Kommentar zum Rücktritt aus EU-KommissionBretons trotziger Abgang ist würdelos
EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton wirft per sofort den Bettel hin. Und lässt damit erahnen, weshalb er nicht mehr für den Posten nominiert wurde.
Nein, natürlich ist es nicht schön, einen Job zu verlieren, der Macht, Prestige und ein hübsches Gehalt mit sich bringt. Man kann daher verstehen, dass Thierry Breton, der einflussreiche französische EU-Binnenmarktkommissar, stinksauer ist. Zuerst wurde er vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron für eine zweite Amtszeit nominiert, dann wollte seine Chefin Ursula von der Leyen ihn offenbar doch lieber loswerden. Sein Rücktritt, den er jetzt in einem wütenden Brief verkündet hat, ist nachvollziehbar.
Die Art und Weise allerdings ist es nicht. Wer wie Breton überzeugt ist, er gehöre in die Gesellschaft von Präsidenten, Premierministern und Konzernlenkern, der sollte mit den Regeln klarkommen, die in diesen Kreisen gelten.
EU-Kommissar braucht mehr Impulskontrolle
Breton hat keinen von höheren Mächten verliehenen Anspruch, Kommissar in Brüssel zu sein. Sich wie ein zorniges Kind auf den Boden zu werfen, weil er keinen Schleckstängel an der Supermarktkasse bekommt, ist, nun ja, kindisch.
Das gilt auch für Bretons Ankündigung, sein Amt jetzt sofort niederzulegen, nicht erst, wenn die neue Kommission die Arbeit aufnimmt. Das ist kein Verhalten, das mit dem Amt und dem Dienstverständnis eines EU-Kommissars vereinbar ist. Ein bisschen mehr Impulskontrolle, Würde und Verantwortungsbewusstsein sollte man schon haben, wenn man zu den wichtigsten europäischen Vertretern gehören möchte. Womöglich erklärt dieser trotzige Abgang ganz gut, warum von der Leyen Breton ziehen lassen wollte.
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