Zweiter im WM-RiesenslalomTrotz Fieber und Husten fährt Loïc Meillard zu WM-Silber
Beim Schweizer Doppelsieg in Courchevel wird der Neuenburger Zweiter. Danach wird er bei der Pressekonferenz mit einer speziellen Frage überrascht.
![Grosser Jubel beim Schweizer Team: Marco Odermatt (rechts) und Loïc Meillard feiern Gold und Silber im Riesenslalom.](https://cdn.unitycms.io/images/2rTVo5COa5i8_qdRN-MDcB.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=27cyKrsMcXk)
Vielleicht sagt die Frage etwas über den Bekanntheitsgrad von Loïc Meillard. Vielleicht etwas über den Stellenwert von Kombinationen und Parallelrennen. Vielleicht, und das wohl am ehesten, auch etwas über die Kenntnisse des Fragestellers.
Als dieser Loïc Meillard nach dem Silber-Gewinn im WM-Riesenslalom von Courchevel nämlich zur Pressekonferenz Platz nimmt, wird er als erstes gefragt: «Ihre erste Medaille?» Meillard, ganz allgemein einer, den nicht viel aus der Ruhe bringt, bleibt cool. «Nein, ich hatte schon zwei.»
So ist das mit Meillard. Er war schon vor zwei Jahren in Cortina d’Ampezzo erfolgreich, holte in der Kombination und im Parallelrennen jeweils Bronze. Es sind die zwei Wettbewerbe, die nicht überall viel Rückhalt geniessen und die es wohl bald nicht mehr geben wird bei Weltmeisterschaften.
In der Kombination von diesem Jahr war Meillard als Mitfavorit gescheitert, er wurde Sechster, im Super-G kam Rang 8 dazu. Auf die Parallelrennen verzichtete er ganz, er wollte sich auf den Riesenslalom vom Freitag und den Slalom vom Sonntag konzentrieren, der den Abschluss dieser WM bildet.
So gesehen könnte man also sagen: Die Silbermedaille gibt ihm recht, der Mut hat sich ausgezahlt. Mut, weil Meillard zu den besten Parallelfahrern der Welt gehört. Die Chancen auf eine Medaille wären in diesem Wettbewerb bestimmt nicht kleiner gewesen als im Riesenslalom. Bei einem Parallelrennen feierte er 2020 auch seinen ersten Weltcupsieg. Danach musste er fast drei Jahre warten.
Ein zweiter Rang mit Ansage – und Anlauf
Meillard ist unter vielen wilden und das Limit herausfordernden Skirennfahrern der Kontrollierte. In seinem Stil auf der Piste, in seiner Sprache daneben. Wenn er fährt, ob Slalom, Riesenslalom oder Super-G, sieht es sauber aus, und genauso drückt sich der Neuenburger aus. Dieser Stil hat ihn nach oben gebracht. Aber Meillard stand lange, wie fast jeder Schweizer Skifahrer auch, in Marco Odermatts Schatten. Ein angenehmer Schatten immerhin, die zwei sind gut befreundet.
Sie wurden auch oft im gleichen Atemzug genannt, wenn es darum ging, die Zukunftsaussichten der Schweiz als Ski-Nation zu zeichnen. Urs Lehmann, Swiss-Ski-Präsident, sagte einmal, alle Nationen würden die Schweiz um Odermatt und Meillard beneiden. Der zweite Platz von Courchevel ist also einer mit Ansage. Aber auch einer mit Anlauf.
Im Weltcup ist Odermatt der Komet, der die Konkurrenz in Grund und Boden fährt. Meillards Karriereschritte sind gleichmässiger. Seit er am 10. Januar 2015 in Adelboden sein erstes Weltcuprennen fuhr, ging es punktemässig fast in jedem Winter aufwärts, aber nie rasant. Es gibt Stimmen, die sagen, Meillard sei kein Winnertyp, ihm fehle der Killerinstinkt. Er antwortet, Wendy Holdener sei ja auch 30-mal aufs Podest gefahren, bevor sie einen Slalom gewonnen habe.
Und dann noch ein Schlag im Training
Meillard schied in seiner Karriere fast nie aus, nur zuletzt erlebte er eine Baisse, mit drei Ausfällen hintereinander in Cortina und Chamonix. In den Disziplinen Slalom und Riesenslalom steht der Neuenburger seit 2018/19 immer wieder auf dem Podest, aber er gewann lange nicht. Bis zu diesem 24. Januar 2023. In Schladming gewinnt er erstmals einen Riesenslalom. Das zeigte ihm, dass es nicht nur in Kombinationen und Parallelrennen aufgehen kann.
Nun also Silber, geschlagen vom momentan besten Skifahrer der Welt. 2009 in Val-d’Isère holte Carlo Janka die letzte Schweizer Riesenslalom-Medaille, nun sind es gleich zwei. Dabei sah es bei Meillard die letzten Tage gar nicht gut aus, er war zwischen Freitag und Dienstag krank, lag mit Fieber und Husten im Bett. Dann trainierte er zwei Tage und bekam am Fuss einen Schlag ab, der schmerzte.
Die Vorzeichen hätten besser sein können vor diesem Freitag. Aber wie sagt es Meillard in seiner unaufgeregten, meillardschen Art? «Das ist Teil des Sport, ich habe es trotzdem geschafft, den Job zu machen.»
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