Brände in Los AngelesMillionäre leisten sich private Feuerwehrdienste und provozieren Nachbarschaft
Während viele Brände in Los Angeles ausser Kontrolle sind, heuern reiche Hausbesitzer private Feuerwehren an, um ihr Eigentum zu schützen – und ernten wütende Reaktionen.
Die schlimmste Feuerkatastrophe der Geschichte hat Los Angeles erfasst, die Brände sind an mehreren Orten ausser Kontrolle und der Feuerwehrchef beklagt, nicht genügend Einsatzkräfte zu haben. Das «Sunset Fire» hat mittlerweile auch Hollywood und Malibu erfasst, wo viele Reiche und Prominente wohnen. Tausende Gebäude sind bereits zerstört, Zehntausende Menschen auf der Flucht.
Mitten in der Katastrophe sorgt ein Millionär nun für viel Kritik im Internet. Immobilienmogul Keith Wasserman suchte auf der Plattform X nach privaten Feuerwehrdiensten, die seine Villa mitten im Brandgebiet schützen sollen. «Hat jemand Kontakt zu privaten Feuerwehrleuten, um unser Haus in Pacific Palisades zu schützen? Wir müssen jetzt schnell handeln. Alle Häuser der Nachbarn brennen. Wir zahlen jeden Geldbetrag. Danke», schrieb der Multimillionär.
In den Kommentaren reagierten viele wütend auf die Tatsache, dass die Superreichen ihre Häuser von Privaten schützen lassen, während für die Bekämpfung der Brände zu wenig Personal vorhanden ist und die weniger Privilegierten ihr Hab und Gut verlieren. Wasserman verteidigte sich zunächst, mittlerweile hat er sein X-Konto gelöscht.
Ob Wasserman tatsächlich eine Firma für den Schutz seiner Villa gefunden hat, ist noch nicht bekannt. Die privaten Feuerwehrdienste sorgten schon bei früheren Grossbränden für negative Schlagzeilen. Die «Los Angeles Times» berichtete bereits 2018 über solche Firmen, welche die reguläre Feuerwehr verärgerten. Die Privaten handelten eigenmächtig, widersetzten sich Evakuationsbefehlen und seien damit eine weitere Sorge für die Feuerwehr, die im Extremfall auch private Feuerwehrleute retten müsse.
Die Privaten stehen ausserdem für ihre Vorgehensweise in der Kritik. Sie schützen Häuser, indem sie alles brennbare Material darum herum entfernen, damit sich die Flammen nicht zum Gebäude durchfressen können. Sie tragen also Holzstapel oder Gartenmöbel weg, fällen präventiv Bäume oder Büsche. Profis entziehen den Bränden in gewissen Fällen die Nahrung, indem sie die Vegetation gezielt abbrennen, bevor die Feuerwalze ankommt. Private Feuerwehrdienste verursachten bei solchem Vorgehen allerdings aus Versehen auch schon neue Brände.
Gerufen werden die Privaten meist nicht von den Superreichen selber. Die nicht öffentlichen Feuerwehrdienste existieren seit den 1980er-Jahren, viele ergänzen die regulären Kräfte und arbeiten mit ihnen zusammen. Immer mehr sind mittlerweile aber von Versicherungen angestellt, ihre Dienste sind Teil einer Police, welche Hauseigentümer zusätzlich zahlen. Im Brandfall schützen sie aber Gebäude nicht nach den Wünschen der Versicherten, sondern nach den Vorgaben der Versicherung, welche schaut, wo sich ein Einsatz gerade lohnt.
Deshalb bieten immer mehr Einheiten ihre Dienste auch exklusiv den Reichen an. Werbung machen sie dafür kaum, da das Geschäft in der Bevölkerung umstritten ist. Mund-Propaganda unter den Wohlhabenden genügt aber ohnehin, um genügend Kundschaft zu akquirieren. Wobei dies auch im Schlechten gilt: Bei Bränden in Malibu 2019 tauchten die privaten Feuerwehrleute nicht wie bestellt auf, und die Einwohnerinnen und Einwohner bekämpften das Feuer selber.
Auch die Mehrheit der Reichen verzichtet offenbar auf die umstrittenen Privatdienste. So meldete sich am Donnerstagmorgen die Geschäftsfrau Paris Hilton mit der Nachricht, dass ihr Haus in Malibu abgebrannt ist. Die 43-Jährige habe live im Fernsehen mitverfolgt, wie ihr Heim komplett zerstört wurde. Es seien viele kostbare Erinnerungen verloren gegangen, ihre Kinder machten dort ihre ersten Schritte. Ihr Herz schmerze nun aber für alle, die noch in Gefahr seien oder grössere Verluste zu beklagen hätten. Sie dankte zudem den Einsatzkräften.
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