Gefahr für BankenFinanzmarktaufsicht warnt vor Risiken am Immobilienmarkt
Die Finma lehnt einen einfacheren Zugang zu Hypotheken ab, weil der Markt überhitzt sei. Doch der Nationalrat will die Bedingungen beim Eigenheimkauf lockern.
Die Warnung ist deutlich: «Die Immobilien- und Hypothekarmärkte zeigten heute im Bereich Wohnliegenschaften klare Überhitzungstendenzen», sagte Urban Angehrn, Direktor der Finanzmarktaufsicht, am Dienstag an der Medienkonferenz der Behörde. Verschiedene Faktoren würden darauf hindeuten. So seien die Immobilienpreise in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich stärker gestiegen als die Konsumentenpreise, die Löhne oder das Bruttoinlandprodukt. Die Tendenz habe sich zudem seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie noch verstärkt.
Für den Schweizer Finanzplatz bleibt der Immobilienmarkt nach Ansicht der Finanzmarktaufsicht (Finma) ein Klumpenrisiko. Einen einfacheren Zugang zu Hypothekarkrediten lehnt sie angesichts der ohnehin hohen Preise für Häuser ab.
Doch gibt es mehrere politische Vorstösse, die das ermöglichen wollen. So will etwa der Nationalrat, dass künftig das ganze Kapital aus der 2. Säule in Wohneigentum investiert werden darf. Damit soll der Erwerb von Wohneigentum für den Mittelstand wieder erschwinglich werden.
Nicht ganz so starkes Wachstum wie 2021
Eine Lockerung der Anforderungen für Hypothekarkredite sieht die Finma daher sehr skeptisch. Solche immer wieder diskutierten Massnahmen würden die heute schon signifikanten Risiken verstärken. Eine Lockerung der Vergabekriterien hätte nämlich eine noch höhere Nachfrage zur Folge, sodass die bereits hohen Preise noch mehr in die Höhe getrieben würden.
Laut den Experten der Zürcher Kantonalbank dürften die Häuserpreise in diesem Jahr nicht mehr ganz so schnell steigen wie im Vorjahr – sie dürften aber weiter zulegen. Das Preiswachstum im Kanton Zürich belaufe sich auf rund 5 Prozent, schweizweit liege der Wert bei 4 Prozent. Im letzten Jahr stiegen die Preise um 10 respektive 7,5 Prozent.
«Eine Korrektur der Immobilienmärkte stellt für die Wirtschaft ein Klumpenrisiko dar.»
In einer schweren Immobilienkrise würde laut Einschätzung der Finma ein Teil der Schweizer Banken, aber auch der Versicherungsunternehmen deutlich unter die Schwelle der Kapitalanforderungen fallen. Sie müssten sich folglich rekapitalisieren.
Mit einem Volumen von über 1100 Milliarden Franken ist der Schweizer Hypothekenmarkt grösser als die Bilanz einer systemrelevanten Grossbank und eineinhalbmal so gross wie das Schweizer Bruttoinlandprodukt. Angehrn sagte darum: «Eine Korrektur der Immobilienmärkte stellt daher für die Schweizer Volkswirtschaft, und insbesondere für stark exponierte Institute, ein materielles Klumpenrisiko dar.»
SDA/jb
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