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Basel gegen YB
Zwei Grossclubs treffen sich zum Krisengipfel

Die Mannschaften betreten das Stadion, vor dem Halbfinale des Schweizer Fussball Cups zwischen dem FC Basel 1893 und dem BSC Young Boys Bern, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Dienstag, 4. April 2023. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
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In Kürze:
  • YB hat Basel in den letzten Jahren sportlich klar überholt.
  • Beide Clubs befinden sich derzeit in einer sportlichen Krise.
  • Das Spiel Basel gegen YB wird zum Krisengipfel.

0:5 – das klingt nicht gut. Selbst dann nicht, wenn der Gegner FC Barcelona heisst. Die Young Boys hätten in der Champions League die Alltagssorgen wegspielen können. Stattdessen verloren sie schon wieder. Die Saisonbilanz nach vierzehn Spielen liest sich ernüchternd: drei Siege, sechs Niederlagen, Platz 36 in der Champions League und nach Winterthurs 1:0-Sieg vom Samstag auch Letzter in der Super League, 4 Punkte hinter dem FC Basel.

Und zu diesem FC Basel reisen die Berner am Sonntag. Es ist das Duell der beiden grössten Schweizer Clubs der Neuzeit: 21 Meister sind in der Super League seit 2003 gekürt worden, 17-mal kam er aus Basel oder Bern. Immer waren die Rollen klar verteilt: Erst war der FCB der grosse Dominator, zuletzt war es YB. Jetzt treffen sich die beiden Clubs zum ersten Mal auf Augenhöhe, allerdings in der zweiten Hälfte der Tabelle.

Wie ist aus dem Duell der grössten Schweizer Teams ein Krisengipfel geworden?

Vom 6:1 zum 1:7 – wie Basel von YB überholt wurde

Ganze drei Saisons brauchte YB, um in der Super League erstmals gegen Basel zu gewinnen. Die höchste Berner Niederlage in dieser Phase war ein 1:6 im Dezember 2005, als ein überragender Matias Delgado vier Basler Tore entweder schoss oder vorbereitete. Und sogar in der Saison 2009/2010, als die Berner im August 13 Punkte vor Basel lagen, ging YB am Ende leer aus: Die Finalissima damals, dieses Basler 2:0, ist noch heute die Mutter aller Spiele zwischen Basel und Bern. Und damals ist es schon wieder Valentin Stocker, der – wie schon 2008 – im entscheidenden Moment gegen YB trifft.

Das Schlussresultat von 7:1 steht auf der Matchtafel im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen den Berner Young Boys und  dem FC Basel, am Sonntag, 23. September 2018, im Stade de Suisse in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)

Inzwischen ist alles anders. 2018 haben die Berner den Baslern die höchste Super-League-Niederlage der letzten Jahre zugeführt, das 7:1 im Wankdorf mit sieben verschiedenen Berner Torschützen. Und von den jüngsten fünfzehn Duellen haben die Berner acht gewonnen, ein einziges Mal siegte Basel.

YB hat also die Wende geschafft. Wie kam es dazu?

Wechsel bei den Chefs verändern alles

Ein exaktes Datum, wann die Berner die Basler überholt haben, gibt es nicht; die Wende hat sich eingeschlichen. Doch der 19. Februar 2017 ist kein schlechter Ausgangspunkt, wenn es darum geht, wann die Berner an den Baslern vorbeigezogen sind.

An diesem Sonntag gewinnt der FCB 4:3 gegen Lausanne, das Resultat interessiert aber kaum jemanden. Viel gewichtiger ist, dass Präsident Bernhard Heusler und der Rest der Clubführung an jenem Tag ankündigen, dass sie aufhören werden. Sie wollen Platz machen für den damals wenig bekannten Medienunternehmer Bernhard Burgener.

Während in Bern ein Jahr zuvor Christoph Spycher Sportdirektor geworden ist, übernimmt diese Position in Basel der erfahrungsarme Marco Streller. Und nichts macht die Naivität des FCB deutlicher als Strellers Aussage im April 2017: «Wir haben 17 Punkte Vorsprung auf YB. Da ist Raum, etwas zu probieren.»

Innerhalb der darauffolgenden Saison verwandeln sich 17 Punkte Vorsprung in 15 Punkte Rückstand. Die Berner werden erstmals nach 32 Jahren Meister und haben von den letzten dreissig Spielen gegen den FCB gerade mal vier verloren. In diese Serie fällt eben auch dieses gewaltige 7:1 der Berner im September 2018, das allen klar macht: YB ist der neue Dominator der Liga.

