LiveMilitärputsch in Burma+++ Südkorea stoppt Exporte von Militärgütern nach Burma +++ Polnischer Journalist festgenommen
Gemäss einer internationalen Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden bei den Protesten in Burma mindestens 60 Menschen getötet. Die News im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze:
Am 1. Februar hat sich das Militär in Burma zurück an die Macht geputscht und die zivile Regierung um die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet.
Die 75-Jährige und weitere Spitzenpolitiker wurden festgenommen oder stehen unter Hausarrest, darunter Staatspräsident Win Myint.
Die Armee rief für ein Jahr den Notstand aus und löste das Parlament auf. Als offiziellen Grund gab das Militär Wahlbetrug bei der Parlamentswahl vom November an. Kontrolle übernahm der Oberbefehlshaber der Streitkräfte Min Aung Hlaing.
Die internationale Gemeinschaft verurteilt den Staatsstreich. Die USA haben erste Strafmassnahmen beschlossen. Die EU prüft Sanktionen.
Zehntausende Menschen gehen seit dem Putsch auf die Strasse und fordern eine Wiedereinsetzung der zivilen Regierung. Bei den Kundgebungen hat es gemäss der internationalen Gefangenenhilfsorganisation AAPP mindestens 60 Tote gegeben.
Gummigeschosse und Tränengas von der Polizei
Am vierten Tag der Proteste gegen den Militärputsch in Burma hat die Polizei ihr Vorgehen gegen die demonstrierenden Menschen verschärft. Erstmals setzten die Beamten Tränengas und Gummigeschosse gegen die Protestierenden ein, wie Augenzeugen am Dienstag berichteten. Trotz Warnungen der Militärjunta forderten die demonstrierenden Personen erneut die Freilassung der festgenommenen De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und die Rückkehr zur Demokratie.
In Rangun versammelten sie sich am Dienstag nahe der Parteizentrale der Nationalen Liga für Demokratie (NLD). «Wir wollen unsere Anführerin zurück» und «Keine Diktatur», forderten die Demonstranten. Im Viertel San Chaung gingen dutzende Lehrkräfte auf die Strasse und hielten als Zeichen des Protests drei Finger in die Luft.
Kriegsrecht verhängt
Ein Augenzeuge der Proteste in der zweitgrössten Stadt Mandalay berichtete, die Beamten hätten Tränengas gezielt gegen Menschen «mit NLD-Flaggen» eingesetzt. In der Hauptstadt Naypyidaw schossen Polizisten mit Gummigeschossen auf die Menge und setzten Wasserwerfer ein. Dabei habe es auch Verletzte gegeben.
Die Militärjunta hatte am Montag angesichts der anhaltenden Proteste gegen den Staatsstreich in mehreren Teilen des Landes das Kriegsrecht verhängt und Demonstrationen untersagt. Zudem wurde eine nächtliche Ausgangssperre ausgerufen.
Angesichts der Entwicklungen wird der UNO-Menschenrechtsrat am Freitag eine Sondersitzung zur Lage in Burma abhalten. Dies geschah auf Antrag Grossbritanniens und der EU, wie der Rat mitteilte.
«Echte und disziplinierte Demokratie»
Nach der Machtübernahme des Militärs in Myanmar will die Junta nach eigenen Angaben «eine echte und disziplinierte Demokratie aufbauen». «Es wird keine Änderungen in der Aussenpolitik, Regierungspolitik und Wirtschaftspolitik des Landes geben, während wir vorübergehend die Staatsverantwortung übernehmen», beteuerte der neue starke Mann in Myanmar, General Min Aung Hlaing, am Montag in einer Rede ans Volk.
Der eingeschlagene Kurs werde beibehalten. Ziel sei es, «eine echte und disziplinierte Demokratie aufzubauen», sagte der Machthaber laut einer Übersetzung der Ansprache, die das Militär über Facebook verbreitete. Die Junta werde ihre neuen Befugnisse in Einklang mit den Verfassungsregeln ausüben, die während des von ihr ausgerufenen Ausnahmezustands gelten würden.
