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Waldbrände in Los Angeles
Flammeninferno zerstört 10’000 Gebäude – neues Feuer ausgebrochen

Luftaufnahme von zerstörten Häusern in Pacific Palisades, Kalifornien, während der Palisades-Feuer am 9. Januar 2025 weiter brennen.
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Die Zahl der Todesopfer bei der gewaltigen Feuerkatastrophe im Grossraum Los Angeles steigt: Mindestens elf Menschen seien bisher ums Leben gekommen, teilte die gerichtsmedizinische Behörde von Los Angeles County mit. Die Flammen haben eine Schneise der Verwüstung und Verzweiflung hinterlassen – und wüten weiter.

Etwa 10’000 Gebäude sind Medienberichten zufolge den verheerenden Waldbränden bereits zum Opfer gefallen, 15’000 Hektar Land sind verbrannt. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Feuer als die schlimmsten in der Geschichte Kaliforniens. Es sehe aus, als ob «eine Atombombe in diesen Gebieten abgeworfen wurde», sagte der Sheriff des Bezirks Los Angeles, Robert Luna, zur Lage in den betroffenen Regionen.

Chris und Christina Larson betrachten die Ruinen ihres Geschäfts, dem Rancho Bar, das durch das Eaton-Feuer in Altadena, Kalifornien, zerstört wurde. Der Himmel ist rauchig und die Umgebung ist voller verbrannter Überreste.

Die Brände sind weiterhin ausser Kontrolle. Nach Angaben von Feuerwehr-Chefin Kristin Crowley verbrannten allein im Viertel Pacific Palisades seit Dienstag mehr als 5300 Häuser. Beim sogenannten Eaton Fire nahe Pasadena wurden hingegen bislang etwa 4000 bis 5000 Gebäude zerstört oder beschädigt, darunter Ein- und Mehrfamilienhäuser und Gewerbeobjekte, wie Anthony Marrone, Feuerwehrchef von Los Angeles County, bestätigte.

500 in Kalifornien stationierte US-Soldaten bereiten sich auf einen möglichen Einsatz vor. Sie stünden bereit, auf Anforderung der kalifornischen Behörden zu unterstützen, etwa beim Räumen von Strassen oder bei Such- und Rettungseinsätzen, sagte eine Pentagon-Sprecherin. Zudem könnten zehn Helikopter angefordert werden, die bei der Brandbekämpfung helfen können.

Ein Ende der Brände ist nicht abzusehen, denn drei der Feuer konnten laut der Brandschutzbehörde Cal Fire bislang nur minimal oder gar nicht eingedämmt werden. Zudem gibt es Warnungen vor neuen heftigen Winden, die die Flammen anfachen könnten. Örtliche Medien sprechen von einem «apokalyptischen» Szenario.

Flammen und Rauch des Palisades-Feuers umgeben ein Haus in Topanga, Kalifornien, am 9. Januar 2025, während die Feuerwehr gegen das uncontainierte Feuer kämpft.

Während zwei der grossen Feuer am Donnerstag eingedämmt werden konnten, brach gleichzeitig ein neues aus, das sogenannte Kenneth Fire im Gebiet der West Hills und Hidden Hills zwischen Los Angeles und Ventura.

Es bewegte sich zeitweise gefährlich schnell auf Wohnhäuser in der hügeligen Region zu, so die Feuerwehr. Auf Videos war eine heftige Rauchentwicklung zu sehen. 900 zusätzliche Feuerwehrleute sollten entsandt werden, berichteten US-Medien unter Berufung auf Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom. Nach mehreren Stunden konnte das Voranschreiten der Flammen Berichten zufolge aber eingedämmt werden.

Das grösste der derzeit fünf wütenden Feuer im Grossraum Los Angeles – Palisades Fire genannt – brenne aktuell auf einer Fläche von rund 8000 Hektar, teilte die Feuerwehr weiter mit. Das Eaton Fire wuchs derweil auf mehr als 5500 Hektar an. «Das Eaton-Fire ist weiterhin zu null Prozent eingedämmt», betonte Feuerwehr-Chef Marrone.

Zehntausende Einwohner mussten wegen der Brände ihr Zuhause verlassen. Für 180’000 galten zwingende Evakuierungs-Anordnungen, für 200’000 weitere gab es entsprechende Warnhinweise.

