Handel ohne ZölleEU-Parlament stimmt Brexit-Vertrag endgültig zu
Mit der Ratifizierung gilt das Handelsabkommen zwischen London und Brüssel. Boris John will nun «Global Britain» aufbauen.
Das Europaparlament hat den mit Grossbritannien nach dem Brexit geschlossenen Handels- und Partnerschaftsvertrag mit grosser Mehrheit gebilligt. Wie EU-Parlamentspräsident David Sassoli am Mittwoch in Brüssel sagte, stimmten bei 697 abgegebenen Stimmen 660 Abgeordnete für das Abkommen. Nur fünf Vertreter des Parlaments lehnten es ab, 32 enthielten sich.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüsste das Votum. Das Abkommen sei «das Fundament für eine starke und enge Partnerschaft mit dem Vereinigten Königreich», erklärte sie auf Twitter. Sie forderte gleichzeitig Grossbritannien auf, die Vereinbarung «gewissenhaft» umzusetzen.
Auch der britische Premier Boris Johnson hat die Zustimmung des Europaparlaments zum Brexit-Handelspakt begrüsst. «Diese Woche ist der letzte Schritt einer langen Reise, der Stabilität für unsere neue Beziehung mit der EU als wichtige Handelspartner, enge Verbündete und souveräne Gleichgestellte bringt», sagte Johnson in London nach der Verkündung des Abstimmungsergebnisses in Brüssel. Nun sei es Zeit, sich auf die Zukunft zu freuen und «Global Britain» aufzubauen – so nennt Johnson seine Vision eines starken, unabhängigen Königreichs.
Der britische Brexit-Beauftragte David Frost twitterte: «Ich hoffe, wir können nun gemeinsam als Europäer ein neues Kapitel beginnen, geprägt durch freundschaftliche Kooperation zwischen souveränen Gleichgestellte.»
Wohl ab Freitag in Kraft
Grossbritannien war nach dem Brexit im vergangenen Jahr zum 1. Januar auch aus dem EU-Binnenmarkt und der europäischen Zollunion ausgetreten. Das als Ersatz geschlossene Abkommen sieht im beiderseitigen Handel den Verzicht auf jegliche Zölle und mengenmässige Beschränkungen vor.
Bisher ist die Vereinbarung bis Ende April nur vorläufig in Kraft. Nach der Zustimmung des Parlaments müssen nun die Mitgliedstaaten die Veröffentlichung des Abkommens im EU-Amtsblatt beschliessen, wodurch dieses voraussichtlich am Freitag endgültig in Kraft treten kann.
Das Parlament hatte die Ratifizierung lange hinausgezögert. Grund war der Streit mit Grossbritannien um Zollkontrollen in der britischen Provinz Nordirland. Die EU wirft Grossbritannien vor, gegen das im bereits in Kraft befindlichen Brexit-Abkommen vereinbarte Nordirland-Protokoll zu verstossen, das offene Grenzen zwischen der britischen Provinz und dem EU-Mitglied Irland garantieren soll.
Fehler gefunden?Jetzt melden.