Schwache KonjunkturWeniger Temporärjobs sind ein Zeichen für die Abschwächung am Arbeitsmarkt
Das schwache Geschäft der Personalvermittler zeigt eine Verschlechterung im Stellenmarkt an. Firmen werden vorsichtig mit Einstellungen.
Die gute Konjunktur und der Fachkräftemangel haben nach der Pandemie einen Boom in der Temporärarbeitsbranche ausgelöst. Doch im letzten Jahr ist das Geschäft das zweite Jahr in Folge geschrumpft – zum ersten Mal seit 30 Jahren. Wegen unsicherer Zukunftsaussichten sind die Unternehmen bei der Schaffung neuer Stellen zurückhaltend.
«Dort, wo es Stellen hat, gibt es keine Kandidaten, und dort, wo es Kandidaten gibt, keine Stellen», sagt Balz M. Villiger, Chef des Personaldienstleisters Gi Group Schweiz. Bei Ausschreibungen für HR-Berufe oder im Marketing bewerben sich in kurzer Zeit viele Stellensuchende. Aber für Mangelberufe wie in der Cybersecurity oder im Handwerk könnten die Fachkräfte auswählen.
Die schwache Konjunktur, der Fachkräftemangel und der Strukturwandel stellen die Personaldienstleister vor grosse Herausforderungen. Im Feststellengeschäft brach der Umsatz 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent ein. Die Einsatzstunden der Temporärarbeitenden reduzierten sich um 7 Prozent.
Die Temporärbranche reagiert empfindlich auf Konjunkturschwankungen. Die Unternehmen setzen am Anfang eines Aufschwungs vermehrt auf Temporärangestellte. Kommt die Konjunktur in Fahrt, wandeln sie vermehrt Temporäre in Festanstellungen um. Je schwerer es den Firmen fällt, ihre offenen Stellen zu besetzen, desto stärker setzen sie Personalvermittler ein – und umgekehrt.
Die Ursachen für den Abschwung haben sich im Laufe der letzten zwei Jahre verschoben, wie Swissstaffing, der Verband der Schweizer Personaldienstleister, mitteilt. War der Rückgang 2023 einem historisch grossen Arbeitskräftemangel geschuldet, begann sich Anfang 2024 die Konjunktur abzukühlen und der Arbeitsmarkt zu normalisieren. Die Unsicherheit und der Spardruck bei den Unternehmen stiegen im zweiten Halbjahr deutlich.
2025 könnte für Stellensuchende schwieriger werden, wie auch eine Umfrage bei den Chefs der Swissstaffing-Mitglieder zeigt. 40 Prozent der Befragten rechnen nach zwei Jahren mit rückläufigem Geschäft mit einer Stagnation im Jahr 2025. Knapp ein Viertel rechnet sogar mit weiteren Verlusten. Nur jeder Dritte erwartet für 2025 ein moderates Marktwachstum.
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