Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Start der Luzerner Fasnacht«An der Fasnacht können wir alles andere etwas vergessen»

Mehr als eine Viertelmillion Menschen strömen in diesen Tagen an die Luzerner Fasnacht. Ihnen geht es um bunte Kostüme, laute Musik – und auch ein wenig kollektiven Eskapismus. Eine Reportage in Bildern.

Rakete, Pralinato und Co.: Seit frühmorgens herrscht in Luzern reger Betrieb.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Seit fünf Uhr morgens wimmelt es in der Stadt Luzern von bunten Gesichtern und Kostümen. Mit dem traditionellen Urknall – einem Feuerwerkskörper, dessen Explosion die ganze Stadt aus dem Bett holt – begann am Donnerstag die sechstägige Luzerner Fasnacht.

300’000 Menschen nehmen jährlich teil.

Was fasziniert sie?

Gruppe von Menschen in festlichen Kostümen bei der Fasnacht in Luzern, posierend vor einem Schild ’Club 27’ am Ufer des Sees, 27. Februar 2025.

Freunde aus Luzern («Club 27»): «Fasnacht ist Spass, Ausleben, Feiern. Und ein bisschen aus dem Alltag flüchten und die Sau rauslassen.»

Zwei junge Frauen in Luzern während der Fasnacht, eine im Hasenkostüm und die andere als Piratin verkleidet, posieren lächelnd unter einem Torbogen.

Zwei Oberstufenschülerinnen: «Wir sind um Viertel nach drei aufgestanden, um an der Tagwache dabei zu sein. Es macht einfach Spass, weil wir mit Freundinnen an die Fasnacht gehen, gemeinsam Zeit verbringen. Hier können wir auch mal die Regeln brechen – etwa länger draussen bleiben als erlaubt.»

Eine verkleidete Familie als Wikinger bei der Fasnacht in Luzern, 27. Februar 2025, mit See und Bergen im Hintergrund.

Familie im Wikingerkostüm: «Die Fasnacht ist für die Luzerner in etwa dasselbe wie das Böögg-Verbrennen für die Zürcher. Es ist Tradition, ein Heimatgefühl. Uns gefällt vor allem das Kostümbasteln. Dieses Jahr hatten wir weniger lang als auch schon. Mit dem Wagen – den haben wir heute nicht hier – haben wir erst im November angefangen.»

Teilnehmer an der Luzerner Fasnacht posieren in Leserattenkostümen vor einem historischen Gebäude. Datum: 27. Februar 2025.

Leseratten: «Wir sind als Familie hier. Wo ist jetzt der Papi wieder hin? Paaaps…»

Zwei Frauen in Teebeutel-Kostümen während der Fasnacht in Luzern. Das Motiv auf den Kostümen zeigt unterschiedliche Teesorten. Luzern, 27. Februar 2025.

Zwei Freundinnen aus der Innerschweiz: «Wir finden es besonders schön, zu sehen, wie kreativ die anderen Leute hier sind. Die Kostüme, die Wagen, die Musik. Warum wir uns als Teebeutel verkleidet haben? Wir sind einfach begeisterte Teetrinkerinnen!»

Wagengruppe aus Luzern: «Wir beginnen in der Regel im Mai und arbeiten ab dann zwei Wochenendtage pro Monat an unserem Wagen und den Kostümen. Ab Dezember dann natürlich noch etwas intensiver… Zürcher können das nicht verstehen. Aber wenn man mit diesem Brauch aufgewachsen ist, freut man sich auf diese paar Tage und nimmt diesen Aufwand gern auf sich.»

Eine Gruppe älterer Damen in bunten Kostümen und perücken bei der Fasnacht in Luzern, 27.2.2025, feiern und posieren lachend.

Frauengruppe mit «Meister Proper»-Tank: «Fasnacht bedeutet für uns, das Leben zu leben. Es laufen so viele traurige Dinge auf der Welt, aber an der Fasnacht können wir alles andere etwas vergessen, in eine andere Welt eintauchen, diese zelebrieren. Was wir zelebrieren? Wir sind ‹putzt und gstrählt›!»

Einmal Tapetenwechsel, bitte. In Zeiten von anhaltenden Kriegen, wirtschaftlichen Unsicherheiten, von zunehmenden psychischen Belastungen sehnen sich viele nach etwas Abstand.

