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Gastronomie in Corona-Zeiten
Für die Beizer zählt jetzt jeder Tisch im Freien

Rosanna Artico vom Bistro am Schiffsteg Stäfa ist bereit, ab Montag hier Gäste zu bewirten.
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Der Entscheid des Bundesrats am Mittwoch hat Hektik in der Gastronomie ausgelöst. Jetzt dürfen wieder Gäste bedient werden, wenn auch vorläufig nur im Aussenbereich. Die Wirtsleute müssen abwägen: Rentiert sich die Wiederöffnung vom Platzangebot her? Und wie trocken und warm muss es sein, damit sich der Betrieb lohnt?

Einige Gastronomen warten noch zu, weil ihnen Petrus zumindest zu Wochenbeginn einen kühlen Strich durch die Rechnung macht. Andere müssen auf den Neustart verzichten, da sie über keinen oder zu wenig Platz im Freien verfügen. Denn nicht alle verfügen wie das Hotel Engel am Seeplatz in Wädenswil über eine Gartenwirtschaft mit 80 Plätzen. So bleibt etwa das Restaurant Steinburg in Küsnacht mangels Aussenbereich beim reinen Take-away-Betrieb. Dasselbe gilt für die Taverne des Hotels Schwan in Horgen.

Decken für die Gäste

Das Rössli in Zollikon wird voraussichtlich ab Donnerstag öffnen, wenn die Temperaturen gemütlicher werden. «Viele Plätze bei uns liegen im Schatten», bittet Filipe Almeida um Verständnis. Immerhin kann das Rössli ein paar zusätzliche Tische auf dem Platz vor der Kirche aufstellen, und diese stehen in der Sonne – wenn diese scheint. Noch etwas wird die Gäste der Zolliker Traditionswirtschaft erwärmen: «Wir haben Decken bestellt», sagt Almeida.

Auf jeden Fall am Montag öffnet das Bistro am Schiffsteg in Stäfa. Dies, obschon «leider kein Regen- oder Kälteschutz möglich ist», sagt Chefin Rosanna Artico, die auch das Restaurant Salzwaag im Dorf führt. Ihre Gäste seien aber so erwartungsvoll, «dass ich mit vollen Tischen rechne». Vor Regentropfen würden auch die Sonnenschirme schützen. Artico darf in diesem Jahr einige Tische mehr aufstellen, «die Gemeinde ist sehr grosszügig». Dasselbe gilt für das benachbarte Restaurant Schützenhaus am Stäfner Hafen. Der Gemeinderat hat auch dieser Wirtschaft am Donnerstag zusätzliche Plätze auf öffentlichem Grund bewilligt.

Schutzmassnahmen einhalten

Das Entgegenkommen in Stäfa ist keine Ausnahme. Alle Gemeinden in der Region Zürichsee wollen der Gastronomie das Geschäft im Freien erleichtern, wie eine Umfrage dieser Zeitung zeigt. Thalwil will «den derzeit speziellen und schwierigen Umständen Rechnung tragen», sagt Joana Büchler, Kommunikationsbeauftragte der Gemeinde. «Die Gastronomiebetriebe sollen im Rahmen der einzuhaltenden Schutzmassnahmen und Vorgaben möglichst viele Tische und Plätze anbieten können.»

Horgen verfolgt laut Gemeindeschreiber Felix Oberhänsli eine «verhältnismässig liberale Haltung». So wurden öffentliche Flächen bereits bisher teilweise durch die Gastronomie genutzt. Was darüber hinausgeht, wird der Gemeinderat am Montag an seiner Sitzung beraten. Es liegen schon zwei Gesuche vor. Es seien aber auch das Ruhebedürfnis der Anwohnenden, die Nichtbehinderung von Fussgängern und Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen. Eine Anfrage betreffe wegen der Lage am Seeufer auch den Kanton. Oberhänsli hofft von dieser Seite auf ein «umkompliziertes Okay».

In Meilen hat der Gemeinderat schon beschlossen, dass für die Gastronomie «Boulevardflächen bewilligt werden können», meldet Gemeindeschreiber Didier Mayenzet. Diese Praxis sei bereits 2020 bei den Wirtsleuten auf «grosse Dankbarkeit und bei der Bevölkerung auf hohe Akzeptanz» gestossen und habe zu keinerlei Problemen geführt. Deshalb wird den Gastronomen bis Ende September das Nutzen von öffentlichem Grund «auf pragmatischem Weg ermöglicht werden», sagt Mayenzet. Gesuche, die keinen Sicherheitsaspekten zuwiderlaufen, würden darum «grosszügig beurteilt».

Ein Tabu bleibt

Zollikon, Uetikon und Oberrieden werden Anfragen des Gastgewerbes ebenfalls «wohlwollend und pragmatisch» behandeln, um öffentlichen Grund zur Verfügung zu stellen, wie es aus den Verwaltungen heisst. In den meisten Gemeinden sind aber noch gar keine Gesuche eingegangen, wie etwa Küsnacht und Langnau bestätigen. Diese könnten auch Zelte oder Wärmespender betreffen. Erstere sind vom Bundesamt für Gesundheit streng geregelt: Keine seitlichen Abschlüsse, gute Luftzirkulation gewährleistet. Solche Anträge würden ebenfalls wohlwollend geprüft, wie die Gemeinden bestätigen.

Bei den Heizpilzen hingegen wiegeln fast alle ab. «Nur mit Holz», sagt der Stäfner Gemeindeschreiber Daniel Scheidegger. «Ohne fossile Energie oder Strom», heisst es aus Oberrieden. «Nur mit erneuerbarer Energie, Gas ist verboten», gilt in Richterswil. In Meilen hätte ein Gesuch für Heizpilze kaum Chancen. Als Energiestadt stünden solche Geräte «diametral zur Strategie», Vorbild im Umgang mit Energie sein zu wollen. Nur zwei der befragten Gemeinden scheren aus. In Uetikon beschliesst der Gemeinderat diese Woche, ob die vorübergehenden Erleichterungen für Gastronomiebetriebe – inklusive Heizpilzen – bis Ende Mai verlängert werden sollen. In Thalwil sind laut Joana Büchler «Heizpilze seitens der Gemeinde geduldet».