Interview zu Franz Carl Weber«Der Verkauf war nicht meine Wunschlösung»
Marcel Dobler war Mitinhaber des ikonischen Spielzeuggeschäfts. Jetzt hat er es an die Drogeriemarktkette Müller verkauft. Das sei langfristig das Beste für das Geschäft.
Es gibt wohl kaum jemanden in der Schweiz, der keine Kindheitserinnerung an den Franz Carl Weber hat. Sei es der unerreichbare Riesen-Teddy im Schaufenster oder die Rutschbahn im ehemaligen Hauptgeschäft an der Zürcher Bahnhofstrasse, seit über 140 Jahren ist der Laden eine Institution. Jetzt wechselt er in deutsche Hände.
Die Drogeriemarktkette Müller hat das gesamte Unternehmen gekauft, wie die «Handelszeitung» am Mittwochmorgen berichtete. Dabei hatte der «Franzki» erst seit fünf Jahren wieder Schweizer Besitzer.
2018 kauften unter anderem der damalige CEO Yves Burger und Digitec-Gründer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler den Franz Carl Weber dem französischen Spielzeugkonzern Ludendo ab. Dieser war pleite gegangen.
Herr Dobler, Sie haben immer gesagt, der Franz Carl Weber sei eine Herzensangelegenheit. Weshalb haben Sie ihn jetzt verkauft?
Marcel Dobler: Weil das langfristig das Beste für ihn und die Mitarbeiter ist. Der Franz Carl Weber muss in grösseren Mengen einkaufen können, nur so erhält er bessere Konditionen. Diese sind nötig, damit er sich zukünftige Investitionen leisten kann. Der Verkauf war nicht meine Wunschlösung.
Was wäre die gewesen?
Ich hätte mich lieber nur in einer Einkaufsgesellschaft zusammengeschlossen. Das hat sich leider nicht ergeben. Mit der deutschen Drogeriemarktkette Müller haben wir nun aber einen guten Käufer gefunden. Müller macht jährlich einen weltweiten Umsatz von vier Milliarden Euro und hat 35’000 Angestellte. Von diesen Dimensionen kann der Franz Carl Weber profitieren. Bereits heute haben die Läden ein breites Angebot an Spielzeugen.
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Sie haben den Spielzeugladen 2018 übernommen mit dem Ziel, diesen zu sanieren. Ist Ihnen das gelungen?
Meine Partner und ich haben den Franz Carl Weber damals aus der Nachlassstundung des französischen Konzerns Ludendo gekauft. Heute ist die Firma in den schwarzen Zahlen und sehr effizient aufgestellt. Wir haben das Optimum herausgeholt – und das trotz zwei Jahren Corona. Ich finde, dass alle Mitarbeiter, die dies möglich gemacht haben, stolz auf sich sein können.
Für viele Schweizerinnen und Schweizer ist der «Franzki» eine wichtige Kindheitserinnerung. Was wird sie in Zukunft erwarten?
Auch für mich ist der «Franzki» eine sehr emotionale Angelegenheit. Mittelfristig wird sich für unsere Kundschaft nichts ändern. Wo und wie Müller investieren wird, wird sich in den kommenden Monaten klären.
Gibt es schon konkrete Pläne für die 23 Schweizer Filialen?
Eine Änderung am Filialnetz ist nicht vorgesehen. Wir beginnen jetzt mit den Diskussionen im Verwaltungsrat, von dem ich weiterhin Teil sein werde.
Droht den 200 Angestellten ein Stellenabbau?
Nein, im Moment bleibt alles beim Alten.
Haben Geschäfte vor Ort überhaupt eine Zukunft bei der starken Konkurrenz durch den Onlinehandel?
Davon bin ich überzeugt. Ich wünsche mir, dass ich eines Tages mit meinen Enkeln im Franz Carl Weber einkaufen kann.
Wie geht es jetzt für Sie weiter?
Bis im Oktober konzentriere ich mich auf den Wahlkampf und meine anderen Mandate. Danach freue ich mich aber auch auf neue Herausforderungen.
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