Waffenruhe im Sudan gebrochenErneute Luftangriffe treffen Krankenhaus
Auch nach einer weiteren angekündigten Waffenruhe gibt es keine Feuerpause im Sudan. Laut Berichten soll es zu Luftangriffen in der Hauptstadtregion kommen. Der UN-Sicherheitsrat will erneut über die Lage im Land beraten.
Trotz einer seit Mitternacht geltenden Waffenruhe ist es am Dienstag in der Hauptstadtregion des Sudans laut Medienberichten erneut zu Luftangriffen gekommen.
Dabei soll die Stadt Omdurman, die unmittelbar an die Hauptstadt Khartum angrenzt, in den Fokus gerückt sein. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete, dass bei den Gefechten auch ein Krankenhaus getroffen wurde. Bereits am Montag hiess es, dass der UN-Sicherheitsrat laut Diplomatenkreisen am Dienstagnachmittag New Yorker Zeit (wahrscheinlich gegen 21:00 Uhr MESZ) zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen soll.
Unterdessen gingen am Dienstag die Evakuierungsflüge ausländischer Staatsbürger aus dem Sudan weiter. Frankreich meldete, 538 Menschen aus dem umkämpften Sudan ausgeflogen zu haben. Die Niederlande evakuierten nach Angaben des Aussenministeriums bisher rund 120 Menschen aus dem Land am Horn von Afrika. (Lesen Sie hier auch zur Operation raus aus Khartum: Schweizer Botschaftspersonal evakuiert)
Im Sudan sind vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen dem Militär und Paramilitär ausgebrochen. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, will mithilfe des Militärs seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo entmachten, den Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). (Mehr zum Machtkampf sudanesischer Truppen: Wer im Sudan welche Interessen verfolgt – und wer vermitteln könnte)
Die beiden hatten die Führung des Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen. Bei den Kämpfen sind nach WHO-Informationen mindestens rund 460 Menschen umgekommen und fast 4100 verletzt worden. Die wahre Zahl dürfte aber deutlich höher liegen.
WHO: Zentrales Labor von Kämpfern besetzt
Besorgnis löste zudem eine Meldung der WHO aus. Demnach sei ein zentrales medizinisches Labor von Kämpfern besetzt worden, sagte ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Mitarbeiter seien rausgeworfen worden. In dem Labor sei biologisches Material gelagert, das auf keinen Fall freigesetzt werden dürfe, warnte der WHO-Vertreter im Sudan, Nima Saeed Abiden.
Auch die medizinische Versorgung geriet immer weiter unter Druck. Ein Materiallager des Roten Kreuzes sei geplündert worden, berichtete der Vertreter der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Farid Aiywar. Deshalb könnten Krankenhäuser kaum noch mit Medikamenten und anderem Material unterstützt werden.
SDA/aru
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