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Wetterdienste warnten
Orkanböen auch im Flachland: «Mathis» fegte über die Schweiz

Die Animation zeigt die Verlagerung des Sturmtiefs «Mathis» von den Britischen Inseln bis nach Mitteleuropa von Freitagmorgen bis Samstagmorgen. Auch die Schweiz gerät in den Einfluss des Sturmfeldes (grüne Farbtöne = Windgeschwindigkeiten in etwa 1500 Meter Höhe).
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Eigentlich ist der Winter kalendarisch und meteorologisch vorbei. Das Wetter hält sich allerdings – wie so oft – nicht an diese menschgemachten Kategorisierungen. Das zeigt sich eindrücklich an der turbulenten Wetterlage, die am Freitag die Alpennordseite der Schweiz beschäftigte.

Betroffen war vor allem das zentrale und östliche Mittelland. «Hier handelte es sich um die stärkste Sturmlage seit Jahresbeginn», sagt Denise Praloran, Meteorologin bei Meteo Schweiz.

Gebietsweise war es sogar das stärkste Sturmereignis des gesamten Winterhalbjahres, das von Oktober bis März dauert. Die Wetterdienste erwarteten an exponierten Stellen (zum Beispiel an Seeufern oder auf Hügellagen) Spitzenböen von 80 bis 110 km/h. Oberhalb von 1000 Meter musste mit Orkanböen von bis zu 140 km/h gerechnet werden.

Orkanböen über 130 km/h am Jurasüdfuss

Die bis 17 Uhr verzeichneten Windspitzen übertrafen die Prognose sogar: In Würenlingen (AG) und Schaffhausen tobte der Sturm mit jeweils knapp über 113 km/h. In Zürich-Fluntern wurden 107 km/h gemessen, in Cham am Zugersee gab es 97 km/h, in Wädenswil am Zürichsee 95 km/h und in Leibstadt 91 km/h. Volle Orkanstärke bekam die Bodenseeregion zu spüren. In Steckborn erreichte das Sturmtief 122 km/h.

Besonders extrem waren die Winde beim Durchzug einer Schauer- und Gewitterlinie am Jurasüdfuss. In Neuenburg gab es Orkanböen mit über 120 km/h, an der Wetterstation in Koppigen (BE) zeigte der Windmesser sogar 136 km/h. Wegen der Orkanböen entgleisten in dieser Region sogar zwei Regionalzüge

Mehrere Bäume fielen auf Autobahnen und versperrten Fahrbahnen. Betroffen waren die A1 im Kanton St. Gallen zwischen Meggenhus und Rheineck sowie zwischen Lausanne und Genf bei Coppet. Auch auf der A3 im Kanton Schwyz fiel bei der Raststätte Fuchsberg ein Baum in den Fahrbahnbereich. In Uster ZH wurden laut der Stadtpolizei Strassenmärkte vom Samstag vorsorglich abgesagt.

Die gemessenen Windspitzen sind für das Flachland beachtenswert und haben Schadenspotenzial. Daher hatte Meteo Schweiz am Freitagmorgen auch eine Sturmwarnung der Stufe 3 (von maximal 5) herausgegeben.

Verantwortlich für den Sturm war eine zyklonale Westwetterlage über Europa. Ein kräftiges Sturmtief mit Namen «Mathis» zog im Verlauf des Freitags mit seinem Kern von den Britischen Inseln Richtung Mitteleuropa. Die Schweiz lag zwar nur am Südrand dieses Tiefs, wurde aber vom Sturmfeld dennoch gut erfasst.

In den höheren Luftschichten verlief zudem ein ausgeprägtes Starkwindband (der sogenannte Jetstream). Dieser von West nach Ost verlaufende Jetstream zielte mehr oder weniger direkt auf den Alpenraum. Das Sturmtief «ritt» also regelrecht auf diesem Starkwindband.

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Solche Sturmlagen sind an sich typisch für das Winterhalbjahr. Sie sind in unseren Breitengraden auch für die heftigsten Sturmereignisse verantwortlich. Allerdings treten sie normalerweise eher zwischen November und Februar auf. Doch auch im März gab es in der Vergangenheit bereits heftige Stürme. «Erinnert sei an den 24. März 1986, als in Zürich-Fluntern 145 km/h gemessen wurden», sagt dazu Ludwig Z’graggen, Meteorologe bei Meteo Schweiz. In diese Kategorie dürfte der heutige Sturm wohl nicht vorstossen.

Vorsicht bei Schauern und Gewittern

Problematisch an der heutigen Situation war noch etwas anderes: «Die Luftmasse ist sehr labil geschichtet», erklärt Denise Praloran. Das bedeutet: Es gab nicht wie sonst oftmals üblich eine atmosphärische «Schranke», die verhinderte, dass die starken Winde in der Höhe bis zum Boden heruntergemischt werden konnten.

Nicht zuletzt wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit und der damit wärmeren, energiereicheren Luftmasse kam es im Mittelland während des Sturms auch verbreitet zu Schauern und teils von Hagel begleiteten Gewittern. Genau im Zusammenhang mit diesen konvektiven Phänomenen funktioniert das Heruntermischen der heftigsten Höhenwinde aus physikalischen Gründen am besten.

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So oder so: Waldspaziergänge waren am Freitag nicht angesagt. Zudem empfahl es sich, den Gartensitzplatz oder die Terrasse sturmsicher zu machen. Die heftigen Winde flauten erst im Verlauf des späteren Abends allmählich ab.