Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Federer bestraft, erzürnt, geschlagen

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Einen solchen Match hat selbst Roger Federer noch nie erlebt. Zuerst wurde er von Alexander Zverev lange praktisch vom Court geschossen. Dann wehrte er mirakulös drei Matchbälle ab, rettete sich im zweiten Satz ins Tiebreak. Dort wehrte er zwei weitere Matchbälle ab und erzwang – aus heiterem Himmel – einen dritten Satz.

In diesem verlagerte sich das Geschehen weg vom Sport. Der 20-fache Grand-Slam-Sieger enervierte sich darüber, dass der spanische Stuhlschiedsrichter Nacho Forcadell ihn nicht daran erinnert hatte, wann die Bälle gewechselt werden, worum er ihn gebeten hatte. Er liess ihn dies auch in aller Deutlichkeit wissen. Die Retourkutsche war krass und kam rasch, beim Stand von 0:3 und 15:30, als Federer verärgert einen Ball in hohem Bogen aus dem Court spielte – alles andere als hart und aggressiv.

Federer ärgert sich über den Ref

Zur allgemeinen Verblüffung verwarnte ihn Forcadell aber dafür. Und weil Federer schon im Tiebreak (zu Recht) verwarnt worden war, hatte dies einen Strafpunkt zur Folge. Also 15:40, zwei Breakbälle. Federers Ärger war gross. Er zog den Ref zur Verantwortung und verlangte, ihm den Prozess zu erklären. «War das für dich zu viel?», fragte er ihn. Und er warf ihm vor, ihn nicht gewarnt zu haben, dass er sich im Grenzbereich bewege. Ein «superharter Entscheid» sei das gewesen, fand am Schweizer Fernsehen auch Heinz Günthardt.

Federer schaffte es zwar, die Breakbälle abzuwehren – aber nicht die Niederlage. Er verlor den Viertelfinal von Shanghai nach 124 Minuten 3:6, 7:6 (9:7), 3:6. Damit liegt er im Duell mit dem Deutschen jetzt 3:4 in Rückstand. Das Resultat schmeichelte Federer noch, da er eigentlich in zwei Sätzen hätte verlieren müssen, denn Zverev führte im zweiten schon 6:5 und hatte bei 40:0 drei Matchbälle in Serie.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Er servierte von Anfang an mit einer hohen Quote und Tempi bis gegen 230 km/h und liess Federer nie in den Rhythmus kommen, zumal er auch besser retournierte. Zum Leidwesen von Federer und dessen vielen Fans, die zeitweise wie in Schockstarre verharrten, erinnerte der Kronprinz des Tennis wieder an jenen Spieler, dem seit langem Grand-Slam-Titel zugetraut werden und der Ende November 2018 in London das ATP-Finale gewann.

Niederlage gegen Ziehsohn

Federer konnte nach dem nur 27-minütigen ersten Satz, der kaum Ballwechsel brachte, etwas durchatmen, dank einem fast mühelosen Break zum 2:0. Doch Zverev fand sofort zurück in die Partie und breakte ihn im dritten Game dank zwei Federer-Fehlern und zwei knallharten Passierbällen zum zweiten Mal. Den dritten Aufschlagverlust hatte sich der Favorit danach selber zuzuschreiben, auf dem Weg zum 5:6 schenkte er Zverev drei Punkte durch Fehler.

Federer weigerte sich danach, über den Schiedsrichter zu sprechen, sondern betonte, wie gut Zverev gespielt hatte. Zum Punktabzug gefragt, antwortete er harsch: «Damit Sie das auf Twitter schreiben können? Nein, es wäre netter, etwas Gutes über diese Partie zu schreiben. Nächste Frage.»

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Federer ist eine Art Götti für den 16 Jahre jüngeren Zverev. Seit langem versorgt er ihn immer wieder mit Tipps, baut ihn auf, lässt ihn von seiner Erfahrung profitieren. Inzwischen wird der 22-jährige Hamburger auch von der Federer-Godsick-Agentur Team8 repräsentiert, und er darf mit dem Schweizer Ende November auch auf eine hochdotierte Schautournee nach Süd- und Mittelamerika, wo sie viermal gegeneinander spielen werden.

Zverev dank Laver-Cup wieder in Form

Auch dank dem von Federer mitorchestrierten Laver-Cup, den er für Europa gewann, hat Zverev nach einer durchzogenen Saison wieder zu seiner Bestform gefunden. Er musste nach diesem problembeladenen Jahr mit einem schwierigen Managementwechsel sogar um die Teilnahme am Saisonfinale bangen. Dank Peking (Halbfinal) und Shanghai steht er nun auf Rang 7 im Race to London und wäre damit qualifiziert.

Das Ticket nach London bereits gelöst hat Stefanos Tsitsipas, der in Shanghai Novak Djokovic 3:6, 7:5, 6:3 niederrang. Es war sein erster Erfolg gegen einen Weltranglistenersten, sein zweiter im dritten Vergleich mit Djokovic. Der Grieche trifft im Halbfinal auf einen anderen Jungstar, den Russen Daniil Medwedew.

Nächste Turnierstation: Basel

Federer reist nun weiter nach Tokio zu einem Schaukampf am nächsten Montag, sofern es der Taifun über Japan erlaubt. Dann reist er nach Europa zurück, als nächstes Turnier stehen übernächste Woche die Swiss Indoors auf seinem Programm. Schon Ende Dezember wird Federer nach China zurückkehren. Dann bestreitet er auf dem Weg nach Australien ein Schauturnier in Hangzhou, von dem er sich gleich für fünf Jahre verpflichten liess.