Aktivisten rufen zum Generalstreik auf
Neben den Protesten, die am Montag weitergingen, haben prominente Aktivisten zu einem landesweiten Generalstreik aufgerufen. In der vergangenen Woche hatten in einer Welle des zivilen Ungehorsams schon zahllose Beamte, Krankenschwestern, Ingenieure, Lehrer und Angestellte des staatlichen Fernsehens teilweise die Arbeit niedergelegt und an ihren Arbeitsplätzen Proteste organisiert.
Nach Angaben der britischen Organisation Netblocks, die weltweit Internetsperren dokumentiert, ist der Zugang zum Internet in Myanmar inzwischen wieder weitgehend hergestellt, jedoch seien soziale Netzwerke weiterhin gesperrt.
Die Regierung hatte nach dem Putsch zuerst Facebook sperren lassen. Daraufhin waren die Demonstranten in den vergangenen Tagen grösstenteils auf andere soziale Netzwerke wie Twitter und Instagram ausgewichen, um sich zu organisieren. Seit Samstag sind diese beiden Plattformen in Myanmar auch nicht mehr zugänglich.
Landesweite Proteste halten an
In Burma haben am Montag erneut zahlreiche Menschen gegen den Militärputsch und die Festsetzung der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi und zahlreicher anderer Spitzenpolitiker protestiert. Besonders in der nördlichen Grossstadt Mandalay gab es eine grosse Demonstration, bei der die Teilnehmer Bilder von Suu Kyi in den Händen hielten und auf Plakaten deren Freilassung forderten.
Auch in der grössten Stadt Yangon und der Hauptstadt Naypyidaw gingen viele Menschen auf die Strasse. Dabei soll die Polizei auch Wasserwerfer eingesetzt haben, wie auf Fotos in sozialen Netzwerken und von Foto-Agenturen zu sehen ist.
Wie bereits am Wochenende dominierte bei den Kundgebungen die Farbe Rot – in Anlehnung an die Farbe von Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie. Viele Demonstranten trugen auch durchgestrichene Fotos des Generals Min Aung Hlaing, der nach dem Putsch vor einer Woche die Macht übernommen hatte. «Schäm Dich, Diktator», war darauf zu lesen.
Drei-Finger-Gruss als Symbol gegen den Putsch
Trotz abgeschalteten Internets und grossen Polizeiaufgebots gingen am Wochenende zehntausende Menschen in Burma gegen die putschenden Militärs auf die Strasse. Es waren die grössten Proteste, seit die Armee in dem südostasiatischen Land die Macht an sich gerissen hat. Schätzungen zufolge strömten am Sonntag in der Wirtschaftsmetropole Rangun bis zu 100'000 Demonstranten auf die Strasse und hielten als Zeichen des Protests drei Finger in die Luft – ein Widerstandssymbol, das der Filmreihe «Tribute von Panem» entnommen ist. Er gilt als Geste des Widerstands einer unterdrückten Gesellschaft. Das Zeichen wird seit einiger Zeit immer wieder vor allem von jungen Leuten eingesetzt, so auch bei den Protesten gegen Militär und Königshaus in Burmas Nachbarland Thailand.
Bereits am Vortag hatten tausende Demonstranten die Freilassung der am Montag beim Putsch des Militärs festgesetzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi gefordert. Unterstützt vom Lärm der Autohupen hielten die Menschen am Sonntag Plakate mit der Aufschrift «Wir wollen keine Militärdiktatur» und «Gerechtigkeit für Myanmar» hoch. Viele von ihnen trugen rote Kleidung und schwenkten rote Fahnen. Rot ist die Farbe der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) der festgenommenen Freiheitsikone Suu Kyi.
Am Ort der Demonstration nahe der Universität in Rangun fuhren Polizeifahrzeuge und Wasserwerfer auf. Die Demonstranten versammelten sich am Nachmittag am Rathaus von Rangun, nachdem ihnen der Weg in die Innenstadt an vielen Stellen von der Bereitschaftspolizei versperrt worden war.
Auch in der zweitgrössten Stadt Mandalay gingen den zweiten Tag in Folge Menschen auf die Strasse. Aus der südlichen Stadt Mawlamyine wurde eine Demonstration mit 400 Teilnehmern gemeldet.
