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Urteil im Fall Mike Ben Peter
Sechs Polizisten von fahrlässiger Tötung freigesprochen

Sechs Lausanner Stadtpolizisten mussten sich wegen vorsätzlicher Tötung vor Gericht verantworten. 
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Das Urteil des Bezirksgerichts Lausanne im Polizistenprozess war nach vier teils turbulenten Prozesstagen mit Spannung erwartet worden. Staatsanwalt Laurent Maye hatte gegen sechs Polizisten wegen vorsätzlicher Tötung zwar Anklage erhoben, vor Gericht dann aber einen Freispruch gefordert.

Schuld sei nicht die Bauchlage gewesen

Das Bezirksgericht hat nun geurteilt, dass die sechs Polizisten verhältnismässig gehandelt haben und sie vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Gerichtspräsident Pierre Bruttin begründete das Urteil vor allem mit den rechtsmedizinischen Gutachten. Diese zeigten übereinstimmend, dass Mike Ben Peter an diversen Pathologien litt, vor allem am Herzen, so der Gerichtspräsident. Am Ende hätten mehrere Faktoren zu seinem Tod geführt, wobei die Mediziner keine bestimmte Todesursache haben erkennen können, so Bruttin. Auch darum schliesse das Gericht aus, dass die Bauchlage auf der Strasse, in der die angeklagten Polizisten Mike Ben Peter mehrere Minuten festhielten, zu seinem Tod führten. Kurzum: Es gebe keine direkten Zusammenhang zwischen der Polizeiaktion und Mike Ben Peters Tod. 

Gerichtspräsident Bruttin kritisierte die Polizisten lediglich in dem Punkt, dass sie bei der Verhaftung hätten vorsichtiger und umsichtiger vorgehen können, stellte die Rechtmässigkeit der Polizeiaktion insgesamt aber nicht in Frage. Bruttin hielt fest, dass 2018 noch nicht jeder der Polizisten ein Handbuch gehabt habe, das auf die Gefahren der Bauchlage hinweise.

Publikum reagiert mit Wut

Noch während der Gerichtspräsident im Saal das 50 Seiten lange Urteil verlas, kam es im Publikum zu Zwischenrufen. Als die Stadtpolizisten nach den Freisprüchen aus dem Saal kamen, wurden sie von 50 Black Live Matters Aktivisten als «Mörder» beschimpft. Bridget Ben Peter, die Ehefrau des verstorbenen Nigerianers, zeigte sich tief enttäuscht und betroffen. «Ich bin eine Löwin und werde nach dem Tod meines Mannes für Gerechtigkeit kämpfen», sagte sie. Der Gerichtsprozess sei «nicht fair» gewesen.

Die Polizisten waren beschuldigt, in der Nacht vom 28. Februar 2018 bei einer Aktion gegen Strassendealer in der Lausanner Innenstadt den Tod des 39-jährigen Nigerianers Mike Ben Peter verursacht zu haben. Ein Polizist war allein im Quartier oberhalb des Bahnhofs unterwegs, als er den dunkelhäutigen Mike Ben Peter mit einem Plastiksack hantieren sah. Als er ihn kontrollieren wollte, eskalierte die Situation. 

Der Nigerianer wollte sich der Kontrolle entziehen, worauf der Polizist ihm sein Knie in die Genitalien schlug, ihn mit Pfefferspray besprühte und am Boden neutralisieren wollte. Dies gelang ihm erst mit der Hilfe von Polizistenkollegen. Zu sechst brachten sie Mike Ben Peter in Bauchlage, legten ihm Handschellen an und behielten ihn in dieser Position auf dem Boden. Dabei erlitt der Nigerianer einen Herzstillstand. Der 39-jährige Familienvater starb am nächsten Morgen im Universitätsspital Lausanne.