Familienbett: Sex, lass nach!
Das Teilen des Bettes scheint verbreiteter als angenommen. Unsere Autorin kann und will das nicht verstehen.
Am Montag schläft sie mit Nick. Am Dienstag ist Leo an der Reihe und am Mittwoch Yara, ihre Jüngste. Dann beginnt es von vorn. Die befreundete Mutter erzählte mir ihre Organisation der Nächte vor kurzem bei einem Bier. Das klappe prima, diese Regelung führe unter ihren Kindern – sie sind zehn, sechs und vier Jahre alt – zu keinen Streitereien. Sie liebten es bei ihr zu schlafen – und sie selbst, na ja, eigentlich auch, wenn die Kleinen sie nicht gerade treten oder aus dem Bett hinausdrängen würden.
Ich hörte ihr mit wachsendem Staunen zu – und fragte mich: Hatte ich da was verpasst? Nach ein paar langen Sekunden beschloss ich nachzufragen: «Ja und sag mal, was ist mit Ben? Äh, ich meine, seid ihr denn noch zusammen?» Haha, ja klar, lachte sie laut. Er schlafe im oberen Stockwerk in seinem eigenen Zimmer. Das täten sie schon lange. Wenn er in Kuschellaune sei, brauche er bloss runterzukommen – ins Familienbett.
Familienbett? Die Freundin war überrascht, dass ich überrascht war und erklärte mir: Das sei das Normalste der Welt. Bei den Urvölkern würden fast alle Familien so schlafen. Gemeinsam auf einer Matratze, nicht einsam – jeder im eigenen Bett. Mit Co-Sleeping hätten sie angefangen. Ich grinste und dachte, jaja, Co-Sleeping, so hat es auch bei uns angefangen. Doch die Gute sprach nicht von Sex. Sie war bereits mitten in einer Abhandlung über die Vorteile, wenn das Baby von Anfang an im Elternbett schläft: Ist gut für die Eltern-Kind-Bindung, praktisch zum Stillen, und so weiter und so fort.
Meine Neugierde war geweckt. Am Tag danach startete ich meine eigene kleine Mini-Umfrage. In Gesprächen mit befreundeten Müttern und Vätern fragte ich sie, ob ihre Kinder nachts bei ihnen im Bett schlafen würden. Acht von zwölf Befragten antworteten mit Ja: Die Kinder würden zwar meist im eigenen Bett einschlafen, doch gegen Mitternacht würden sie zu den Eltern ins Bett kriechen, um dort bis zum Morgen weiterzuschlafen. Die Kleinen – alle zwischen zwei und neunjährig – träumten schlecht, hätten Angst oder fühlten sich allein. Das Weiterschlafen zu dritt oder zu viert sei aber meist nicht sehr bequem. Deshalb gehe häufig der Vater ins frei gewordene Kinderbett, ins Gästebett – oder auf die ausziehbare Couch.
Hat man da noch Worte? Ich weiss, meine Umfrage ist nicht repräsentativ. Vielleicht habe ich an jenen drei Tagen die falschen Menschen gefragt. Dennoch widerspiegeln die Antworten einen Teil der jungen Familien. Was mich irritiert: Diese Männer und Frauen treten einfach so ihren Kindern den allerletzten Ort ab, den ihnen als Paar mit einer Familie noch bleibt. Ihr Bett. Ihr Zimmer. Ihre gemeinsamen Stunden zusammen, nur für sich. Um darauf aber schwer seufzend zu klagen, ihr Sex- und Beziehungsleben sei auch nicht mehr das, was es mal gewesen ist.
Kein Wunder, ist man versucht zu sagen, wenn ihnen nicht mal mehr dieser Freiraum mehr bleibt und sie sich gegenüber den Kindern nicht abgrenzen. Für unsere Kinder ist unser Zimmer in der Nacht tabu. Wir haben das Bett unserer Paarbeziehung zu liebe mit Löwenkräften verteidigt. Raus! Die Buben haben dort nichts zu suchen. Es ist unser Rückzugsort. Die Kinder akzeptieren es – und finden es schön, sich an einem Sonntag Morgen zu uns ins Bett zu kuscheln.
Wie halten Sie es? Teilen Sie ihr Bett mit den Kindern – oder geht das für Sie gar nicht?
Dieser Artikel wurde erstmals am 20. September 2012 publiziert und am 25. Juli 2023 in dieses Redaktionssystem übertragen.
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