Ehrenrunde des Olympiasiegers«Es ist wie ein Virus», sagt Podladtchikov zum überraschenden Comeback
Mit dem 36-Jährigen ist der Wintersport um einen Rückkehrer reicher. Er hat zwei Ziele: Olympia 2026 und ein versöhnliches Karriereende.
- Iouri Podladtchikov gibt sein Comeback im Weltcup und startet in Laax.
- Er glaubt, dass er in die Top 15 fahren kann, und peilt eine Olympia-Teilnahme an.
- Seine Rückkehr beschreibt der 36-Jährige als Ehrenrunde, nicht als Neustart.
Iouri Podladtchikov schreibt seine Masterarbeit zum Thema «Unerschütterlichkeit». Sie muss in diesem Jahr fertig werden. Der Sport wird darin eine zentrale Rolle spielen und das Jahr 2025 wohl ein eigenes Kapitel bekommen – ob rosig oder nicht, wird sich weisen.
Der 36-jährige Snowboarder und Halfpipe-Spezialist gibt sein Comeback im Weltcup und startet in der kommenden Woche erstmals wieder in Laax. An jenem Ort, an dem er 2020 seinen letzten Auftritt auf der grossen Bühne hatte. Im Sommer darauf trat der Olympiasieger von Sotschi 2014 zurück. Die letzten Jahre vor dem Rücktritt waren geprägt von vielen Verletzungen: 2017 riss das Kreuzband, 2018 erlitt er ein Schädel-Hirn-Trauma, und im Jahr darauf riss die Achillessehne.
Nun aber fühlt sich Podladtchikov wieder fit, hat er wieder «richtig Bock». «Ich war auf einmal daran interessiert, meinen Körper richtig herauszufordern», sagt er an der digitalen Medienkonferenz am Freitagnachmittag. In den vergangenen Jahren begleitete er den Weltcup-Tross immer wieder als Assistenztrainer, fühlte sich dabei aber wie ein Ersatzspieler, der nie selbst randarf. Vor rund einem Monat kam dann der Entschluss: Er will nicht mehr nur Zuschauer sein.
«Ich habe gewitzelt, dass Comebacks im Trend liegen. Es ist wie ein Virus – man fängt ihn einfach ein», sagt Podladtchikov, angesprochen auf andere Rückkehrerinnen und Rückkehrer im Wintersport, etwa Lindsey Vonn. Die Amerikanerin fuhr in ihrem ersten Rennen nach langer Zeit gleich in die Top 15, «das sollte bei mir in Laax auch klappen», gibt sich Podladtchikov optimistisch.
Das würde zwar in Graubünden noch nicht für den Final reichen, doch «irgendwo muss ich ja anfangen», witzelt Podladtchikov, der stets eine etwas schläfrige Lockerheit verkörpert, in seinen Antworten auch gern einmal abschweift, über seine Studienzeit erzählt oder darüber, dass er noch einen besseren letzten Karriere-Run in sich hat, als er vor seinem Rücktritt gezeigt hat.
Podladtchikov nennt es eine Ehrenrunde, nicht einen Neustart
Es überrascht nicht, dass der Zürcher seinen Master in Philosophie, Kunst und kritischem Denken an der European Graduate School im Wallis abschliessen wird, nachdem er in New York schon Fotografie und an der Zürcher Hochschule der Künste bildende Kunst studiert hat. Seine Karriere als Künstler wird er parallel weiterführen – im Rahmen der Möglichkeiten. Im Sommer stehen aber noch Ausstellungen an, auf die er nicht verzichten will. Eine Koexistenz sei möglich; so hatte er auch schon während seiner ersten Aktivzeit erste Ausstellungen.
Sein neuerliches Antreten im Weltcup bezeichnet der 36-Jährige als Ehrenrunde, nicht als Neustart. Er will sich selbst das versöhnliche Karriereende schenken, das er nie hatte. «Jeder Sportler wünscht sich, an einem Grossanlass tschüss zu sagen», sagt Podladtchikov. Für ihn wäre dies dann Olympia 2026 in Cortina, darauf liegt nun der volle Fokus.
Er wird nach dem Laax Open wohl maximal noch einen weiteren Weltcup in diesem Winter bestreiten, vielmehr muss er sich mit dem Training beschäftigen. Podladtchikov hat den physischen Aufbau im vergangenen Sommer verpasst, konnte zudem verschiedene Sprünge nicht ausprobieren. Das alles muss noch nachgeholt werden. Und wenn es zum Schluss dann doch nicht an die Winterspiele reicht? «Dann ist es halt so.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.