Internet abgeschaltet, Tausende auf der Strasse
In Burma sind erneut tausende Menschen gegen die Machtübernahme durch das Militär auf die Strasse gegangen. Obwohl das Internet immer noch lahmgelegt war, zogen am Sonntag den zweiten Tag in Folge tausende Demonstranten durch die Wirtschaftsmetropole Rangun. Viele trugen rote Kleidung und hielten als Zeichen des Protests drei Finger in die Luft. Rot ist die Farbe der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) der festgenommenen De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
Am Samstag hatte es in Burma die bislang grössten Proteste seit dem Militärputsch am vergangenen Montag gegeben. Obwohl das Militär versuchte, mit der Abschaltung des Internets und einem grossen Polizeiaufgebot den Protest zu unterdrücken, gingen in Rangun und anderen Städten zehntausende Menschen auf die Strasse.
Am Sonntag war das Internet immer noch abgeschaltet. Am Ort der Demonstration nahe der Universität in Rangun fuhren Polizeifahrzeuge und Wasserwerfer auf. «Wir machen weiter, bis wir Demokratie bekommen. Nieder mit der Militärdiktatur», sagte der 37-jährige Demonstrant Myo Win der Nachrichtenagentur AFP. Andere Demonstranten hielten Plakate mit der Aufschrift «Wir wollen keine Militärdiktatur» hoch.
Weitere Proteste
Fünf Tage nach dem Militärputsch in Burma hat es in dem südostasiatischen Land die bisher grössten Proteste gegen die Armeeführung gegeben. In der Wirtschaftsmetropole Rangun beteiligten sich am Samstag rund tausend Menschen an einem Protestmarsch, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Die Demonstranten riefen «Nieder mit der Militärdiktatur!» und schwenkten rote Fahnen. Rot ist die Farbe der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
Schon am Freitag hatte es in mehreren Städten Burmas Proteste gegeben. In Rangun waren rund 200 Studenten und Hochschullehrer auf die Strasse gegangen. Proteste gab es auch in der Hauptstadt Naypyidaw und der zweitgrössten Stadt Mandalay.
Am Freitag gelang es der UNO, erstmals direkt mit der Armeeführung in Burma in Kontakt zu treten. Die Sondergesandte Christine Schraner Burgener habe in einem Gespräch mit dem stellvertretenden Armeechef die Position der UNO klar zum Ausdruck gebracht, sagte UN-Generalsekretär António Guterres.
Nach Angaben der Organisation Netblocks, die weltweit Internet-Sperren dokumentiert, war am Samstag zum zweiten Mal das gesamte Internet in Burma lahmgelegt. Um Proteste zu unterbinden, hatten die Behörden zuvor bereits den Zugang zu Online-Netzwerken wie Facebook und Twitter eingeschränkt. Twitter reagierte darauf am Samstag mit scharfer Kritik. Die Sperrung untergrabe die öffentliche Debatte und das Recht der Menschen, sich Gehör zu verschaffen, sagte ein Sprecher des Unternehmens.
UNO verurteilt Putsch offiziell nicht
Anders als im ursprünglich von Grossbritannien eingebrachten Textentwurf vorgesehen, verurteilte Der Sicherheitsrat, das mächtigste UNO-Gremium, den Staatsstreich in Burma offiziell nicht. Eine entsprechende Passage wurde von Russland und China abgelehnt, wie aus Diplomatenkreisen verlautete.
Enger Vertrauter von Suu Kyin festgenommen
Vier Tage nach dem Militärputsch in Burma ist ein wichtiger Verbündeter der abgesetzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi festgenommen worden.
Win Htein, ein Führungspolitiker von Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD), wurde am Freitag in der Wirtschaftsmetropole Rangun im Haus seiner Tochter von den Sicherheitskräften aufgegriffen, wie NLD-Sprecher Kyi Toe im Onlinenetzwerk Facebook mitteilte. Der 79-Jährige sei in eine Polizeistation der Hauptstadt Naypyidaw gebracht worden. Win Htein gilt als rechte Hand Suu Kyis.
