Kolumne «Dorfgeflüster»Es bibbern die Bäume
Am Seeufer zwischen Horgen und Wädenswil tauchen immer mehr Spuren des Bibers auf. Zum Leid des einen oder anderen Baumes.
Es passiert des Nachts. Dann kriecht im Schutze der Dunkelheit die Kreatur aus ihrem Bau hervor und macht sich mit ihren langen scharfen Zähnen auf die Suche nach Beute. Durchbrechen die ersten Sonnenstrahlen im Morgengrauen die Nacht, verschwindet meist auch das Wesen wieder und man findet nur noch seine in Baumstämme hinterlassenen Bissspuren. Was wie eine alte Legende klingt, ist auf dem Seeuferweg zwischen Wädenswil und Horgen Tatsache.
Doch wer nagt so spät bei Nacht und Wind? Das Wesen ist eher süss als furchteinflössend. Seit diesem Jahr hat ein Biber Einzug in der Region gehalten. Es ist der erste seit vielen Jahrzehnten, der sich am Zürichsee einquartiert hat. Das Revierzentrum befindet sich zwar nicht im See selbst, sondern im Naturschutzgebiet der Halbinsel Au. In den Schilfhainen des Zürichsees ist der zweitgrösste Nager der Welt aber dennoch unterwegs. Und hinterlässt dort immer mehr Spuren.
Wer in den letzten Monaten vom Meilibach in Richtung Horgen lief, traf vermehrt auf angeknabberte Baumstämme direkt am Wasser. Die ersten Spuren wurden im letzten Winter sichtbar. Eine Leserin meldete sich bei dieser Zeitung, als sie eine für Biber typische Einkerbung in einem Stamm gefunden hatte. Unterdessen mussten noch ein paar Bäume mehr hinhalten.
Während bei manchen nur die Rinde angefressen ist, hat es den einen oder anderen Baum schon übel in Mitleidenschaft gezogen. Einer der Bäume auf besagter Strecke steht unterdessen nicht mehr am See, sondern liegt darin. Die Spuren am Stamm weisen eindeutig auf einen Biber. Das Holz für seinen Bau abtransportiert hat er bisher noch nicht.
Was die Bäume zum bibbern bringt, dürfte die Biber-Fans freuen. Denn unsicher war bisher, ob der Nager nur auf der Durchreise ist oder ob er am Zürichsee auch länger sesshaft wird. Den Spuren an den Bäumen nach scheint es ihm hier aber zu gefallen.
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