Doch nicht nur der sportliche Erfolg wechselt, die Clubs tauschen fast in jeder Hinsicht die Rollen: Während in Bern unter Spychers wachsendem Einfluss Ruhe herrscht, reihen die Basler unter Bernhard Burgener und dem heutigen Präsidenten David Degen so viele Fehler, Kuriositäten und Unruhen aneinander, dass sich kaum jemand an alles erinnern kann. Der Unmut der Fans erreicht seinen Höhepunkt, als der FCB vor seiner Geschäftsstelle einen blutigen Schweinekopf entfernen muss.

Wie haben sich die Clubs in den letzten Jahren entwickelt?

In den letzten Jahren haben die Berner den FC Basel in allen zentralen Bereichen überholt. Das fängt auf dem Rasen an, wo YB in den letzten 7 Jahren 6-mal Meister wurde und zweimal den Schweizer Cup gewann.

YB steht in dieser Saison zum vierten Mal in der Gruppenphase der Champions League, während der FCB zum ersten Mal seit 25 Jahren nicht in Europa vertreten ist. Und die Berner haben die Basler im Ranking der Uefa zum ersten Mal überhaupt überholt.

In Sachen Zuschauerzahlen liegt YB inzwischen deutlich vor den Baslern, auch im Marketing haben sich die Berner an die erste Stelle geschoben. Sie geben mit fast 45 Millionen Franken mehr für ihr Personal aus als alle anderen Clubs. Und auf ihren Konten liegen 50 Millionen Franken Eigenkapital.

YB ist ein Riese geworden, und diese veränderten Kräfteverhältnisse machen sich auch auf dem Transfermarkt bemerkbar. Während sich der FC Basel früher gern auch mal in Bern bedient hat, sieht das mittlerweile anders aus. Im Laufe der Jahre verpflichteten die Basler einst Spieler wie Yapi, Bobadilla oder Steffen von YB oder holten Doumbia zurück in die Liga.

Inzwischen wechselt FCB-Topskorer Males nach Bern, und der Basler Itten ist seit Jahren fester Bestandteil von YB. Zudem haben die Berner in Raphael Wicky und Patrick Rahmen zuletzt zwei Trainer engagiert, die zuvor beim FC Basel engagiert waren.

Einzig in Sachen Transfererlös hat sich der FCB unter David Degen klar vor die Berner geschoben. Im letzten Jahr verkaufte Basel Spieler für mehr als 50 Millionen Franken. Der Basler Transfergewinn belief sich auf 20 Millionen, in Bern war es die Hälfte.

Zwei Saisonstarts, und beide misslingen

Zum ersten Mal in der Geschichte der Super League befinden sich die Berner und die Basler gleichzeitig in einer Art Krise.

YB ist vergangene Saison gerade noch Meister geworden. Dieser Titel wischte Probleme von damals unter den Tisch, heute sagen YB-Spieler öffentlich: Schon damals war nicht alles gut. In dieser Petrischale ist der Saisonstart gewachsen, den die Berner jetzt korrigieren müssen.

Der FCB lebte ein paar Runden lang von einer funktionierenden Offensive, allen voran von Thierno Barry. Dann machte er sich das Momentum kaputt mit einer weiteren Transferperiode, die so kein anderer Schweizer Club zustande bringt. 23 Zu- und Abgänge haben das Kader erneut verändert. Zuschauerinnen und Zuschauer im St.-Jakob-Park müssen einige neue Namen lernen – von Fussballprofis, die jetzt ein paar Monate vor ihnen spielen werden.

Basels Cheftrainer Fabio Celestini, links, begruesst Winterthurs Cheftrainer Patrick Rahmen, rechts, vor dem Fussball Meisterschaftsspiel der Regular Season der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Winterthur im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 16. Maerz 2024. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Beide Trainer stehen in der Kritik: Fabio Celestini, weil er den Umgang mit diesem generalüberholten FCB-Kader noch nicht gefunden hat und für den Fanshop-Hit Xherdan Shaqiri die passende Rolle noch bauen muss. YB-Trainer Patrick Rahmen auf der anderen Seite verantwortet den schlechtesten Berner Saisonstart mit. Zumindest in den Kommentarspalten ist er einer der Hauptverantwortlichen der Berner Baisse.

Was bedeutet das Duell heute noch?

Gerade für die Berner ist das Duell mit dem FCB trotz eigener Schwächen das Grösste, was sie im Schweizer Fussball erleben können. Bei den letzten elf Heimspielen war das Wankdorf immer ausverkauft, Corona-Spiele ausgenommen. Für den FCB hingegen sind die Spiele gegen den FCZ emotionaler als jene gegen YB.

Am Sonntag aber erwartet Basel gegen YB mal wieder einen fast ausverkauften St.-Jakob-Park. Obwohl das nicht der Titelkampf ist, sondern der grösste Krisengipfel der Super League.

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