Aufruf zum Widerstand
Vor seiner Festnahme hatte Win Htein in Interviews mit englischsprachigen Medien den Streitkräften vorgeworfen, das südostasiatische Land mit dem Putsch in die falsche Richtung zu führen. Er rief die Bürger zu Widerstand gegen die «Zerstörung unserer Regierung» auf.
Die Armeeführung hatte nach dem Staatsstreich einen einjährigen Notstand ausgerufen, nach dem Neuwahlen stattfinden sollen. Der UNO-Sicherheitsrat brachte am Donnerstag seine tiefe Besorgnis über die Lage im Land zum Ausdruck. In einer Erklärung forderten die Ratsmitglieder die Freilassung aller Inhaftierten und die Rückkehr zum demokratischen Prozess in dem Land.
Erste öffentliche Proteste in Myanmar gegen Militärputsch
In Myanmar hat es erstmals Strassenproteste gegen den Militärputsch und die Festnahme der entmachteten faktischen Regierungschefin Aung San Suu Kyi gegeben. In der Millionenstadt Mandalay im Norden des Landes demonstrierten vor allem junge Menschen vor der medizinischen Fakultät der örtlichen Universität gegen das Vorgehen der Armee, wie auf einem Video des Senders «Mizzima TV» zu sehen war. Auf einem Schild war auch auf Englisch zu lesen: «Das Volk protestiert gegen den Militärputsch.» Unbestätigten Berichten zufolge wurden mindestens drei Teilnehmer festgenommen.
Der öffentliche Widerstand gegen die Machtübernahme der Armee wurde von Mitarbeitern des Gesundheitswesens angeführt. Sie hatten bereits am Mittwoch gestreikt. Die Bewegung des zivilen Ungehorsams in dem südostasiatischen Land teilte mit, zahlreiche medizinische Fachkräfte hätten in mehr als 30 Städten entweder ihre Arbeit niedergelegt oder zum Zeichen des Protests eine rote Schleife getragen.
«Wir lehnen es ab, Befehlen des illegitimen Militärregimes Folge zu leisten, das gezeigt hat, dass es keinerlei Respekt für unsere armen Patienten hat», hiess es in einer Erklärung der Bewegung, die um Unterstützung aus dem Ausland bat. Der Hashtag #CivilDisobedienceMovement wurde auf Twitter bereits mehr als 1,2 Millionen mal geteilt.
In der grössten Stadt Yangon machten viele Menschen ihrem Ärger Luft, indem sie an Fenstern und Balkonen lautstark auf Töpfe und Pfannen schlugen. In Myanmar sollen mittels Lärm-Protesten böse Geister vertrieben werden. Auf Fotos, die in sozialen Netzwerken gepostet wurden, waren auch Bürger zu sehen, die den Dreifingergruss der Rebellen aus der Science-Fiction-Filmreihe «Die Tribute von Panem» zeigten, der im vergangenen Jahr im Nachbarland Thailand zum Symbol des Widerstands gegen die Regierung geworden war.
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Militär sperrt Facebook
Die neue Militärführung in Burma hat eine vorübergehend Sperre des Online-Netzwerks Facebook angeordnet, über das ihre Gegner nach dem Putsch vom Montag zu zivilem Ungehorsam aufgerufen haben.
Örtliche Telekommunikationsanbieter wurden am Mittwoch vom Verkehrsministerium angewiesen, den Zugang zu Facebook bis zum Ende der Woche zu blockieren. Die Plattform trage zur Destabilisierung des Landes bei, hiess es zur Begründung.
US-Aussenministerium kündigt Sanktionen an
Die US-Regierung bereitet den Weg für Sanktionen gegen die Militärregierung in Burma. Die Festnahme von Mitgliedern der Zivilregierung des Landes sei ein Staatsstreich, erklärte das US-Aussenministerium am Dienstag und versprach Sanktionen gegen den «sehr kleinen Kreis verantwortlicher Militärgeneräle». Humanitäre Hilfen für die Bevölkerung sollten davon nicht betroffen sein.
Militärjunta ernennt neues Kabinett
Nach dem Putsch hat das Militär ein neues elfköpfiges Kabinett ernannt. Dieses bestehe grösstenteils aus Generälen und früheren Militärspitzen sowie einigen Mitgliedern der von der Armee gestützten Partei «Solidarity and Development Party» (USDP), berichtete die Zeitung «The Irrawaddy» am Dienstag.
