Raiffeisen-SkandalFall Vincenz kommt im Januar vor Gericht
Das Bezirksgericht Zürich hat entschieden: Der grösste Wirtschaftsprozess seit dem Swissair-Grounding findet Anfang 2022 statt.
Nun steht fest, wann Pierin Vincenz, langjähriger CEO der Raiffeisen-Gruppe, vor Gericht muss. Das Bezirksgericht Zürich hat den Prozess für den 25. bis 29. Januar 2022 angesetzt. Damit muss sich der ranghöchste Schweizer Manager seit dem Swissair-Prozess dem Richter stellen.
Die Vorwürfe gegen Vincenz und seine Mitangeklagten sind schwer: Es geht um Firmenkäufe von Raiffeisen und der Kreditkartenfirma Aduno, bei denen sich Vincenz und sein langjähriger Berater Beat Stocker privat mit Millionenbeträgen bereichert haben sollen. Bei Raiffeisen steht vor allem der Erwerb von Investnet im Fokus. Diese sollte mit Geldern von Raiffeisen KMU Kredite geben und sie später an die Börse bringen. Raiffeisen kaufte erst Investnet zu 60 Prozent und zahlte dafür den Gründern je 20 Millionen Franken. Anschliessend überwiesen die beiden Gründer Stocker 5,8 Millionen Franken. Kurz darauf zahlte Stocker Vincenz 2,9 Millionen Franken als «Darlehen».
Die Staatsanwaltschaft taxiert das «Darlehen» allerdings als «Bestechung». Angeklagt sind Stocker, Vincenz und die Gründer von Investnet. Daneben geht es auch um die legendären Spesenrechnungen von Vincenz. Abgerechnet wurden unter anderem Besuche in Striplokalen. Kann nachgewiesen werden, dass die Spesen und Bezüge keinem Geschäftszweck dienten, sondern vielmehr Vincenz’ persönliche Bedürfnisse befriedigten, erfüllt dies den Tatbestand der ungetreuen Geschäftsbesorgung.
Millionen kassiert?
Es geht aber nicht nur um Raiffeisen, sondern auch um Aduno. Bei der Kreditkartenfirma war Vincenz Präsident des Verwaltungsrats, Stocker sein CEO. 2007 kaufte Aduno die Firma Commtrain für 7 Millionen Franken. Davon gingen laut Anklage 4,2 Millionen Franken an Vincenz und Stocker. 2014 kaufte Aduno zudem die Firma Eurokaution für 5,6 Millionen Franken.
Stocker hatte angeblich bereits zuvor Geld in Eurokaution investiert und garnierte dank dem Kauf eine Millionensumme. Die Frage ist, ob und wie viel davon an Vincenz ging. Ein dritter umstrittener Kauf betraf die Genève Credit & Leasing SA (GCL). 2012 kam es zu einer Partnerschaft mit Aduno. Daraus wurde später ebenfalls ein Kauf. Angeblich waren Stocker und Vincenz vorab verdeckt beteiligt.
Zurück ins Gefängnis?
Im Zentrum des Prozesses wird die Frage stehen, ob Vincenz und Stocker noch einmal ins Gefängnis müssen. Im Frühjahr 2018 sassen sie in Untersuchungshaft. Daneben geht es auch um die Forderung zur Entschädigung von Raiffeisen und Aduno. Sowohl bei Vincenz wie auch bei Stocker und einigen Mitangeklagten dreht es sich dabei um Millionen.
So schwer die Vorwürfe auch sind: Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. Zur Erinnerung: Beim Swissair-Prozess war die Anklage auch ernsthaft, aber am Schluss gingen alle Angeklagten straffrei aus.
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