Weltweiter Crash der Online-RiesenDas war der Grund für den Totalabsturz von Facebook, Insta und Whatsapp
Die Dienste waren nach einem Fehler über sechs Stunden nicht erreichbar. Für den Konzern kommt das äusserst ungelegen. Chef Zuckerberg verliert Milliarden.
Am Ende funktionierte nicht einmal mehr die interne Kommunikation im Facebook-Konzern. Was war passiert? Darüber rätselte die Fachwelt, klar war nur so viel: Facebook und zwei seiner weiteren Dienste, Whatsapp und Instagram waren weltweit nicht erreichbar. Nach rund sechs Stunden bekam der Konzern das Problem wieder in den Griff. Kurz vor Mitternacht Schweizer Zeit berichteten immer mehr Nutzerinnen und Nutzer, dass die Dienste des weltgrössten Online-Netzwerks für sie wieder funktionieren.
Was genau hinter dem massiven Ausfall steckt, ist nun klar. Für den weltweiten Crash der verschiedenen Facebook-Dienste ist der Konzern selbst verantwortlich: Facebook habe eine «fehlerhafte Neukonfiguration» an seinen Rechnern vorgenommen, die für den Datenverkehr zwischen den Rechenzentren verantwortlich seien, teilte der Vize-Präsident für Infrastruktur, Santosh Janardhan, mit.
Die Unterbrechung des Datenverkehrs habe «kaskadenartige Auswirkungen auf die Kommunikation zwischen unseren Rechenzentren gehabt und unsere Dienste zum Stillstand gebracht» Auch die internen Systeme seien von dem Ausfall betroffen gewesen, was die Diagnose und die Lösung des Problems erschwert habe, erklärte Facebook weiter.
Bericht über «manuelles Reset»
Eine Sabotage durch einen Insider sei theoretisch aber ebenfalls möglich, sagen Expertinnen und Experten. «Facebook hat seine Schlüssel im Auto eingeschlossen», tweetete Jonathan Zittrain, Direktor des Berkman Klein Center für Internet und Gesellschaft in Harvard.
Facebook griff der «New York Times» zufolge zu ungewöhnlichen Massnahmen, um den stundenlangen Ausfall seiner Dienste zu beheben. Das Online-Netzwerk habe ein kleines Mitarbeiter-Team in sein Rechenzentrum im kalifornischen Santa Clara losgeschickt, um einen «manuellen Reset» der Server zu versuchen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf ein internes Rundschreiben.
Bei Facebook selbst seien neben der internen Kommunikationsplattform zum Teil auch digitale Türschlösser und andere vernetzte Technik ausgefallen, hiess es weiter. Facebook-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter hätten auf Linkedin, Zoom oder Discord ausweichen müssen, um sich zu verständigen.
Das technische Team von Facebook entschuldigte sich, als ihre Dienste wieder online gingen. «An die riesige Gemeinschaft von Menschen und Unternehmen auf der ganzen Welt, die sich auf uns verlassen: Es tut uns leid», tweetete das Team am Montag.
Und dann noch die Whistleblowerin
Der Ausfall kommt zur Unzeit für das Unternehmen. Eine Whistleblowerin hatte zunächst anonym, dann auch mit voller Namensnennung den Facebook-Konzern massiv kritisiert. Die ehemalige Mitarbeiterin warf der Firma des Milliardärs Mark Zuckerberg vor, nicht genug gegen die Hetze und die Falschinformationen zu tun, die auf den Plattformen des Unternehmens verbreitet werden. Im Zweifel habe sich Facebook stets dafür entschieden, Gewinn zu machen, anstatt die kontroversen Inhalte zu löschen. Die Firma lüge, wenn es um die Fortschritte des Unternehmens bei der Bekämpfung von Hassrede und Falschinformationen auf seiner Plattform gehe, auch wenn niemand im Unternehmen böswillig agiere.
Es ist der letzte in einer ganzen Reihe von Schlägen, die auf Facebook niederprasseln. Spätestens seit den Vorwürfen im Zusammenhang mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, die auch von Russland über soziale Netzwerke manipuliert wurde, häufte sich die Kritik. Dazu kam der Skandal um die britische Firma Cambridge Analytica, die Daten missbräuchlich nutzte, die eigentlich zu Forschungszwecken herausgegeben worden waren. Mitgründer und Chef Mark Zuckerberg musste bereits mehrmals in Washington zum Rapport antreten, der Ruf seines Unternehmens ist schlecht. Etliche Werbekunden kündigten ihren Rückzug an.
Zuckerberg verliert sechs Milliarden
Die Facebook-Aktie schloss nach den Hiobsbotschaften mit einem Minus von knapp fünf Prozent. Auch danach war das Unternehmen an der Börse immer noch rund 920 Milliarden Dollar wert. Das persönliche Vermögen von Zuckerberg schrumpfte nach Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg binnen weniger Stunden um mehr als sechs Milliarden Dollar. Mit trotzdem noch 121,6 Milliarden Dollar rutschte er um einen Platz nach hinten auf den fünften Rang hinter Microsoft-Gründer Bill Gates. Nachdem die Störung behoben war, legte der Kurs der Facebook-Aktie im nachbörslichen Handel zeitweise um 0,36 Prozent zu.
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