Viele von ihnen waren bei der Parlamentswahl im November als Kandidaten gescheitert. Nun bekommen sie hohe Ministerposten.
Die Zusammensetzung des neuen Kabinetts habe der mächtige General Min Aung Hlaing bekanntgegeben, der während des einjährigen Notstands die oberste Befehlsgewalt innehat, hiess es.
Partei fordert Freilassung von Suu Kyi
Einen Tag nach dem Militärputsch in Burma hat die Partei der festgesetzten De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi deren sofortige Freilassung gefordert. Der Staatsstreich beschmutze die Geschichte des Landes und der Armee, erklärte die Nationale Liga für Demokratie (NLD) am Dienstag im Online-Netzwerk Facebook. Das Militär müsse das Ergebnis der Wahlen vom vergangenen Jahr anerkennen.
Wo Suu Kyi und der ebenfalls festgesetzte Präsident Win Myint festgehalten werden, war zunächst weiter offen. In der Hauptstadt Naypyidaw waren am Dienstag bewaffnete Soldaten zu sehen. Soldaten waren auch vor den Wohnvierteln der Abgeordneten postiert.
Eine Abgeordnete von Suu Kyis Partei sprach von einem «Freiluft-Gefangenenlager». «Wir dürfen nicht nach draussen gehen», sagte die Parlamentariern, die anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP. «Wir haben grosse Sorge.»
Biden droht mit Sanktionen
Nach dem Militärputsch hat US-Präsident Joe Biden den neuen Machthabern in Burma Sanktionen angedroht. Die USA hätten in den vergangenen Jahren Strafmassnahmen gegen Burma wegen der Fortschritte des Landes bei der Demokratisierung aufgehoben, teilte Biden am Montag mit.
Die Umkehrung dieser Fortschritte werde eine sofortige Überprüfung der US-Sanktionsgesetze erfordern, «gefolgt von entsprechenden Massnahmen». Weiter hiess es: «Die Vereinigten Staaten werden sich für die Demokratie einsetzen, wo immer sie angegriffen wird.»
Biden forderte eine entschlossene internationale Reaktion. Die Internationale Gemeinschaft müsse das Militär dazu drängen, die Macht sofort aufzugeben, Aktivisten und Funktionäre freizulassen, Einschränkungen bei der Telekommunikation aufzuheben und Gewalt gegen Zivilisten zu unterlassen. «Wir werden mit unseren Partnern in der Region und der Welt zusammenarbeiten, um die Wiederherstellung der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit zu unterstützen.» Biden kündigte an, diejenigen, die für den Umsturz verantwortlich seien, würden zur Rechenschaft gezogen.
UN-Sicherheitsrat befasst sich am Dienstag mit Putsch
Biden verurteilte den Militärputsch und die Festnahme der faktischen Regierungschefin Aung San Suu Kyi als «direkten Angriff auf den Übergang des Landes zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit». Weiter hiess es in der vom Weissen Haus verbreiteten Mitteilung des US-Präsidenten, in einer Demokratie dürfe niemals versucht werden, gewaltsam «das Ergebnis einer glaubwürdigen Wahl zu annullieren».
Der UN-Sicherheitsrat wird sich am Dienstag in einer Dringlichkeitssitzung mit dem Militärputsch befassen. Die Sitzung wird per Videokonferenz und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, wie am Montag beschlossen wurde.
EDA-Hinweise für Schweizer Bürger in Burma
Das EDA empfiehlt im Land befindlichen Schweizerinnen und Schweizern nach dem Putsch, grösste Vorsicht walten zu lassen. Sie sollten sich über die Medien informieren und mit ihrem Reiseveranstalter, der Schweizer Botschaft in Rangun oder dem regionalen Konsularzentrum in Bangkok Kontakt aufnehmen. Die Anweisungen der Lokalbehörden seien zu befolgen.
Die Flughäfen des Landes sind geschlossen. Die Internet- und Telefonverbindungen waren teilweise unterbrochen. Nach EDA-Informationen war die Lage im Land am Montag ruhig, die weitere Entwicklung aber ungewiss.
