Wegen Omikron-Variante Essende Zugpassagiere ohne Maske sorgen für Unmut
Täglich gehen die SBB gegen Mundschutzverweigerer vor. Jetzt regt sich Widerstand gegen Reisende, welche mit langem Essen und Trinken im Zug die Schutzregeln plump umgehen.
Bald ist Weihnachten, viele werden mit dem Zug zu ihren Liebsten reisen. Doch die Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus sorgen nun auch bei Pendlerinnen und Pendlern für Konfliktpotenzial. Bahnreisende äussern in den sozialen Medien und auch dieser Zeitung gegenüber ihren Unmut darüber, dass immer mehr Passagiere mit einem simplen Trick die Mundschutzpflicht umgehen: indem sie an ihren Sitzplätzen in den Zugabteilen über längere Zeit an einem kleinen Sandwich kauten oder den Kaffee im Becher nur in kleinen Schlückchen schlürften.
Gleichzeitig böten die SBB in der 1. Klasse einen gastronomischen Service am Platz an, was das Reisen ohne Mundschutz nur noch fördere. Beides sei gerade in der jetzigen Zeit unklug, da sich die ansteckendere Omikron-Mutation rasch ausbreite.
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Auf Twitter haben die Pendler mit #KeinFoodimZug deshalb ein Schlagwort lanciert, mit dem sie ihre Beobachtungen versehen. So wollen sie den öffentlichen Druck auf die Bahnbetreiber erhöhen, damit diese die geltenden Vorschriften durchsetzen.
Zwar ist Essen und Trinken im öffentlichen Verkehr erlaubt, wozu selbstredend der Mundschutz abgenommen werden kann. Allerdings soll der Konsum von Mahlzeiten und Getränken zügig erfolgen.
Das Schlagwort gegen die fehlbaren Passagiere nutzen nun aber auch Bahnreisende, die sich auf Twitter gegen die mahnende Mehrheit wehren. Sie sehen die Gefahr von Denunziantentum oder prangern Bevormundung an.
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Die Bahnbetriebe sind sich des Problems bewusst. «Die derzeit in der Öffentlichkeit geführte Diskussion zeigt, dass sich eine Minderheit der Reisenden nicht oder nicht immer an die Regeln hält. Diese Minderheit beschäftigt unser Personal täglich», sagt ein Sprecher der SBB. Zugbegleiter müssten deshalb jeden Tag die Bahnpolizei zur Unterstützung bei den Kontrollen anfordern. «Ein Teil der Reisenden ist dann einsichtig, die anderen werden angezeigt», sagt der SBB-Sprecher.
Im Verhältnis zu den Hunderttausenden Passagieren, welche die SBB täglich beförderten, handle es sich dabei aber um nur wenige Fälle. Eine Mehrheit halte sich «wirklich gut» an die Vorschriften. Sie schütze damit nicht nur andere Reisende, sondern auch das Zugpersonal.
Service am Platz ist kein SBB-Grundangebot
Zum gastronomischen Service am Platz sagte der SBB-Sprecher, dass dieser nicht zum Grundangebot gehöre. Mitarbeiter der Speisewagen bedienten Fahrgäste in den angrenzenden Abteilen der 1. Klasse nur dann, wenn es in den Restaurants zu wenig Arbeit gebe.
Bemerkenswert sind auch die Beobachtungen, welche das Zugpersonal der BLS macht. Die Zugbegleiter treffen immer wieder auf Passagiere, die keinen Mundschutz tragen. Sie nutzen dazu nicht einmal den Vorwand des Essens oder Trinkens. «Unserer Meinung nach sind das Personen, die grundsätzlich Mühe mit der Maskenpflicht haben und deshalb keine tragen wollen», sagt eine Firmensprecherin.
Werden auf einer bestimmten BLS-Linie Fahrgäste ohne Mundschutz gemeldet, dann kommt das Sicherheitspersonal zum Einsatz. Wie die SBB betont auch die BLS, dass sich «die Mehrheit der Fahrgäste immer noch sehr gut an die Maskentragpflicht» halte.
Für die Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs ist das Thema offenbar so heiss, dass sie sich mit öffentlichen Aussagen nicht die Finger verbrennen will. Pro Bahn nehme mit Blick auf die Schutzmassnahmen eine «neutrale Grundhaltung» ein, sagt Präsidentin Karin Blättler. Alle seien gefordert, ihre Eigenverantwortung wahrzunehmen. Das sei insbesondere bei staatlich angeordneten Massnahmen wichtig.
Das Thema spaltet auch die Politik. Währenddem die Berner SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen ein befristetes Konsumationsverbot im öffentlichen Verkehr befürwortet, lehnt Martin Candinas strengere Vorschriften energisch ab.
Kein Wunder: Der Mitte-Nationalrat ist selber Pendler und fährt regelmässig im Zug von seinem Heimatkanton Graubünden nach Bern und zurück.
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