Kommentar zum Fall Blatter/PlatiniEs war «Bschiss» am Fussball
Sepp Blatter und Michel Platini sind freigesprochen worden. Juristisch sind sie damit entlastet. Die Lackierten bleiben die Fans des Sports – auch wegen der Schweizer Ermittler.
Sepp Blatter und Michel Platini konnten am Freitag gegen Mittag das Bundesstrafgericht verschmitzt und erleichtert lächelnd verlassen. Es gab sogar Applaus von ein paar Tessiner Senioren. Vor allem aber hatte es zuvor für die einstigen Herrscher über den Weltfussball die ersehnten Freisprüche gegeben.
Damit sind Blatter und Platini keine mutmasslichen Betrüger mehr. Sondern unbescholtene Bürger.
Ihr Lebenswerk als Fussballfunktionäre sollte nun trotzdem nicht nur mit der rosaroten Brille beurteilt werden. Sie sind zwar persönlich entlastet, aber unter ihrer Führung geschah vieles, was nicht über alle Zweifel erhaben ist. Es war nicht die erste Gerichtsverhandlung in Bellinzona, die zeigte, dass im Weltfussball lange Selbstbedienungsmentalität und Klientelwirtschaft vorherrschten.
Bei der Fifa bereicherten sich einige wenige – und hintergingen Abermillionen, die den Sport lieben.
Bestens ersichtlich wurde dies kürzlich, als Blatters langjähriger Generalsekretär wegen passiver Bestechung und Urkundenfälschung verurteilt wurde: Dieser, Jérôme Valcke, will das Urteil weiterziehen. Nicht strafbar war, dass ein einflussreicher Katarer ihm gemäss Anklageschrift eine Villa auf Sardinien im Wert von fünf Millionen Euro gratis zur Verfügung gestellt hatte.
Bei der Fifa bereicherten sich einige wenige – und hintergingen damit die Abermillionen Menschen, die den Sport lieben. Sie vergaben die WM auf fragwürdige Weise an Russland für 2018. Sowie – ausgerechnet – nach Katar. Dort findet im November und Dezember 2022 das Turnier statt, auf das sich viele Fans nicht freuen.
Das FBI und die Schweizer Strafverfolgung schickten sich 2015 an, im Weltfussball aufzuräumen. Doch die Bundesanwaltschaft schwächte sich gleich selber, indem sie just in den Fifa-Fällen die inzwischen berühmt-berüchtigten Geheimtreffen abhielt. Die Zusammenkünfte überschatten seither jedes Fussball-Strafverfahren. Und erschweren die «Bschiss»-Bekämpfung.
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