher Hauptbahnhofs, der sich Richtung Bahnhofstrasse orientiert, ist ein Denkmalpflegertraum. Im vergangenen Herbst wurde er nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet.
Wer dort vorbeihetzt, um den Zug zu erwischen, hat allenfalls noch gar nicht mitbekommen, dass dieser Teil des Bahnhofs kulinarisch aufgerüstet wurde: In den vergangenen Monaten zogen gestaffelt neue Gastrobetriebe in die historischen Räumlichkeiten ein. Im November 2023 wurde ein Sprüngli eröffnet; danach ging alle paar Wochen ein neues Lokal auf. Mit der Pizzeria San Gennaro, die am Montag ihre Türen öffnete, sind nun alle Restaurants offen.
So hat sich auch die expandierende Zürcher Fried-Chicken-Kette Yardbird neben dem neuen Reisezentrum niedergelassen. Bekannt wurde Yardbird dank einem ersten Lokal an der Weststrasse im Kreis 3, das mittlerweile sieben Jahre alt ist. Im von Street-Art geprägten Lokal am HB gibt es seit diesem März nicht nur durchgehend knuspriges Poulet, sondern auch Salate, Pommes frites und Burger. Das Yardbird gehört zur Gastrogruppe Von Matt Hospitality, die unter anderem auch den Burgerladen The Bite betreibt.

Statt Ketten, die man auf der ganzen Welt findet, setzen die SBB im renovierten Teil auf Lokales. Hinter den Neueröffnungen stehen nämlich ausschliesslich jüngere Gastrounternehmen aus Zürich.
Man wolle den «ortsspezifischen Charakter eines Bahnhofs vermehrt betonen», wird Alexis Leuthold, Leiter Bewirtschaftung bei SBB Immobilien, auf dem SBB-Immobilienportal zitiert. Grund: «Wir stellen fest, dass es eine spürbare Nachfrageentwicklung Richtung Regionalität gibt.»
In der Café-Bar des San Gennaro gibt es frühmorgens Espresso
Die Zürcher Kultpizzeria San Gennaro ist auch Teil dieses Konzepts. Bekannt für Teigfladen im neapolitanischen Stil, zog sie 2023 von Wipkingen nach Schlieren und ist nun mit einem weiteren Standort am HB wieder in der Stadt präsent.
Sie befindet sich im prächtigen Restaurantsaal schräg gegenüber dem Treffpunkt in der Haupthalle. Teil der 400 Quadratmeter grossen Räumlichkeit ist die Bar Zurigo Centrale, wo man bereits ab 6 Uhr morgens einen Caffè bekommt. Die Zeiten, als es in der HB-Halle Billigketten gab, sind vorbei: Die Pizza Margherita mit hochwertigen Zutaten aus Napoli kostet im San Gennaro 22.50 Franken.

Ebenfalls nicht billig ist der kleine Take-away Action Burger neben dem San Gennaro. Für 17 Franken bekommt man hier einen sättigenden Burger, für 6 Franken Pommes frites. Das Burgerbrot produziert die Zürcher Bäckerei John Baker in Bioqualität; das trocken gereifte Fleisch stammt vom Schaffhauser Fleischveredler Luma.

Action Burger wanderte in den letzten Jahren als Pop-up durch die City und wird nun sesshaft. «Natürlich haben wir uns monatelang mit dem Preis auseinandergesetzt», sagt Mitinhaber Patrick Schindler. Aber gute Produkte und faire Löhne hätten ihren Preis. Da ändert auch eine Hochfrequenzlage nicht viel.
Wie Patrick Schindler hat auch Gastrounternehmer Valentin Diem Pop-up-Gastroerfahrung. Er ist mit Schindler sowie mit anderen Action-Burger-Mitinhabern befreundet, die in verschiedenen Konstellationen weitere Gastrobetriebe führen.

Seit Dezember 2023 betreibt Valentin Diem mit einem weiteren Geschäftspartner, dem Zürcher Koch Nenad Mlinarevic, die französisch inspirierte Brasserie Süd beim Eingang des Südtrakts.
Diem hat also schon ein paar Monate Erfahrung als Wirt im HB und meint: «Zum Start im Winter wurden wir überrannt. Jetzt ist es ruhiger.» Was ihm auffällt: Die Leute sind am Bahnhof, einem Ort des Durchgangs, preissensibel. «Wir haben das Angebot überarbeitet und preiswerter gestaltet.» Das neue Menü soll Ende Woche eingeführt werden.
Ebenfalls seit einem guten halben Jahr präsent ist das zur Brasserie Süd gehörende Gourmetlokal The Counter. Zweisternekoch Mitja Birlo bereitet im Ecklokal vor den Augen von nur 20 Gästen jeweils ein 17-Gang-Menü zu. Auch er berichtet von einem tollen Start und einer «Sommerflaute». Wie alle «New Kids on the Block» – so nennt er die Gastroneulinge am HB – sammle er im ersten Jahr Erfahrungswerte. Und schätzt, dass sich alle untereinander kennen.
Patrick Schindler von Action Burger schliesst eine künftige Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Betrieben denn auch nicht aus. «Ein Spezialburger von Mitja Birlo ist bereits auf der Ideenliste.»
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