Luftaufnahme von abgebrannten Häusern im Pacific Palisades, Los Angeles, während des Palisades-Feuers am 9. Januar 2025.

Nach Angaben der Behörden wurden bislang mehr als 7500 Feuerwehrleute und Helfer zum Kampf gegen die Flammen mobilisiert, unterstützt von Löschflugzeugen und -Helikoptern. Sie riskieren oftmals ihr Leben.

Zu wenige Einsatzkräfte

Allein rund 2300 Einsatzkräfte seien mit dem «Palisades Fire» beschäftigt, sagte Feuerwehrsprecher Adam Van Gerpen dem Sender CNN. Viele der Frauen und Männer seien in 24- und sogar 48-Stunden-Schichten im Einsatz, teilte die zuständige Gewerkschaft mit. Einige der Einsatzkräfte hätten selbst ihre Häuser bei den Bränden verloren, hiess es von der Leitung der Berufsfeuerwehr. «Wir sind unterbesetzt, wir haben zu wenig Ressourcen», beklagte Feuerwehrchefin Crowley laut US-Medien.

Präsident Biden kündigte nun die Entsendung von weiteren 400 Feuerwehrleuten, 30 Löschelikoptern und 8 Militärmaschinen vom Typ C-130 an. Auch das benachbarte Kanada will Feuerwehrleute und Löschflugzeuge schicken.

Luftaufnahme von Malibu während eines Stromausfalls durch das Palisades-Feuer bei Sonnenuntergang, mit rauchverhangenen Hügeln im Hintergrund.

Nach Angaben der Seite poweroutage.us sind weiterhin rund 250’000 Kunden in den betroffenen Gebieten ohne Strom. Auch sonst steht das Leben vielerorts still. Schulen bleiben auch heute geschlossen, den Behörden zufolge vor allem wegen der schlechten Luftqualität. Dichter Rauch liegt über Los Angeles, viele Menschen tragen Masken, um sich vor den schädlichen Partikeln zu schützen.

Milliarden-Schäden nach erster Schätzung

Die Brände haben nach ersten vorsichtigen Berechnungen gewaltige Schäden hinterlassen. Laut einer vorläufigen Schätzung des privaten US-Wetterdienstes Accu-Weather, das auch die Auswirkungen von Unwettern bemisst, könnten der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste bei 135 bis 150 Milliarden Dollar liegen.

Luftaufnahme von verbrannten Häusern in Malibu, Kalifornien, während des Palisades-Feuers am 9. Januar 2025.

Es handle sich um eine der kostspieligsten Waldbrandkatastrophen in der modernen Geschichte der USA, sagte Chefmeteorologe Jonathan Porter laut einer Mitteilung des Unternehmens. «Orkanartige Winde liessen Flammen durch Viertel mit Häusern im Wert von mehreren Millionen Euro wüten. Die hinterlassenen Verwüstungen sind herzzerreissend, und der wirtschaftliche Schaden ist enorm.»

Die Versicherungsproblematik verschärft die Situation zusätzlich. Wie US-Medien berichten, hatten einige grosse Anbieter bereits im vergangenen Frühjahr wegen des hohen Waldbrandrisikos den Versicherungsschutz in den nun betroffene Gebiet eingeschränkt und für bestimmte Neubauten ganz zurückgezogen. Somit könnten manche Hausbesitzer möglicherweise ohne ausreichenden Versicherungsschutz dastehen.

Medienberichten zufolge spielt bei den Schäden auch eine Rolle, dass Häuser oftmals sehr dicht aneinander oder teilweise aus Holz gebaut seien. Auf Bildern der Ruinenfelder ist zu sehen, dass von den abgebrannten Gebäuden zuweilen nur der steinerne Kamin noch steht.

Zwei Männer betrachten die Ruinen eines Hauses in Altadena, Kalifornien, das durch das Eaton-Feuer zerstört wurde, Januar 2025.

Die Polizei hat Medienberichten zufolge einen Mann wegen Verdachts auf Brandstiftung verhaftet. Zur Festnahme sei es gekommen, nachdem ein Zeuge berichtete, er habe gesehen, wie der Mann in der Gegend von Woodland Hills versucht habe, ein Feuer zu legen, schreibt die «Los Angeles Times». Die Polizei konnte einen Zusammenhang mit den Feuern jedoch nicht bestätigen.

