Interview mit Sarah Genner«Facebook umfasst ein ganzes Ökosystem, das darauf hinwirkt, Werbung zu verkaufen»
Warum ein anderer Name, wenn doch die Einnahmen sprudeln wie noch nie? Eine Digitalexpertin über Metas Absichten mit Metaverse.
Frau Genner, ist Facebooks neuer Name ein Ablenkungsmanöver von der aktuellen PR-Krise?
Nein, das würde ich anders einordnen. Die Umbenennung ist ein logischer Schritt – analog zu Google, das sich im Jahr 2015 in Alphabet umbenannt hat. Ähnlich wie Google will nun Facebook mit seinem neuen Namen Meta zeigen, dass der Konzern für ein ganzes Technologieuniversum steht, nicht nur für ein Social Network.
Mit den Facebook Files und den zahlreichen Gerichtsverfahren steht Facebook aber so stark in der Kritik wie noch nie.
Das sehe ich auch so. Doch reine Kosmetik ist diese strategische Neuausrichtung nicht. Einen solchen Schritt macht eine Firma nicht von heute auf morgen. Er erfordert lange im Voraus eine aufwendige Planung. Facebook forscht seit vielen Jahren an Virtual und Augmented Reality. Bereits 2014 hatte Facebook den Videobrillenhersteller Oculus gekauft. Damals wunderten sich viele. Facebook, oder neu Meta, zeigte mit solchen Akquisitionen, dass es technologisch an vorderster Front dabei ist. Mit dem neuen Namen signalisiert es nun den Aktionären, dass es sich nicht auf den Lorbeeren ausruht, sondern bei Innovationen vorne mitmischt.
Facebook wächst tatsächlich laufend. 2019 umfasste der Konzern fast 70 Firmen.
Immer wieder hat Facebook Firmen gekauft. So gehören nicht nur Instagram und Whatsapp zum Konzern, sondern auch eine Videostreamingplattform und Gamestudios. Zudem ist Facebook, das ist vielleicht nicht so bekannt, auch Infrastrukturanbieterin. In diversen Ländern gilt Facebook als ein Synonym für «Internet», etwa weil Facebook Smartphones verkauft, auf denen seine App bereits vorinstalliert ist. Auch das enorm leistungsstarke Unterseekabel unter dem Atlantik hat Facebook gebaut.
Dennoch macht der Konzern seine massiv hohen Gewinne fast nur mit dem Verkauf von Werbung. Wird das auch bei Metaverse so sein?
Hier stellt sich die Frage, was alles zu Metaverse gehört. An sich sind AR- und VR-Projekte nichts Neues. Viele Games operieren seit mehreren Jahren mit diesem Equipment und haben beeindruckende Interaktionsmöglichkeiten in 3-D-Welten geschaffen. Die Vision des Metaverse wurde nicht von Facebook geschaffen. Es handelt sich um die Weiterentwicklung des bestehenden Internets – weg von flachen Bildschirmen hin zu immersiveren Formen digitaler Interaktion.
Doch bleibt Werbung, basierend auf sehr detaillierten Nutzerdaten, weiterhin die Haupteinnahmequelle?
Sowohl Google als auch Meta können ihre Werbung so gut verkaufen, weil sie neben ihrem Kerngeschäft eine Vielzahl anderer Investitionen tätigen. Beide Techriesen haben sich ein ganzes Ökosystem geschaffen, das darauf hinwirkt, zielgerichtete Werbung verkaufen zu können. Das wird vermutlich einige Zeit so bleiben. Obwohl sich die Firmen bestimmt Gedanken darüber machen, wie sie künftig neben dem Werbegeschäft weitere Einnahmequellen erschliessen können.
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