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Wendy Bruce-Martin wird Cheftrainerin
Erfolg um jeden Preis? Nicht mit ihr

1992 Olympia-Medaillengewinnerin, jetzt Cheftrainerin in der Schweiz: Wendy Bruce-Martin (48).
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Der Name klingt vertraut – und ist doch ganz anders. Denn er steht für ein neues Zeitalter an der Spitze des Frauen-Kunstturnens in der Schweiz. Für einen Neubeginn. Für eine neue Kultur, hoffentlich.

Wendy Bruce-Martin heisst die neue Cheftrainerin der Schweizer Kunstturnerinnen. Sie folgt auf Fabien Martin, mit dem sie weder verwandt ist noch die Nationalität teilt: Bruce-Martin ist US-Amerikanerin. Unter ihrem Ledigenname Wendy Bruce hat sie 1992, als 19-Jährige, an den Olympischen Spielen teilgenommen und mit dem US-Team Bronze gewonnen, an der Seite von Shannon Miller oder Kerri Strug. Sieben Jahre umfasst ihre internationale Turnkarriere, 2010 wurde Bruce-Martin von USA Gymnastics in die Hall of Fame aufgenommen.

Bronze in Barcelona: Als 19-Jährige wurde Wendy Bruce (2. von links) mit den fünf anderen Amerikanerinnen Dritte im Teamfinal der Olympischen Spiele.

Der Franzose Fabien Martin wurde Anfang September vom Schweizerischen Turnverband entlassen, nachdem dessen Ethikkommission Vorwürfe gegen Martin begründet gesehen hatte, die frühere Nationalkaderturnerinnen in den «Magglingen-Protokollen» geäussert hatten. Diese Berichte hatten im vergangenen Jahr das Schweizer Turnen durchgeschüttelt. Martin scheiterte aber auch an sportlichen Vorgaben, das Team stagnierte. Auch der restliche Trainerstaff musste gehen.

US-Coach Anthony Retrosi als Interimschef und Wendy Bruce-Martin als dessen Assistentin füllten ab Oktober das Vakuum, das nach der Trennung von Martin entstanden war, die kurz zuvor zurückgetretene Giulia Steingruber diente als Bindeglied. Bei den teilweise sehr jungen Turnerinnen im Nationalkader kam die Konstellation an, sie lobten die Arbeit des Trainerteams aus Übersee, und dieses wiederum pries den positiven Einfluss, den Steingruber hatte, als Mentorin, als «grosse Schwester». Inzwischen hat die Ostschweizerin beim Berner Turnzentrum ihre Arbeit aufgenommen, wo sie im Marketing arbeitet und daneben ihre Trainerausbildung weiterführt.

Einem Background-Check unterzogen

Vor wenigen Wochen schrieb der STV den Posten der Cheftrainerin (oder des Cheftrainers) öffentlich aus, als Zeichen der Transparenz, doch der Führung war schnell klar, dass sie Bruce-Martin wollte. «Sie war früh unsere Wunschkandidatin», sagt David Huser, der Chef Spitzensport. Sie habe schnell als Trainerin und durch ihre hohe Sozialkompetenz überzeugt und zu den Turnerinnen eine gute Beziehung aufgebaut, erklärt er. Trotzdem habe er Bruce-Martin (wie auch Retrosi) mit der Unterstützung des Weltturnverbandes FIG einem Background-Check unterzogen, schreibt der STV.

Die 48-jährige Texanerin ist nicht nur Trainerin, sie arbeitet zudem als Psychologin und Mentaltrainerin, ausserdem sitzt sie im «Safe Sports Committee» von USA Gymnastics, das nach dem Skandal um Larry Nassar gegründet wurde, um den Schutz von Turnerinnen zu verbessern. Neben ihrem Job in der Schweiz behält sie Beratermandate in den USA, ihr Vertrag beim STV ist unbefristet. In den kommenden Wochen will sie zusammen mit der STV-Führung ihr Trainerteam zusammenstellen, und dabei gebe es eines nicht: «Erfolg um jeden Preis.» Dazu habe sie zu viel erlebt in ihren 45 Jahren im Turnsport. Diese Mentalität soll sich tief in den Nachwuchsstufen verankern.

Nach den turbulenten Monaten beim Turnverband geht es mit Bruce-Martin nicht nur darum, nach dem Abgang der langjährigen Vorzeigeturnerin Steingruber den sportlichen Umbruch voranzutreiben. Vor allem gilt es, das Vertrauen ins Schweizer Frauen-Kunstturnen wiederherzustellen. Diesen Kulturwandel anzugehen, den die neue STV-Direktorin Béatrice Wertli anstrebt. «Vertrauen muss wachsen, das braucht Zeit», sagt Bruce-Martin dazu. «Mich treibt die Leidenschaft an, dass es den Athletinnen künftig besser geht.»

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