Trotz Verlust bei der Swatch GroupFamilie Hayek winkt eine Dividende von 43 Millionen Franken
Der Uhrenkonzern schreibt wegen der Corona-Krise erstmals rote Zahlen. Mit einer Ausschüttung sollen die Aktionäre bei Laune gehalten werden.
Für die erfolgsverwöhnte Swatch Group ist 2020 ein Jahr zum Vergessen: Die Pandemie sorgte nicht nur für den ersten Halbjahresverlust in der fast 40-jährigen Firmengeschichte, sondern nun auch für den ersten Jahresverlust überhaupt.
Wie der weltgrösste Uhrenkonzern aus Biel mit Marken wie Omega, Longines und Swatch am Donnerstag mitteilte, erwirtschaftete er im vergangenen Geschäftsjahr ein Minus von 53 Millionen Franken. Geschlossene Verkaufsstellen und fehlende Touristenströme wegen der weltweiten Massnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus schlugen sich auf das Ergebnis nieder.
Dennoch schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung eine Dividende vor, die allerdings tiefer ausfällt als jene für 2019. Das Aufsichtsgremium empfiehlt 3.50 Franken pro Inhaberaktie und 70 Rappen pro Namenaktie. Der starke Geldfluss im zweiten Semester mache dies möglich, lautet die Begründung.
Von der Dividende würden vor allem der sogenannte Hayek-Pool und die ihm nahestehenden Gesellschaften und Personen profitieren, welche gemeinsam die Swatch Group kontrollieren. Auf Grundlage des im Geschäftsbericht 2019 deklarierten Anteils von 61,7 Millionen Namenaktien und 12’855 Inhaberaktien erhielte der Verbund eine Gewinnausschüttung von 43,2 Millionen Franken.
Kern des Hayek-Pools bilden die Erbengemeinschaft des 2010 verstorbenen Firmengründers Nicolas Hayek und die Familie von Alt-Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Im Unternehmen aktiv sind Konzernchef Nick Hayek, der Sohn von Nicolas Hayek, Verwaltungsratspräsidentin Nayla Hayek, Tochter von Nicolas Hayek, Blancpain-Markenchef Marc Hayek, Enkel von Nicolas Hayek, sowie Daniela Aeschlimann, Verwaltungsrätin und Tochter von Johann Schneider-Ammann.
Es gilt als Formsache, dass die Generalversammlung am 11. Mai der Dividendenausschüttung zustimmt.
Analysten kritisieren Ausblick
Gefallen dürfte den Aktionären, dass der ewig zuversichtliche Konzernchef Nick Hayek bereits Zeichen der Erholung sieht. Er erwartet einen starken Nachholbedarf beim Konsum von Uhren und Schmuck weltweit. Branchenkenner wie René Weber von der Zürcher Privatbank Vontobel gehen zwar auch davon aus, dass die Swatch Group im laufenden Jahr das Steuer herumreisst. Hayeks Ausblick fällt Analyst Weber aber zu optimistisch aus.
Hayeks Zuversicht beruht auf der Entwicklung im wichtigen Absatzmarkt China, wo sich die Corona-Situation wieder normalisiert hat. Das hat dazu geführt, dass sich die chinesischen Konsumenten wieder teure Luxusuhren aus der Schweiz leisten.
Diesen Trend bestätigen die Exportzahlen der gesamten Schweizer Uhrenindustrie für das abgelaufene Jahr. China ist der einzige Abnehmer, der mehr «Swiss made»-Uhren importiert hat als im Jahr 2019. In alle anderen Länder hat der drittwichtigste Exportzweig der Schweiz weniger Produkte exportiert. China ist somit zum wichtigsten Absatzmarkt avanciert, vor den USA und Hongkong.
Die Anleger trauen den Neuigkeiten aus dem Hause Swatch Group noch nicht. Die Inhaberaktie notierte bei Börsenschluss im Vergleich zum Vortag im Minus. Die Namenaktie legte leicht zu.
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