Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Interview mit Ex-SAC-Präsident
Franz Steinegger zum SAC-Preisalarm: «Das kann sich doch jeder leisten»

«Die alte Idee, dass man im Massenlager unter einer Militärwolldecke und zusammen mit 24 schnarchenden und schwitzenden Personen die Nacht verbringt, ist nicht mehr zeitgemäss»: Franz Steinegger verteidigt die Preiserhöhungen des Schweizer Alpen-Clubs.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der Bericht dieser Redaktion, dass der Schweizer Alpen-Club (SAC) die traditionell tiefen Preise für Übernachtungen und Verpflegung in den 153 SAC-Hütten erhöhen möchte, lässt die Wogen innerhalb und ausserhalb des Clubs hochgehen.

In Leserkommentaren prallen die Meinungen aufeinander: Die einen finden, höhere Preise seien nötig, damit der SAC die Investitionen decken könne und die Hüttenwarte ein ausreichendes Einkommen erzielten. Die anderen befürchten, eine Übernachtung in einer SAC-Hütte werde für Familien und Menschen mit geringem Einkommen unbezahlbar.

Herr Steinegger, kaum jemand kann die Lage besser einschätzen als Sie, denn Sie waren nicht nur Präsident des SAC, sondern auch des Schweizer Tourismus-Verbands. Ist der Wunsch des SAC nach höheren Preisen gerechtfertigt?

Eindeutig ja. Die Hütten sind heute deutlich komfortabler als früher. Sie haben viel in eine bessere Infrastruktur und einen höheren Komfort investiert, zum Teil zulasten der Bettenzahl. Dass sie mehr verlangen, ist nachvollziehbar.

War es ein Fehler des SAC, die Hütten zu ziemlich komfortablen und entsprechend kostspieligen Berggasthäusern auszubauen?

Ich bin der Meinung, dass man sich bezüglich Komfort anpassen musste und weiter anpassen muss. In unseren Nachbarländern Österreich und Italien sind die Berghütten noch viel komfortabler. Man muss mit der Zeit gehen. Die alte Idee, dass man im Massenlager unter einer Militärwolldecke und zusammen mit 24 schnarchenden und schwitzenden Personen die Nacht verbringt, ist nicht mehr zeitgemäss. Diejenigen, die das wollen, sollen sich selber organisieren.

Wie denn?

Sie sollen eine Alphütte mieten. Es gibt sicher zwei, drei Nostalgiker, die das wollen.

Was sagen Sie jenen, die befürchten, Hüttenübernachtungen würden bei höheren Preisen zu einem elitären Anlass, den sich nicht mehr alle leisten könnten?

Man müsste mir die Leute zeigen, die keine Hütte zahlen können. Ich bezweifle, dass es die gibt.

Schon heute geht aber eine Übernachtung in der SAC-Hütte schnell ins Geld – vor allem, wenn man das mit der Familie tut.

Richtig ist, dass wir für Familien mit Kindern und Leute aus dem Euroraum schon heute an der Schallgrenze sind. Das macht dann für eine Familie schnell mal 400 Franken pro Übernachtung mit Halbpension.

Aber?

Die eigentliche Übernachtung ist günstig. Erwachsene Mitglieder zahlen höchstens 35 Franken, Nichtmitglieder höchstens 70 Franken. Das kann sich doch jeder leisten. Ins Geld geht, wenn man die Halbpension mitrechnet und dann auch noch Wein und Bier konsumiert. Es ist aber niemand dazu gezwungen. Es gibt in den Hütten keinen Konsumationszwang.

«Es gibt in der Schweiz genügend schöne Wanderungen, die man machen kann, ohne in einer Hütte zu übernachten.»

Das heisst, ich darf meinen Käse und mein Brot aus dem Rucksack essen?

Genau. Man darf in allen Hütten selbst mitgebrachte Speisen und Getränke verzehren. Wer das tut, muss dann halt damit leben, dass ihn der Hüttenwart nicht sonderlich mag und dass die anderen Gäste ihn etwas schräg anschauen.

Was sollen diejenigen tun, denen selbst das zu teuer ist?

Es gibt in der Schweiz genügend schöne Wanderungen, die man machen kann, ohne in einer Hütte zu übernachten. Der SAC muss sich nicht ausrichten auf diejenigen, die gar kein Geld ausgeben wollen, sondern sich vergleichen mit anderen Ferienformen wie Hotels, Ferienwohnungen und Jugendherbergen. Jeder Aufenthalt in einer SAC-Hütte ist sowieso subventioniert durch den Zentralverband, die jeweilige Sektion, durch öffentliche Gelder und durch Gönner.

Die Preise in SAC-Hütten sind traditionell moderat: Die Medelserhütte im Val Plattas auf 2524 Metern über Meer.

Sie sind dieses Jahr 80 geworden. Wann waren Sie zum letzten Mal in einer Hütte?

Diesen Sommer besuchte ich vier Hütten in meinem näheren Einzugsgebiet: die Lidernen- und die Sidelenhütte im Kanton Uri und die Maighels- und die Badushütte in Graubünden. Allerdings nur als vorbeiziehender Wanderer. In einer SAC-Hütte habe ich schon lange nicht mehr übernachtet.

Wieso nicht?

Ich bin zu alt dazu. Ich habe im Militär, als SAC-Präsident und im sonstigen Leben genug biwakiert. Das muss ich nicht mehr unbedingt haben.