Rangliste der LebensqualitätEuropas Städte verlieren durch Corona deutlich an Attraktivität – mit Ausnahme von Zürich und Genf
Die Pandemie hat europäische Metropolen im Vergleich zu Neuseeland und Australien weit zurückgeworfen, was die Lebensqualität betrifft. Warum Zürich und Genf davon ausgenommen sind.
In welcher Metropole ist die Lebensqualität am höchsten? Dieser Frage geht einmal pro Jahr die britische Zeitung «The Economist» nach, indem sie 140 Städte weltweit nach Kriterien wie Stabilität, Gesundheitsversorgung, Kultur, Umwelt, Bildung und Infrastruktur vergleicht. Im diesjährigen Ranking hat es grosse Verschiebungen gegeben: Europas Städte haben durch die Corona-Krise spürbar an Attraktivität eingebüsst. Zu den Gewinnern gehören dafür Neuseeland, Japan und Australien.
Alle drei Inselstaaten schafften es, die Pandemie durch strenge Grenzkontrollen erfolgreich einzudämmen. Vergleichsweise früh konnten sie die Gesellschaft danach wieder öffnen. Neuseeland verzeichnete an vielen Tagen nicht einen einzigen Covid-Fall und insgesamt nur 26 Tote. Während sich viele andere Länder im März noch im Lockdown befanden, feierten die Menschen in Auckland bereits wieder zu Tausenden an Konzerten – ein Grund, warum sich die neuseeländische Hafenstadt dieses Jahr den Titel «lebenswerteste Metropole der Welt» sichert.
In Neuseeland waren Restaurants, Schulen, Theater und andere kulturelle Sehenswürdigkeiten stets offen. Neben Auckland hat es deshalb auch die Hauptstadt Wellington auf die vorderen Plätze der Rangliste geschafft. Eine vergleichsweise hohe Lebensqualität können derzeit auch japanische und australische Städte bieten, wo der Alltag der Einwohner relativ normal ist.
Nur zwei europäische Städte sind in den Top 10 des Rankings verblieben: Zürich und Genf. Sie haben beide die Maximalbewertung bei der Gesundheitsversorgung erhalten, die sich in der Pandemie behauptet hat. Es gab hier zwar soziale Einschränkungen, aber weniger starke als in anderen Ländern. Die Schweiz hatte zum Beispiel nie eine Ausgangssperre wie Frankreich.
Auch in Deutschland war der Lockdown einschneidender. Zudem sorgte laut dem Bericht vor allem die zweite Welle für eine starke «Belastung der Krankenhaussysteme», was zu einer schlechteren Bewertung der Gesundheitsversorgung in vielen Städten führte. Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf haben von allen Metropolen weltweit am meisten Plätze gegenüber dem Vorjahr eingebüsst.
Die Corona-Pandemie hat sich weltweit negativ auf den Kulturbereich und die allgemeine Lebensqualität ausgewirkt, besonders stark aber in Europa. Acht der zehn grössten Absteiger in der Rangliste sind europäische Städte. Wien gehört zwar nicht dazu, der Spitzenreiter der letzten drei Jahre fiel aber auf Platz zwölf zurück.
Viele europäische Länder waren zu mehr und längeren Lockdowns gezwungen, als sie geplant und gewünscht hatten. Die Pandemie war ein ständiges Auf und Ab. Restriktionen wurden aufgehoben und wieder eingeführt. Neuseeland und Australien setzen bei der Corona-Eindämmung von Beginn an auf strikte Einreisebeschränkungen und auf harte, aber eher kurze Lockdowns. Dafür konnten sie ihren Einwohnern viel früher wieder ein relativ normales Leben ermöglichen.
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