Szenen starker Verwüstung – Opferzahl steigt

Offiziellen Angaben zufolge ist die Zahl der Todesopfer inzwischen auf elf angestiegen. Das hat das Büro des Bezirksgerichtsmediziners am Donnerstag mitgeteilt. Kristin Crowley, die Leiterin der Feuerwehr von Los Angeles, bestätigte, dass zwei der Todesopfer auf das Feuer im Viertel Pacific Palisades zurückzuführen sind.

Ein Mann tröstet seine Tochter auf den verkohlten Überresten ihres abgebrannten Hauses in Altadena, Kalifornien, während der Eaton-Feuer am 9. Januar 2025.

Die meisten Todesopfer kamen laut Medienberichten beim Eaton Fire ums Leben. Bezirksbeamte sagten, das so genannte Eaton Fire bei Pasadena habe fünf Todesopfer gefordert. Sheriff Luna hatte zuvor zu konkreten Angaben gezögert und gesagt, Angesichts der Verwüstung erwarte er keine guten Nachrichten bezüglich der Opferzahlen.

Im Moment sei es unmöglich, das Ausmass der Zerstörung der Feuerkatastrophe zu beziffern, ausser dass es sich um «totale Verwüstung und Verlust» handelt, sagte Barbara Bruderlin, Leiterin der Handelskammer von Malibu Pacific Palisades. «Es gibt Gebiete, in denen alles weg ist, es gibt nicht einmal mehr ein Stück Holz, es ist nur noch Dreck», sagte Bruderlin weiter. Nach Angaben von Los Angeles County Sheriff Robert Luna durchsuchen Leichenspürhunde und Einsatzkräfte die Trümmer.

Ein 81-jähriger Bewohner von Altadena, Kalifornien, trägt eine Maske und betrachtet die Schäden des Eaton-Feuers am 9. Januar 2025. Im Hintergrund sind niedergebrannte Gebäude zu sehen.

US-Präsident Joe Biden sagte, nachdem er am Donnerstagabend über die Lage unterrichtet worden war, dass bislang bereits 360’000 Menschen aus den am stärksten betroffenen Gebieten in Sicherheit gebracht worden seien.

Festnahmen wegen Plünderungen

Doch nicht nur vor den Flammen müssen Menschen, die aus ihren Häusern geflohen sind, Angst haben: Die Feuerkatastrophe rief den Behörden zufolge auch Kriminelle auf den Plan. Mindestens 20 Verdächtige seien bisher im Zusammenhang mit Plünderungen festgenommen worden, sagte Kathryn Barger vom Verwaltungsbezirk Los Angeles. Barger nannte die Plünderer «Opportunisten» und fügte vor Journalisten hinzu: «Ich werde nicht tatenlos zusehen und zulassen, dass eine bereits traumatische Erfahrung noch schlimmer wird.» Die Polizei erwägt Ausgangssperren.

Ein Helikopter fliegt über das vom Rauch der Brände bedeckte Los Angeles am 9. Januar 2025.

Der Alltag in der Region steht weitgehend still. Schulen bleiben auch heute geschlossen, den Behörden zufolge vor allem wegen der schlechten Luftqualität. Die Situation hat auch Auswirkungen auf die Spielpläne der Sportligen, wie die Football-Liga NFL: Das für Montag geplante Playoff-Spiel der Los Angeles Rams gegen die Minnesota Vikings wurde nach Arizona verlegt, wie die NFL bekanntgab. Sie begründete den Schritt mit der Sorge um die Luftqualität in der Stadt, über der dichter Raucht liegt, und der ohnehin schon grossen Belastung für Polizei und Feuerwehr.

Mehrere Filmstudios sind wegen der Feuer geschlossen, Dreharbeiten etwa von «Grey’s Anatomy» und «Hacks» wurden unterbrochen.

Luftbild von abgebrannten Häusern in Malibu, Los Angeles, während des Palisades-Brandes am 9. Januar 2025.

Auch die Pläne der US-Vizepräsidentin Kamala Harris änderten sich: Sie sagte wegen der Feuerkatastrophe einen geplanten Besuch in Deutschland ab. Ursprünglich wollte Harris am 17. Januar die Air Base Spangdahlem in der Eifel besuchen und dort auch mit US-Soldaten sprechen. Die Reise sollte sie davor auch auf US-Militärstützpunkte in Singapur und Bahrain führen.