Das Departement machte in seinen Reisehinweisen zudem darauf aufmerksam, dass der Ausnahmezustand der Armee Möglichkeiten zu Einschränkungen der Grundrechte wie Versammlung- und Pressefreiheit erlaubt. Das Militär könne auch Ausgangssperren und weitere Massnahmen verfügen.
(Lesen Sie auch unsere Analyse zum Militärputsch in Burma: Das Volk wird den Generälen nicht verzeihen).
Grosser Teil des Volkes steht hinter der «Lady»
Burma erlebt ein dunkles Déjà-vu. Gerade erst begannen die Erinnerungen an ein halbes Jahrhundert eisenharter Militärdiktatur zu verblassen, da hat sich die Armee im früheren Birma zurück an die Macht geputscht. Bei den Anhängern von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi herrscht Entsetzen. Denn auch die Festnahmen der früheren Freiheitsikone und vieler Parteikollegen zeigen, dass die Armee die Uhren zurückdrehen will.
In sozialen Netzwerken hagelt es nicht nur Unterstützungsbekundungen sondern geradezu Liebeserklärungen für die «Lady», wie die Frau mit dem aufrechten Gang und dem Oxford-Englisch auch genannt wird. Auf Twitter posteten unzählige Anhänger Fotos von ihr, unter dem Motto «Wir stehen hinter Aung San Suu Kyi». Hashtags wie «Rettet Myanmar», «Wir brauchen Demokratie» und «Helft uns» verbreiteten sich rasant.
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Militär nimmt Personen fest und kontrolliert das Land
Aung San Suu Kyi und Präsident Win Myint sind vom Militär festgenommen worden, wie die Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) mitteilte. Am frühen Montagmorgen wurden Suu Kyi und Win Myint vom Militär in der Hauptstadt Naypyidaw in Gewahrsam genommen, wie NLD-Sprecher Myo Nyunt der Nachrichtenagentur AFP sagte. Nach Informationen aus Parteikreisen wurden zudem im Bundesstaat Kayin mehrere Mitglieder der dortigen Regionalregierung festgenommen.
In der Wirtschaftsmetropole Rangun übernahm das Militär die Kontrolle über das Rathaus, wie ein AFP-Reporter berichtete. Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die dort zur Arbeit eintrafen, wurden von Soldaten fortgeschickt. «Ich habe viele Übergangsphasen in diesem Land gesehen und mich auf eine bessere Zukunft gefreut», sagte ein 64-jähriger Mann im Stadtteil Hlaing. Aus Angst vor Repressionen wollte er anyonym bleiben.
Bangladesh hofft trotzdem auf Rohingya-Rückführung
Nach dem Militärputsch und der Entmachtung der faktischen Regierungschefin Aung San Suu Kyi hofft das Nachbarland Bangladesh, weiter Rohingya-Flüchtlinge dorthin zurückbringen zu können.
Das machte das bengalische Aussenministerium am Montag deutlich. Bangladesh hoffe, dass der demokratische Prozess in Burma sowie Frieden und Stabilität erhalten blieben, hiess es.
In Bangladesh leben Hunderttausende Rohingya in überfüllten Camps. Bislang sind mehrere Versuche zur Rückführung der muslimischen Flüchtlinge in ihre mehrheitlich buddhistische Heimat gescheitert.
Die Flüchtlinge haben unter anderem Sicherheitsbedenken. Viele hatten durch ein 1983 erlassenes Gesetz die Staatsbürgerschaft Burmas verloren. Hunderttausende Rohingya waren 2017 wegen Militärgewalt nach Bangladesh geflohen. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung der muslimischen Minderheit als Völkermord.
Bundesrat Cassis besorgt über die Lage
Nach dem EDA hat sich auch Bundesrat Ignazio Cassis zu den Vorfällen in Burma geäussert. Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis schrieb auf Twitter: «Ich bin sehr besorgt über die Lage in Myanmar.» Er rief zu einer unverzüglichen Wiederaufnahme des Dialogs und zur Freilassung der Verhafteten auf.
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SDA/AFP
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