Comeback von Andrea OrcelEx-UBS-Star wird für Unicredit zum Schnäppchen
Der frühere Chef der UBS-Investmentbank soll neuer Chef der italienischen Grossbank Unicredit werden. Um den Job zu bekommen, ist Orcel offenbar der Bank beim Lohn sehr weit entgegengekommen.
![Auf dem Weg zurück nach ganz oben: Ex-UBS-Banker Andrea Orcel 2013 in London.](https://cdn.unitycms.io/images/EZJWBuhaaLRB9dVTLMDuYp.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=Fcd4a5SyVC4)
Er war einer der sogenannten Regenmacher – jene Investmentbanker, die mit ihren Deals für ihre Banken und für sich selbst das ganz grosse Geld machen. Das ist die Welt des Andrea Orcel. Bis 2018 leitete der Italiener die Investmentbank der UBS, 2013 verdiente er mit 11,4 Millionen Franken sogar mehr als sein damaliger Boss, UBS-Chef Sergio Ermotti.
Doch offenbar ist auch für Banker wie Orcel der Verlust von Ansehen und Macht noch schmerzhafter als der Verlust von Geld. Anders scheint es kaum zu erklären, dass der Investmentbanker nun laut übereinstimmenden Berichten kurz davorsteht, neuer Chef der italienischen Grossbank Unicredit zu werden. Dort soll er laut «Financial Times» im ersten Jahr sogar gratis arbeiten wollen – vorausgesetzt, er findet eine Einigung in seinem epischen Streit mit der spanischen Bank Santander.
Strasse statt Finanzolymp
Denn eigentlich hätte der heute 57-jährige Starbanker Anfang 2019 die Leitung der spanischen Santander übernehmen sollen. Mit dem verstorbenen Patron der Bank, Emilio Botín, war Orcel eng verbunden. Doch mit dessen Tochter Ana Botín, die seit dem Tod ihres Vaters den Verwaltungsrat Santanders leitet, kam es zum Bruch: Statt im spanischen Finanzolymp landete Orcel auf der Strasse.
Beim Streit geht es – wie unoriginell – ums Geld. Orcel hatte bei der UBS 50 Millionen Franken aufgeschobene Bonusanteile ausstehen, als er die Schweizer Bank 2018 verliess. Das Geld verfällt, wenn Orcel bei der Konkurrenz anheuert.
Kurz gefasst, behauptet Orcel nun, dass Santander zugesagt habe, ihm das Bonuspaket durch Santander-Aktien zu kompensieren. Santander erklärte dagegen, dass der Verwaltungsrat die Kosten für Orcels Bonuskompensation schlicht falsch eingeschätzt habe und eine Summe für Orcels Bonuspaket fällig würde, die «signifikant oberhalb der ursprünglichen Schätzung des Verwaltungsrats liegt». Daher machte Santander einen Rückzieher und stellte Orcel nicht ein.
Die Spanier hatten darauf gehofft, dass UBS die Bonusanteile nicht verfallen lässt, weil Santander angeblich keine direkte Konkurrenz zur UBS darstelle – was man in Zürich ganz anders sieht.
Streit vor Gericht
In der Finanzszene gilt der Vorgang als unerhört, doch damit ist die Geschichte noch nicht vorbei, denn Orcel akzeptierte nicht, von Santander so unsanft abserviert zu werden – und zog vor Gericht.
Nun heisst es für Orcel: Mailand statt Madrid. Auch wenn die Lohntüte der Italiener um ein Vielfaches dünner sein wird, als was er einst bei der UBS verdiente. So bekam der scheidende Unicredit-Chef Pierre Mustier 2019 ganze 1,2 Millionen Euro. Aber an der Spitze der Unicredit ist Orcel wieder da, wo er sich selbst sieht: ganz oben.
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