Viele Prominente betroffen

Auch viele Hollywood-Promis leiden unter den Grossbränden. Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz (35) zeigte in einer Instagram-Story, wie er wegen der Brände sein Haus verlassen musste. In dem Post sind seine gepackten Luxuskoffer zu sehen, darunter ein Notfallset des Roten Kreuzes und zwei Walkie-Talkies.

Zerstörte Geschäfte entlang der Lake Avenue in Altadena, Kalifornien, nach dem Eaton-Feuer am 9. Januar 2025.

Realitystar Paris Hilton musste eigenen Angaben zufolge im Fernsehen mit ansehen, wie ihr Haus den Grossbränden zum Opfer fiel. «Ich bin untröstlich, habe keine Worte», schreibt die 43-Jährige auf der Plattform X. «Ich sitze mit meiner Familie, schaue die Nachrichten und sehe, wie unser Haus in Malibu live im Fernsehen bis auf die Grundmauern abbrennt.» Dazu teilte sie ein per Hand aufgenommenes Video von einem Nachrichtenbeitrag, der eine niedergebrannte Gegend zeigt.

In den nächsten Tagen sollten derweil die mit Spannung erwarteten Oscar-Nominierungen verkündet werden. Sowohl dieser Termin als auch die Bekanntgabe der Nominierungen für die Producers Guild of America Awards wurden aufgrund der andauernden Feuer jeweils um zwei Tage verschoben.

Brände im Winter ungewöhnlich

Der Süden Kaliforniens erlebt gerade die schwersten Brände in einem Winter seit mehr als 40 Jahren. Normalerweise lodern zu dieser Jahreszeit keine Feuer, aber in diesem Jahr kommen mehrere Faktoren zusammen: Zum einen peitschen ungewöhnlich starke Santa-Ana-Winde Flammen und Funken mit mehr als 160 Kilometern pro Stunde voran, zum anderen ist die extreme Dürre vergangener Jahre zurückgekehrt.

Luftaufnahme zeigt abgebrannte Häuser in Pacific Palisades, Los Angeles während des Palisade-Feuers am 9. Januar 2025, mit Rauch am Himmel.

Experten machen für die ungewöhnliche Zeit und für das Ausmass der Brände verschiedene Faktoren verantwortlich: Neben Klimaaspekten spielt auch das Bevölkerungswachstum eine Rolle. «Ich denke, dass wir das Thema aus der Perspektive der globalen Veränderungen betrachten müssen», sagt Brandforscher Jon Keeley von der wissenschaftlichen US-Bundesbehörde Geological Survey. «Das Klima ist nur eine globale Veränderung. Eine der anderen wichtigen globalen Veränderungen ist sicherlich das Bevölkerungswachstum. Und Kalifornien ist in den vergangenen 20 Jahren mit einer phänomenalen Geschwindigkeit gewachsen. Wenn mehr Menschen hinzukommen, gibt es auch mehr Stromleitungen und damit mehr Möglichkeiten für Defekte.» Die Auslöser für die jüngsten Brände müssen zwar noch ermittelt werden, aber Experten gehen davon aus, dass es sich dabei um Stromleitungen handelt, die durch starke Winde zu Fall gebracht wurden.

Es gebe keinen sicheren Zusammenhang zwischen den Santa-Ana-Winden – Böen aus dem Osten, die die Berge herunterkommen, an Geschwindigkeit gewinnen und auf die Küste treffen – und dem vom Menschen verursachten Klimawandel, sagt der Klimawissenschaftler Daniel Swain vom California Institute for Water Resources. Aber eine Bedingung, die zu diesen Winden geführt habe, sei ein grosser Temperatursturz beim Jetstream – dem Luftstrom, der Wettersysteme über den Globus bewegt. Dieser habe dazu beigetragen, kalte Luft in die östlichen zwei Drittel der USA zu bringen, sagt der Klima- und Brandwissenschaftler John Abatzoglou von der University of California Merced. Andere Wissenschaftler haben solche Einbrüche des Jetstreams vorläufig mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht.

DPA/chk/oli