AboInterview zum Nato-Gipfel«Für viele Ukrainer ist das eine grosse Enttäuschung»
Der Kiewer Philosoph und Publizist Wolodimir Jermolenko hält die Absage der Nato an einen Beitritt der Ukraine für ein Zeichen der Angst des Westens. Und für sehr kurzsichtig.
Herr Jermolenko, warum hält die Nato die Ukraine auf Abstand?
Das Verhalten der Nato weist nicht nur viele Parallelen zum Gipfel in Bukarest 2008 auf, als der «Membership Action Plan» (MAP) die Ukraine schwächte und vertröstete. Sondern auch zum Gipfel der Östlichen Partnerschaft in Vilnius im Herbst 2013, auf dem Viktor Janukowitsch, ein Handlanger Wladimir Putins, das Assoziierungsabkommen mit der EU absagte. Das löste damals die Revolution der Würde aus, den Maidan-Aufstand. Für die Ukrainer ist Vilnius daher bis heute ein symbolischer Ort. Ich will die Ereignisse damals und heute aber nicht vergleichen, denn immerhin wurde uns die Tür jetzt nicht ganz vor der Nase zugeschlagen.