Oder wie es Fachpersonen bezüglich der News-Deprivation häufig nennen: Eskapismus. Die Flucht aus der als belastend empfundenen Realität in eine Scheinwelt oder ins Vergnügen.

Nadine Arnold spricht von der Fasnacht als «zweite Lebenswelt». Die Professorin für Soziologie an der Universität Luzern sagt: «Im Gegensatz zum klassischen Eskapismus ziehen sich die Menschen an der Fasnacht nicht ins Private zurück. Vielmehr flüchten sie gemeinsam in eine andere, reale Welt.» Sozusagen ein kollektiver Eskapismus.

Diese Flucht sei nicht zwingend negativ zu werten, findet Arnold. «Es ist eine schöne Form des Flüchtens, weil man es gemeinsam macht und gewisse Strukturen oder Hierarchien durchbricht.» Die üblichen Gepflogenheiten werden über Bord geworfen, der Chefin bei Gelegenheit Konfetti ins Gesicht geworfen oder die Politik auf kreative Weise kritisiert.

Teilnehmer der Luzerner Fasnacht posieren mit Masken und Kostümen vor einem Tourismus-Motto, das auf David Roths Rollkoffer-Verbot anspielt, 27. Februar 2025 in Luzern.

Vier Mitglieder der Maskenliebhaber-Gesellschaft der Stadt Luzern: «Die Fasnacht bedeutet für uns Heimat, Kultur, die fünfte Jahreszeit. Unser Motto dieses Jahr ist der Tourismus, ‹Ohne Roth kein Grün›. Eine Anspielung auf unseren SP-Nationalrat David Roth, der ein Rollkofferverbot gefordert hat. Wir führen dazu auch ein Theater auf. Natürlich mit Augenzwinkern.»

Fasnacht in Luzern: Vier Personen in bunten, übergrossen Kostümen, die Glacé-Sorten darstellen, nehmen am Umzug am 27. Februar 2025 teil.

Vier Glacestängel: «Was hast du gesagt? Oder hast du mit der Rakete geredet? Ich höre hier drin nicht so viel. Aber macht nichts, schöne Fasnacht!»

Eine Gruppe von vier Personen verkleidet als Pippi Langstrumpf bei der Fasnacht in Luzern, 27. Februar 2025. Sie tragen gelbe Röcke und halten weisse Pferdestecken.

Pipi Langstrumpf(e): «Uns geht es vor allem darum, mit Freunden zusammen zu sein. Am meisten Spass macht das Vorbereiten: Wir haben stundenlang genäht, gebastelt, wir haben einfach jedes Jahr eine gute Zeit.»

Vier Menschen in bunten Pudel-Kostümen während der Fasnacht in Luzern am 27. Februar 2025.

Pudelfamilie: «Wuff, mehr gibts gerade nicht zu sagen.»

Zwei Personen in silbernen Glitzeranzügen und Helmen bei der Fasnacht in Luzern, 27. Februar 2025, mit Dosengetränken am Ufer.

Zwei Discokugeln: «Kriegen wir jetzt eine Busse? Ah, nein, wir sind ja an der Fasnacht.»

Gruppe von Menschen in Kanus bei der Fasnacht in Luzern. Sie tragen bunte Hüte und Hemden, lächelnd und paddelnd durch die Strassen am 27. Februar 2025.

Kanu-Viererteam: «Es wird schon häufig etwas eng, ja. Aber so kommt man ins Gespräch!»

Personen in Verkleidung während der Luzerner Fasnacht vor einem Duschvorhang, 27. Februar 2025, lachen und posieren.

Eine Dusche: «Es erkennt immerhin jede und jeder.»

Mitglied der Guggenmusig Näbelhüüler Äbike in einem grünen Kostüm und Maske spielt Tuba während der Fasnacht in Luzern, 27. Februar 2025.

Guggenmusig-Mitglied der «Näbelhüüler Äbike»: «An der Fasnacht ist man hemmungslos, kann den Kopf abschalten, Musik machen und feiern. Wie viele Auftritte wir haben? Puh – zwischen 40 und 60. Das ist schon anstrengend, ja. Aber die Fasnacht hat ja dann auch wieder ein Ende.»