Schweizer Snowboarder und MusikerADHS sorgte für eine wilde Kindheit. Heute nennt er es seine «Superpower»
Als Kind muss Pat Burgener immer wieder die Schule wechseln. Heute hat der 30-jährige Romand sein Rezept im Umgang mit ADHS gefunden.

- Der Schweizer Snowboarder Pat Burgener tritt an der Freestyle-WM auch als Musiker auf.
- Der mehrsprachige Athlet plant künftig für ein anderes Land an den Start zu gehen.
- Der 30-Jährige hat bereits zwei WM-Medaillen gewonnen und mit seiner Musik Millionen auf Spotify erreicht.
Vor ein paar Tagen reist Pat Burgener an die Freestyle-WM in St. Moritz. Im Gepäck sein Snowboard und seine Gitarre. Neben seiner Snowboardkarriere ist er als Musiker aktiv und tritt bei der Weltmeisterschaft sowohl bei der Eröffnungszeremonie als auch später Solo auf. Kurz darauf springt er in der Halfpipe um die Medaillen.
Für einige Athleten wäre diese Mehrfachbelastung das Gegenteil einer akkuraten Vorbereitung auf den sportlichen Wettbewerb, für Burgener waren diese Shows hingegen «unglaublich, einmalig». Die Musik helfe ihm, Stress abzubauen, seine Balance zu finden, im Sport besser zu werden und Verletzungen vorzubeugen.
«In den letzten Jahren wollte ich oft zu viel, und dann verletzte ich mich», sagt Burgener. Kurz vor der WM 2021 zog er sich einen Kreuzbandriss zu – schon zum zweiten Mal nach 2014. In der Zeit zwischen den beiden Verletzungen gewinnt Burgener zweimal WM-Bronze und veröffentlicht die ersten von fünf englischsprachigen EP.
Mit einem Podestplatz rechnet der in Lausanne geborene Burgener in diesem Jahr nicht unbedingt. «Top 5 ist machbar, ein Podestplatz wäre wie immer eine Überraschung.» Sein Bestresultat in dieser Saison ist ein siebter Rang. Und der Grund, weshalb Verletzungen gerade ein omnipräsentes Thema sind, ist ein einfacher: Viele seiner Landsleute fehlen bei der Heim-WM. Jan Scherrer, David Hablützel oder auch Rückkehrer Iouri Podladtchikov sind allesamt verletzt, die Hoffnungen im Schweizer Halfpipe-Team ruhen dementsprechend auf Burgener.
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Nervös scheint ihn das kaum zu machen. Ausführlich geht er in der Medienrunde, drei Tage vor Beginn der Qualifikation, auf die Fragen der Journalisten ein. Er erzählt da auch gerne von seiner Idee, bald einmal für das Land zu starten, in dem seine Mutter aufwuchs – sie war als Kind aus dem Libanon nach Brasilien geflohen und zog von dort mit 18 Jahren in die Schweiz.
Pat Burgener denkt an einen Nationenwechsel
Schon im nächsten Jahr bei Olympia könnte es so weit sein, dass der heute 30-Jährige im brasilianischen Dress durch die Lüfte fliegt und dem Sport im südamerikanischen Land mehr Popularität verleiht. Von Lucas Pinheiro Braathen, dem Skifahrer, der erst für Norwegen und nun für Brasilien startet, sei er aber nicht inspiriert gewesen.
Mit seiner Mutter spricht Burgener, der mittlerweile auch den brasilianischen Pass besitzt, nun vermehrt Portugiesisch – neben Französisch, Arabisch, Englisch und Deutsch die fünfte Sprache, die Burgener beherrscht.

Gelernt hat er diese, wie auch Arabisch, durch seine Mutter, die anderen Sprachen durch sein Leben als Reisender, der kaum je zu Hause weilt: Im Sommer ist er als Musiker auf Tournee, im Winter als Snowboarder auf der Tour. Gerne erzählt er, wie wichtig die konstante Bewegung für ihn ist oder wie er sein Leben mit ADHS meistert.
Schon als Kind sei er nie in der Lage gewesen, ruhig zu sitzen und zu lernen. Er überforderte damit viele seiner Lehrer und war auch bei den Eltern seiner Mitschüler, die ihm einen schlechten Einfluss auf ihre Kinder attestierten, alles andere als beliebt. «Damals machte alles für mich keinen Sinn», erzählte er im vergangenen Herbst in einem längeren Interview mit SRF. Immer wieder flog der Bub von einer Schule. Seine Eltern merkten schnell, dass ihm nur durch Bewegung geholfen ist, und gewährten diese ihrem Kind, das durch einen Schulfreund zum Freestylesport findet.
Was ihm als Kind und Jugendlicher das Leben derart schwer gemacht hat, nennt Burgener heute «Superpower» und besingt seine Erfahrungen damit im Lied «ADHD». Durch seine Offenheit versucht er, Menschen diese Verhaltensauffälligkeit näherzubringen und ihnen zu helfen, besser damit umzugehen.
Er selbst scheint sein Rezept gefunden zu haben.
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