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Meinung

Glosse zum Handelskonflikt
Frau Staatssekretärin, halten Sie Trump mit einem Schweizer Deal von Zöllen ab

Helene Budliger, Leiterin des SECO, am 2. Mai 2023 in Bern, fotografiert von Raphael Moser.
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Liebe Frau Budliger Artieda,

auf Ihnen ruht die Hoffnung der Schweizer Unternehmen, dass Trump sie nächste Woche beim grossen Zollschlag verschont. Sie haben es ja versucht: in Washington mit Zahlen und Fakten den US-Vorwurf unlauterer Handelspraktiken widerlegt und auf Schweizer Investitionen hingewiesen. Aber, entschuldigen Sie, Trump überzeugt man mit Fakten genauso wenig wie ein tobendes Kleinkind mit Logik.

Trump will Deals, die ihn glänzen lassen. Wer in den USA produziert und Jobs schafft, darf auf Gnade hoffen. ABB hat es mit einer neuen 120-Millionen-Dollar-Investition in Tennessee schon auf die US-Regierungswebsite geschafft – aber das sind nicht die Dimensionen, die Trump beeindrucken.

Die Schweiz hat zwar keine Druckmittel …

Um ihn zu bewegen, funktionieren erpresserische Megadeals. China soll helfen, Tiktok USA an eine US-Firma zu verkaufen, Mexiko hilft gegen illegale Migration – nur dann gibt es Zollerleichterungen. Was kann die Schweiz da bieten, wenn schon die Japaner mit ihrer Autobranche jammern, sie hätten keine Druckmittel gegen Trumps Zölle?

Sie haben etwas anderes zu bieten. Denken Sie gross, vergessen Sie Schweizer Tugenden wie Bescheidenheit, folgen Sie Trumps «Art of the Deal». Trump interessiert sich nur für Superlative: das Grösste, der Reichste, das Beste, aber auch der höchste Qualitätsstandard, das Sicherste und das Diskreteste.

… aber sie hat andere Trümpfe

Und genau letztere drei sind Trümpfe der Schweiz, die Sie spielen können. Erinnern Sie ihn daran, wie letzte Woche die halbe Welt auf Signal mitlesen konnte, welche Militärschläge seine Regierung plant. Die USA brauchen sichere Kommunikation – und wer hat die sicherste Messenger-App? Genau, die Schweiz.

Trump muss seine grossartigen Pläne vor Spionage durch China schützen? Dann ist der weltweit sicherste Messenger-Dienst, Threema aus der Schweiz, sein neuer bester Freund. Zollnachlässe wären das Mindeste, das er der Schweiz für diese Sicherheitsgarantie bieten kann.

Und noch etwas: Trump glaubt, er könne mit Zöllen Firmen dazu zwingen, Fabriken zu bauen und Hunderttausende Jobs in Amerika zu schaffen. Aber selbst wenn das gelingt – wer garantiert, dass die Amerikaner die Produkte dann auch kaufen? Heute greifen sie lieber zu importierten Autos aus Japan oder Europa, weil sie schlicht besser sind. Qualität schlägt Patriotismus an der Kasse. Ohne gut ausgebildete Fachkräfte wird «Made in America» auch in Zukunft kein Kaufgrund.

Kein Zollhammer, dafür Schweizer Hammerqualität

Statt den USA wie die EU mit Gegenzöllen zu drohen, können Sie hier eine weitere Schweizer Stärke ins Feld führen: ein Berufsbildungssystem, das Fachkräften Qualität beibringt. Dieses Know-how kann die Schweiz liefern – ohne das Risiko eines Handelsbilanzüberschusses. Perfekt für Trumps «Jobs, Jobs, Jobs!»-Agenda. Tragen Sie Ihr Angebot etwas dick auf: Die Schweiz hat die beste Lösung für das Qualitätsproblem von «Made in America».

Kein besseres Argument, um Trump klarzumachen, dass er Schweizer Expertise braucht, um Amerika wirklich wieder grossartig zu machen. Denn mit seiner Zoll-Bonanza steuert er geradewegs auf ein Wirtschaftsmärchen à la Trump zu: viel Show, wenig Substanz – und am Ende Made in America, das keiner kauft.

Keine Zollmauer gegen Schweizer Unternehmen, dafür Einfuhr von «Swiss Made»-Qualität. Verkaufen Sie diesen Schweizer Deal als das Maximum für die Wirtschaft der Superlative.