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Warum musste Horta-Osório gehen?
Ex-CS-Präsident stolperte über Vermischung von Privatem und Beruflichem

Keine neun Monate war António Horta-Osório Präsident der Credit Suisse.
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Der Verwaltungsrat der Credit Suisse hatte gleich zwei Anwaltskanzleien mit der Aufarbeitung des Verhaltens ihres am Sonntag geschassten Präsidenten António Horta-Osório beauftragt. Nun dringen immer mehr Details der Abschlussberichte nach aussen.

Die Dokumente enthalten keine weiteren Quarantäneverstösse, das berichten Quellen, die die Papiere einsehen konnten. Dagegen haben die Anwälte der Kanzlei Homburger akribisch die Agenda des früheren Credit-Suisse-Präsidenten analysiert und dabei eine ganze Reihe von Verquickungen von beruflichen Dingen mit Privatem gefunden.

Familie nutzte Chauffeurservice der Bank

«Er hat seine Geschäftstermine gern im Umfeld von Privatterminen gelegt, wobei Letztere früher feststanden», so eine Quelle. Aufgefallen sei ferner, dass der frühere Bankpräsident den Chauffeurservice der Bank nicht nur für sich, sondern auch für Mitglieder seiner Familie genutzt habe. Die Credit Suisse gab keinen Kommentar ab.

Die «Financial Times» hat zudem am Freitag berichtet, dass Horta-Osório bei seinem Besuch in London am 11. Juli vergangenen Jahres nicht nur den Tennisfinal in Wimbledon besuchte. Am gleichen Tag schaute er auch den Final der Fussball-EM in Wembley. Dabei hätte er zu keinem Event gehen dürfen – er hätte sich in Quarantäne begeben müssen. Zudem entpuppte sich das Spiel im Nachhinein als Superspreader-Event, auf das viele Covid-Ansteckungen zurückgingen.

Sowohl der Besuch des Tennisspiels als auch des Fussballfinals waren ursprünglich als Kundenanlässe zur Kontaktpflege gedacht. Wegen der Pandemie nutzten aber Bankkunden ihre Tickets nicht. Deshalb nahm Horta-Osório jeweils Familienmitglieder zu den hochkarätigen Sportanlässen mit.

Drei Gründe für den Rauswurf

Kenner des Dossiers betonen indes, dass dieser Fakt nicht der berühmte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der Entschluss des Verwaltungsrats, den Präsidenten zum Rücktritt zu bewegen, beruhe letztlich auf drei Gründen, so Bank-Insider.

  1. Zum einen sind da die beiden bekannten Quarantäneverstösse: einmal im Sommer 2021 im Zug der Besuche der beiden bereits erwähnten Sportanlässe in Grossbritannien. Dann der Quarantänebruch von Ende November, als Horta-Osório aus London nach Zürich reiste und von dort weiter nach Madrid flog, ohne sich an die damals geltende Schweizer Quarantäneregel zu halten, die eine zehntägige Selbstisolation vorschrieb.

  2. Zweiter Punkt sind die vielen Verquickungen von beruflichen und privaten Interessen. Dazu zählt ein Flug von Singapur auf die Malediven. In Singapur hatte Horta-Osório an Geschäftsterminen mit Asienchef Helman Sitohang teilgenommen. Auf dem Rückflug nach Zürich liess sich der Bankpräsident dann auf den Malediven absetzen, da dort seine Familie Ferien machte. Die Liste solcher Verquickungen ist dem Vernehmen nach lang. Jede einzelne für sich rechtfertige keinen Rauswurf, sagen Bank-Insider. Es sei aber die Häufung solcher Vorfälle, die stossend sei.

  3. Hinzu kommt ein dritter Punkt, der offenbar dann sein Schicksal besiegelte: Mehrere Quellen berichten übereinstimmend, dass es dem Portugiesen an jeglicher Einsicht gefehlt habe. Er habe nicht zugeben wollen, dass seine Handlungen nicht im Einklang stehen würden mit dem von ihm selbst propagierten Credo, dass jeder Bankmanager sich an die Regeln halten müsse.

Horta-Osório predigte Wasser und trank selbst literweise Wein.

«Er schob die Schuld immer auf andere», berichten Quellen mit Kenntnissen der Vorgänge. Die Summe dieser drei Faktoren führte dann dazu, dass der Verwaltungsrat zur Erkenntnis erlangte, dass Horta-Osório nicht geeignet sei, den nötigen Kulturwandel der Credit Suisse glaubhaft zu verkörpern. Salopp formuliert: Der Mann predigte Wasser und trank selbst literweise Wein.

Rache der Schweizer Netzwerke?

Der neue Präsident Axel Lehmann erscheint da wie das komplette Gegenteil. Der Wirtschaftsprofessor gilt als hyperkorrekt. Das allein wird ihm aber nicht helfen, die Bank zu befrieden. Denn es gibt auch Stimmen, die den Rauswurf des Portugiesen als letztes Aufbäumen der alten Schweizer Netzwerke sehen.

Nach dieser Lesart sei Horta-Osório den alten Schweizer Seilschaften zu gefährlich geworden. Das erkläre auch, warum es permanent Leaks gegeben habe, so zum Beispiel, dass der «Blick» über den Quarantänebruch von Ende November in allen Details informiert worden gewesen sei. Dank solcher Leaks ist zumindest heute klarer, wie es zum Rauswurf des Portugiesen am vergangenen Sonntag kam.