Studie zur AltersarmutFür die kommenden Generationen der Schweizer Rentner wird es eng
In der Schweiz können heute zwei Drittel nach der Pensionierung ihren Lebensstandard halten. Wie lange noch? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Renten und Vorsorge.
Wie reich sind Schweizer Pensionärinnen und Pensionäre?
Eine neue Studie des Lebensversicherers Swiss Life weist auf eine positive Momentaufnahme zur aktuellen Leistungsfähigkeit der Schweizer Altersvorsorge hin. Demnach fühlen sich 80 Prozent der Personen im Rentenalter finanziell selbstbestimmt. Aus der Studie geht hervor, dass Pensionierte ihre Lebenssituation besser einschätzen als die restlichen Altersgruppen. So leben 73 Prozent der Menschen ab 65 in einem Haushalt mit hoher oder sehr hoher finanzieller Zufriedenheit. Bei den unter 65-Jährigen beträgt dieser Wert nur 58 Prozent. Zudem geben zwei Drittel der über 1000 befragten Rentnerinnen und Rentner an, dass sie sich im Vergleich zur Zeit vor der Pensionierung mindestens gleich viel leisten können.
Müssen die Rentnerinnen und Rentner von ihrem Vermögen zehren?
Nein, die Mehrheit kann weiter sparen. Obwohl die Sparquote im Rentenalter deutlich sinkt, leben laut Swiss Life mehr Personen ab 65 Jahren in Haushalten, die Vermögen aufbauen, als in solchen, die das Ersparte aufbrauchen.
Worauf verzichten Pensionierte, wenn sie sich finanziell einschränken müssen?
Laut der Studie sparen jene, die sich nach der Pensionierung einschränken müssen, am häufigsten bei Reisen, Restaurantbesuchen oder bei der Bekleidung.
Wie viel bringt eigentlich die 3. Säule?
Laut einer aktuellen Studie der UBS kommen Sparerinnen und Sparer über das gesamte Erwerbsleben auf einen stolzen Betrag von 435’000 Franken in der 3. Säule. Diese Summe erreichen sie, wenn sie ihr Leben lang den Maximalbeitrag einzahlen und die Anlagen eine durchschnittliche Rendite von 2 Prozent erzielen. Die Steuereinsparungen, die durch Einzahlungen in die Säule 3a erzielt werden können, steigern die Rendite zusätzlich. «Wandelt man dies in eine fiktive Rente um, ergibt es rund 16’000 Franken pro Jahr über 26 Jahre», so die UBS-Ökonomen.
Welche Säule ist die beste?
Gemäss der UBS-Studie bieten die 2. und die 3. Säule jeweils vergleichbare Renditen. Dank der Kapitalmarkterträge können die 2. und die 3. Säule höhere Renten mit geringeren Beiträgen finanzieren als die 1. Säule. Dafür sind die beiden kapitalgedeckten Vorsorgewerke aber grösseren Schwankungen ausgesetzt als die 1. Säule. Deshalb leistet Letztere einen wichtigen Beitrag zur Existenzsicherung.
«Die hier analytisch betrachtete Pensioniertengeneration ist möglicherweise eine ‹goldene›.»
Wie sieht es bei den Pensionierten aus, die finanziell schlechter dastehen?
Laut dem Swiss-Life-Papier leben rund ein Fünftel der Menschen ab 65 in einem Haushalt, der finanziell nur schwer über die Runden kommt. Das verdeutlicht auch der letzte Bericht zu den Ergänzungsleistungen des Bundes. Diesen Zustupf bekommen Menschen, deren AHV- oder IV-Rente nicht ausreicht, um die minimalen Lebenskosten zu decken.
Ende 2021 bezogen in der Schweiz 345’000 Personen Ergänzungsleistungen, das ist ein Zuwachs von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Wachstumsrate ist tiefer als der langjährige Durchschnitt von rund zwei Prozent. Ein Grund zur Freude ist das aber nicht: Denn laut dem Bundesamt für Sozialversicherungen hat die Covid-bedingte Übersterblichkeit zu einem Rückgang der Zahl der Bezüger geführt. Zudem zeigen sich erstmals die Auswirkungen der Anfang 2021 eingeführten Reform des Sozialwerks. Damit wurde der Zugang zu Ergänzungsleistungen erschwert.
Ist also alles in Ordnung mit dem Rentensystem?
Nein, sowohl das UBS-Papier als auch die Swiss-Life-Studie sehen Reformbedarf. So schreiben die Swiss-Life-Studienautoren: «Einiges deutet darauf hin, dass die hier analytisch betrachtete Pensioniertengeneration möglicherweise eine ‹goldene› ist.» Für die kommenden Generationen stünden die Vorzeichen weniger gut. Die grosse Mehrheit der Befragten der Swiss-Life-Studie sehen durch die zunehmende Lebenserwartung in der Schweiz und die steigende Anzahl an Pensionierten Probleme auf die Vorsorgewerke zukommen. Wie diese Probleme gelöst werden sollen, darüber sind sich die Befragten aber gänzlich uneinig.
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