Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Schäden wegen Sturm Mathis
Zwei Züge entgleist – 15 Verletzte

Am Freitagnachmittag wurde ein Zug von Aare Seeland Mobil wahrscheinlich von einer Sturmböe erfasst. Der Triebwagen des Zugs kippte von den Gleisen.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Bei Zugentgleisungen in Lüscherz und in Büren zum Hof sind am Freitagnachmittag insgesamt 15 Personen verletzt worden, eine davon schwer. Mögliche Ursachen sind starke Windböen. Zum Zeitpunkt der Entgleisungen tobte ein Sturm.

Bei der Entgleisung eines Zugs der Aare Seeland Mobil in der Nähe des Bahnhofs Lüscherz sind drei Personen, darunter der Lokführer, verletzt worden, wie die Kantonspolizei am Abend mitteilte. Alle Verletzten befanden sich im umgestürzten Triebwagen. Sie wurden von vier Ambulanzteams vor Ort medizinisch erstversorgt und anschliessend ins Spital gebracht. Zum Unfallzeitpunkt befanden sich 16 Personen im Zug.

Der Unfall ereignete sich kurz nach 16.30 Uhr. Gemäss aktuellen Erkenntnissen kippte der Triebwagen der Zugskomposition bei starkem Wind kurz vor dem Bahnhof Lüscherz auf die rechte Seite. Der gekippte Wagen rutschte einige Meter eine kleine Böschung hinunter und kam schliesslich auf der rechten Seite liegend zum Stillstand.

Die restliche Zugskomposition fuhr noch einige Meter auf den Gleisen weiter, bevor sie zum Stehen kam. Der verunglückte Zug war in Fahrtrichtung Biel unterwegs. Das Verkehrsunternehmen Aare Seeland Mobil berichtet auf seiner Website, dass ein Zug bei Lüscherz wegen eines Sturms entgleiste. 

Zwei Passagiere und der Lokführer wurden beim Unglück in Lüscherz verletzt.

Die Evakuierungsarbeiten waren gegen 19 Uhr abgeschlossen. Für die Bergung des verunfallten Triebwagens wurde ein Kranunternehmen beauftragt. Beim Unfall wurde ein Stromleitungsmast der Bahnstrecke beschädigt. Der Zugverkehr ist weiterhin unterbrochen, ein Bahnersatz wurde eingerichtet.

16 Personen befanden sich im verunglückten Zug.

12 Verletzte in Büren zum Hof

Um 16.50 Uhr entgleiste im knapp 30 Kilometer Luftlinie entfernten Büren zum Hof ebenfalls ein Zug. Eine Zugkomposition des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) war von Solothurn in Richtung Jegenstorf unterwegs. Kurz vor dem Bahnhof Büren zum Hof sprangen der Triebwagen sowie zwei weitere Wagen aus den Gleisen. Der Triebwagen kollidierte frontal mit einem Fahrleitungsmasten, alle entgleisten Wagen kippten und kamen auf der Seite liegend zum Stillstand, wie die Kantonspolizei am Abend mitteilte.

Der gekippte und entgleiste Zug in Büren zum Hof.

Zum Zeitpunkt des Unfalls befanden sich 54 Passagiere im Zug. Zwölf Passagiere wurden verletzt. Ein Mann erlitt schwere Verletzungen und wurde mit dem Rettungshelikopter ins Spital geflogen. Die weiteren verletzten Personen – acht Erwachsene und drei Kinder – wurden mit mehreren Ambulanzen in Spitäler transportiert. Zur Bewältigung des Unfalls waren die Rettungs- und Einsatzkräfte mit einem Grossaufgebot vor Ort. 

Der Zug mit sechs Wagen war bei Büren zum Hof unterwegs, als der Sturm ihn erfasste. Drei Wagen kippten zur Seite.

Bergung des Zugs am Samstag

Bis in die späten Abendstunden erfolgten Sicherungsarbeiten bei der Unfallstelle. Die Bergung des Zuges wird am Samstag durchgeführt. Die Bahnlinie Jegenstorf Solothurn bleibt auch am Samstag unterbrochen. Bis auf weiteres verkehren zwischen Jegenstorf und Lohn-Lüterkofen Bahnersatzbusse. Die Linie RE zwischen Solothurn und Lohn-Lüterkofen verkehrt im 15-Minuten-Takt. Zwischen Bern und Jegenstorf verkehren die Linien S8/RE nach Fahrplan, wie der RBS auf Twitter schreibt.


12 Personen wurden beim Unfall verletzt. 

Sturmböen im Mitteland von 136 km/h

Am frühen Freitagabend fegten Sturmböen von weit über 100 km/h über das Berner Mittelland. Um 17 Uhr wurde an der Meteo-Schweiz-Messstation in Koppigen eine Böe von 136 km/h gemessen. Gleichzeitig wurde in La Neuveville (ebenfalls am Jurasüdfuss) eine Orkanböe von 137 km/h registriert.

Auch wenn die Behörden bisher vorsichtig sind, dabei einen Zusammenhang mit dem Sturm herzustellen, deutet doch alles stark darauf hin. Zum Zeitpunkt der Zugentgleisungen stürzte eine Gewitterlinie vom Jura her ins Seeland. Erste Einschätzungen von Sturmjägern zeigen, dass die Windböen direkt am Jurasüdfuss wohl noch wesentlich stärker waren als das, was an den offiziellen Wetterstationen verzeichnet wurde. Klar ist auch: Einfach so wird eine Zugskomposition nicht meterweit aus den Gleisen gehoben.

In beiden Fällen handelt es sich um Schmalspurbahnen. Das bedeutet, dass der Schienenabstand statt der sonst üblichen 1,4 Meter nur rund 1 Meter beträgt, die Zugskompositionen sind entsprechend leichter. Beide Unfälle ereigneten sich zudem auf offenen und damit exponierten Streckenabschnitten. Offen bleibt, ob die Windböen allein genug Wucht hatten, um die Züge aus den Schienen zu kippen oder ob etwa Gegenstände auf den Gleisen zum Entgleisen führten. Die Ursachen der Unfälle werden nun untersucht.

Über 100 Schadensmeldungen

Im Kanton Bern gingen zwischen 14 und 21.30 Uhr über 100 Meldungen zu Sturmschäden ein, wie die Kantonspolizei am Abend mitteilte. In Jegenstorf wurde ein Mann in einem Hühnerstall eingeklemmt und verletzt. Ansonsten betrafen die Meldungen vor allem Bäume, die Strassen blockierten oder auf Fahrzeuge gestürzt waren, sowie umgefallene und herumfliegende Gegenstände.

Meteo Schweiz warnte vor teils «erheblicher Gefahr» (Stufe 3 von 5). Es handle sich um die stärkste Sturmlage seit Jahresbeginn, sagte eine Meteorologin dieser Zeitung. Die heftigste Phase des Sturms war bis Freitag, 17 Uhr, erwartet worden.

flo, tag